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Ein Wochenende bei der Ski-WM in Garmisch - mal ganz abseits der Rennstrecken.

Garmisch-Partenkirchen - Ausruhen, durchatmen, Kräfte sammeln: Der heutige Dienstag ist der zweite Ruhetag der alpinen Ski-WM - und einer, der ganz gelegen kommt. Garmisch-Partenkirchen hat den ersten großen Ansturm hinter sich. Nicht nur an den Strecken, sondern vor allem auch auf der Partymeile der Stadt.

Es ist Ruhetag, es ist so etwas wie Halbzeit, und auch wir wollen die Gelegenheit nutzen, kurz innezuhalten und zurückzublicken. Es gibt schließlich einiges zu verarbeiten.

Im Sport, das haben wir vorher gewusst, muss man auch mit Niederlagen umgehen können. Und seit Freitagabend wissen wir auch, dass nicht nur der Sport die Chance auf diese Erfahrung bietet, sondern auch das Rahmenprogramm. Das vergangene Wochenende jedenfalls hatte mit solch einer Niederlage begonnen.

Es war ja nicht irgendein Wochenende, sondern das erste dieser Ski-WM, dazu das, an dem bei Damen und Herren die Abfahrt ausgetragen wurde. Und somit war es auch das Wochenende, an dem Garmisch-Partenkirchen seinen ersten großen Ansturm zu bewältigen hatte. An den Strecken wollten die Menschen Weltklasse-Leistungen sehen, in der Stadt wollten die Menschen selbst Top-Leistungen bringen - im Feiern. Das, so dachten wir, sollte man mal gesehen haben.

Wir starteten am Freitag - wollen vorab aber noch einmal kurz weiter zurückblicken. Eine unserer ersten Begegnungen in Garmisch waren vor über eine Woche nämlich die Zipfi-Zapfi-Buam. Die sind zu zweit, heißen Gerhard und Dennis und sind nicht nur der wichtigste Programmpunkt in der Holzhütte am Marienplatz, sondern auch der einzige. Wir hatten damals ein wenig Mitleid mit den beiden, weil sie nicht viele Fans und noch zwei Wochen vor sich hatten. Also dachten wir uns am Freitag: Gehen wir die beiden unterstützen. Doch das war der ganz und gar falsche Ansatz.

Denn Gerhard und Dennis hatten unser Mitleid nicht mehr nötig. Wir standen vor der Hütte, die mit dem "Peaches" und dem "Musik-Café" eine Art Feier-Trio für alle Geschmacksrichtungen bildet, aber da standen auch zwei kräftige Jungs in schwarzen Jacken und mit strengem Blick. Da war klar: Wir gehören nicht mehr dazu. Das war eine Niederlage. Wir zogen weiter.

Es gab an diesem Freitag schließlich auch Hochkarätigeres für die Ohren als die Zipfis. Auf der Bühne, wo sonst die Medaillengewinner mit lauten Fanfaren, prunkvollen Zeremonien und buntem Feuerwerk geehrt werden, spielte die Berliner Hip-Hop-Combo Culcha Candela. Wir wussten, womöglich schrauben wir das Durchschnittsalter in die Höhe. Was wir nicht wussten: Der Kurpark war so voll, dass die Jungs, die hier gelbe Jacken trugen, wieder nur den Kopf schüttelten. Also zogen wir wieder weiter. 

Die Fußgängerzone von Garmisch wurde zu einer Art Pilgerpfad.

Die Fußgängerzone von Garmisch wurde so zu einer Art Pilgerpfad, was nicht ganz so schlimm war, weil es ja ganz nett ist hier. Die Schaufenster sind dekoriert mit Bildern und Utensilien der Ski-Stars, sie haben Buden aufgestellt, Heizstrahler positioniert und den Vorrat an Glühwein aufgefüllt. Es war viel los, und plötzlich hatten wir doch noch unser Live-Erlebnis. Vor dem Hotel Alpenhof standen die 18-Stunden-Musiker, eine Art Culcha Candela für Karnevalisten, die zwar keinen Hip-Hop spielen, dafür aber Guggenmusik. Sie spielten "Sweet Caroline", wir wippten ein wenig mit, dann war der Abend irgendwann zu Ende. 

Der Samstag verlief ähnlich wie der Freitag - mit kleinen, aber feinen Unterschieden. Gut, bei den Zipfis war's wieder brechend voll, vor dem "Peaches", wo alle Bode Miller und Erik Guay feiern sehen wollten, war die Schlange auch ellenlang, aber im Kurpark gab's noch freie Plätze. Auf der Bühne stand diesmal Christina Stürmer. Die Sängerin ist in Österreich ein Star, Maria Riesch ist ein Fan von ihr, also hörten wir ihre Lieder, die wir nicht kannten. Wir aßen einen Schnitzelburger, fragten die Dame im Souvenirshop nach den Verkaufsschlagern, bekamen die überraschende Antwort "Handschuhe und Mützen", und dann hörten wir endlich einen vertrauten Text. Frau Stürmer sang: "Ich lebe." Später sagte sie: "Die Stimmung hier ist extrem geil."

Wir zogen weiter durch den Kurpark, wo nicht nur die Bühne steht, sondern auch die Hütte des Deutschen Skiverbands und der Tirol-Berg, die österreichische Feierzentrale unter Zeltdach. Dort saß Lothar Matthäus mit einer Psychologiestudentin, die jetzt seine neue Freundin ist, der Schauspieler Fritz Wepper war da, auch Dschungel-Amazone Gitta Saxx. Ein paar Meter weiter haben die Macher der Münchner Nobeldisco P1 das alte Kongresshaus in einen Club umfunktioniert. Dort kann man sich wichtig fühlen, die Türsteher faseln immer etwas von Gästeliste, weshalb wir verzichteten. Den Sonntag gab's ja auch noch.

Und der Sonntag war ein guter Tag. Maria Riesch hatte Bronze geholt, wir hatten eine Pizza Calabrese bei Enzo, und der Andrang im Garmischer Nachtleben war wieder deutlich überschaubarer. Der erste große Ansturm war vorbei, die WM-Macher aber zufrieden. "Garmisch-Partenkirchen zeigt sich nicht mehr alt und verstaubt, sondern als stimmungsvoller Ort", sagt OK-Chef Peter Fischer. Wir können das, wenn auch als teilweise Außenstehende, bestätigen. Am Sonntag musten wir dann aber noch eine weitere Niederlage hinnehmen. Die Eishockey-Jungs vom SC Riessersee verloren gegen EV Füssen in der Oberliga 2:3. Vor der Verlängerung spielten sie "Sweet Caroline", und wir dachten daran, dass DJ Ötzi auch noch nach Garmisch kommt.

Dann verließen wir die Eishalle, wir brauchten ein Erfolgserlebnis, und siehe da: Bei den Zipfi-Zapfi-Buam wurden wir eingelassen. Sie brauchen uns eben doch - wenn nicht gerade Freitag oder Samstag ist.