Zurück im Weltcup: US-Star Bode Miller Foto: Getty Images Europe

Nach einer langen Zwangspause kehrt Bode Miller in dieser Woche in den Weltcup-Zirkus zurück – allerdings nicht frei von Sorgen. Dem Skirennläufer fehlt nach einer Operation noch die Kraft.

Wengen - Die Weltcup-Abfahrt in Wengen zählt zu den Klassikern im alpinen Ski-Wintern. Und in den vergangenen Jahren hat auch Bode Miller die Strecke am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau lieb gewonnen. Zweimal triumphierte der US-Amerikaner am Lauberhorn bereits – doch nun macht ihm Wengen doch ein wenig zu schaffen.

„Derzeit“, sagte Miller am Dienstag nach dem ersten Training für die Abfahrt am Samstag, „reicht meine Kraft hier nur für 50 Sekunden.“ Das Problem dabei: Die Abfahrt in Wengen ist die längste im Weltcup, am Dienstag war der Österreicher Matthias Mayer der Schnellste – der Olympiasieger war 2:36,52 Minuten unterwegs. Und Miller meinte: „Um ehrlich zu sein, hat mich meine Fitness ein wenig enttäuscht.“ Verwunderlich ist die aber nicht.

Für Bode Miller nämlich ist das Lauberhornrennen nicht ein weiteres in der bisherigen Weltcup-Saison. Es ist das Erste. Und weil er den Beginn des Winters wegen Rückenproblemen und einer Operation mitte November verpasst hat, fragen sich viele, warum sich Bode Miller überhaupt noch auf die Rennpisten begibt. Seine Antwort: „Ich liebe es noch immer, Rennen zu fahren.“ Und: „Es steckt noch was in mir.“ Doch es gibt auch Fakten, die auf anderes hindeuten.

Zum Beispiel auf einen immensen Verschleiß. 37 Jahre ist Bode Miller mittlerweile alt, 438 Weltcuprennen hat er in 16 Jahren bestritten, fünfmal war er bei Olympischen Spielen am Start, dazu kommen sein nicht gerade körperschonender Fahrstil, der eine oder andere Sturz und mehrere Verletzungen. Allein vor dem vergangenen Winter hatte Bode Miller eineinhalb Jahre pausieren müssen. Sein folgendes Comeback allerdings war erstaunlich.

Leichter, fitter, eingestellt auf das mittlerweile veränderte Material und einigermaßen erholt von einem schweren Schicksalsschlag – dem überraschenden Tod seines Bruders – siegte er beinahe auf der Streif in Kitzbühel und holte in Sotschi Olympia-Bronze im Super-G. All das gab nochmal neuen Mut, weshalb er vor Beginn der laufenden Saison durchaus Ansprüche anmeldete. „Ich bin zwar alt“, sagte Miller, „aber noch nicht kaputt. Um meine Fähigkeiten mache ich mir keine Sorgen.“ Und selbst im Rennen um den Gesamtweltcup solle man ihn lieber auf dem Zettel haben. Doch dann kamen die Schmerzen – und doch Gedanken an ein Karriereende: „Wenn ich mich nicht mehr renntauglich fühlen sollte, ist der Rücktritt nicht mehr weit.“ Doch nun wagt Bode Miller sein nächstes Comeback

Sein noch fehlender Sieg auf der Streif in Kitzbühel mag eine Rolle spielen, natürlich auch die Heim-WM in Vail, die am 2. Februar beginnt. Fraglich ist nur, ob Bode Miller, dessen Frau Morgan schwanger ist, zu all diesen Gelegenheiten die Rennski anschnallen kann. „Ich schaue jetzt einmal von Tag zu Tag“, sagte er am Dienstag in Wengen – ließ aber selbst einen Start am Lauberhorn offen: „Derzeit fehlt mir die Kraft für den unteren Teil.“ Was gerade am Fuße von Eiger, Mönch und Jungfrau ein echtes Problem ist.