Claudia Nystad bei den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver. Foto: dpa

Nach drei Jahren Pause kehrt die Langläuferin Claudia Nystad in den Weltcup zurück und will eine Verstärkung für das deutsche Team sein. Das Ziel der Olympiasiegerin heißt Sotschi 2014.

Nach drei Jahren Pause kehrt die Langläuferin Claudia Nystad in den Weltcup zurück und will eine Verstärkung für das deutsche Team sein. Das Ziel der Olympiasiegerin heißt Sotschi 2014.

Kuusamo - Eigentlich hätte sie ja für diese Erkenntnis nicht drei Jahre investieren müssen.Vermutlich hätte es jemanden gegeben, der Claudia Nystad hätte sagen können, dass es mit den Glücksgefühlen in einem Studium der Wirtschaftsinformatik so eine Sache ist. Aber gut, sie wollte es ausprobieren – und weiß jetzt: „Der Langlauf ruft bei mir Emotionen hervor, wie es die Studienzeit nie geschafft hat.“ Deshalb startet sie an diesem Wochenende wieder im Ski-Weltcup.

Aufhören, was anderes ausprobieren, wieder einsteigen – das klingt alles recht simpel. In Wirklichkeit aber war es ganz anders. Und konsequenter, schließlich war Claudia Nystad noch nie eine, die rein aus dem Bauch heraus Entscheidungen getroffen hat. Ihr Rücktritt als Leistungssportlerin nach den Olympischen Spielen 2010 in Vancouver jedenfalls war wohlüberlegt. Auf dem Höhepunkt abtreten (mit dem zweiten Olympia-Sieg) – das schafft nicht jeder. Und auch das neue Leben als Studentin führte die heute 35-Jährige konsequent, lernte bewusst eine andere Seite kennen und hatte bald ihren Abschluss in der Tasche. Aber auch das Gefühl, dass ihr der Leistungssport doch fehlt.

„Training, das, bei dem man an die Schmerzgrenze gehen musste, hat mir immer gefallen“

„Ich hatte immer wieder Sehnsucht“, erinnert sie sich und gibt zu: „Die Comeback-Pläne haben immer in mir geschlummert, von Saison zu Saison ist das gewachsen.“ Auch, weil Nystad keine ist, die man zu hartem Training überreden muss. „Das Training, das, bei dem man an die Schmerzgrenze gehen musste, hat mir immer gefallen“, sagt die Langläuferin und erzählt, wie sie ihr Pensum schon zu Studienzeiten immer mehr gesteigert hat. Erst sieben Stunden pro Woche, dann 15, dann in Intervallen – und am Ende die Anfrage beim Deutschen Skiverband (DSV), wie eine Rückkehr denn ankommen würde. Der entscheidende Mann auf Seiten des DSV war Frank Ullrich – und die Begeisterung war riesig. „Ich bin unheimlich glücklich, dass sie diesen Schritt gewählt hat“, sagt der Langlauf-Bundestrainer, der sich schon im Sommer sicher war: „Claudia wird unser Team verstärken – sportlich und charakterlich.“

Im Frühjahr hat die Rückkehrerin bereits Rennen bestritten, den Sommer über hat sie an Ausdauer, Kraft und Technik gearbeitet und sich nebenbei den Fragen der jüngeren Kolleginnen gestellt. „Sie hat sich eingebracht als Mama der Kompanie“, sagt Ullrich. Vor allem aber hat sie sich für eine Nominierung für den Weltcup-Auftakt empfohlen. „Ich wollte den Wettkampf einfach noch einmal annehmen“, sagt Nystad, die stolz verkündet: „Eigentlich werte ich das Ganze jetzt schon als gelungen.“ Sie sagt aber auch: „Ich will es auch ausreizen.“

Was bedeutet: Claudia Nystad will eine Verstärkung des deutschen Teams sein, dem es an Nachwuchs mangelt. Zwei Jahre hat sie nochmals für den Langlaufsport eingeplant. Und sie will bei den Olympischen Spielen in Sotschi in die Loipe gehen. Dass es auf dem Weg dahin „harte Phasen gibt, weiß ich von früher“, versichert die Hobby-Künstlerin. Was sie mittlerweile besser weiß: Damit umzugehen. Denn neben einer beruflichen Perspektive hat ihr das Studium noch etwas anderes gegeben: Innere Ruhe. „Die Erholung tat mir gut“, sagt Nystad, „ich bin ruhiger geworden, das gibt mir Kraft.“

Sollte sich ab diesem Wochenende in Kuusamo der sportliche Erfolg wieder einstellen, geht ihr alles sicher noch lässiger von der Hand. Das Risiko, ihren Ruf als Ausnahmekönnerin aufs Spiel zu setzen, sieht sie nicht: „Wenn es nicht klappt, ist es auch nicht so schlimm.“ Davon ist nicht auszugehen. Wie gesagt: Unausgegorene Sachen macht Nystad nicht. Selbst für die Zukunft hat sie schon wieder Pläne. „Mit 37 will ich langsam an die Familienplanung denken.“ Zuvor soll aber noch ein anderer Plan aufgehen: „Wenn ich mich für Sotschi qualifiziere, betrinke ich mich ordentlich und feiere.“ Klingt nach Studienzeit – nur viel emotionaler.