Schnell und fleißig: Marco Odermatt ist der neue Schweizer Skistar. Foto: imago images/Eibner Europa/Eibner-Pressefoto/EXPA/Groder via www.imago-images.de

Marco Odermatt ist der neue Skistar der Schweiz. Ihn zeichnen Heimatverbundenheit und Trainingseifer aus – und das mögen seine Fans.

Stuttgart - Mit dem Erfolg kommt es zu den üblichen Reflexen. „Odermatt zeigt seine Freundin“, titelt der die Schweizer Tageszeitung „Blick“ auf ihrer Internetseite. Die Frau an der Seite des Skirennläufers Marco Odermatt ist blond und heißt Stella Parpan. Die 23-Jährige hat ihre Ausbildung zur Krankenschwester erfolgreich beendet und studiert jetzt Medizin.

Dass die Schweizer Öffentlichkeit von der Studentin dieser Tage über die Medien Notiz nehmen darf, hat einen simplen Grund: Ihr Freund fährt in der jungen alpinen Saison die Konkurrenz in Grund und Boden. Er gewann den Riesenslalom in Sölden, den Super G in Beaver Creek sowie einen weiteren Riesenslalom, und zwar in Val d’Isère. In Gröden steht an diesem Freitag der nächste Super G auf dem Programm. Da könnte man von einem Lauf sprechen, den Odermatt in diesem Skiwinter hat. Doch es ist sehr viel mehr: Die Schweiz darf wieder stolz sein auf einen echten Superstar im alpinen Zirkus. Waren die Augen in den vergangenen Jahren noch auf den „Kugelblitz“ Beat Feuz gerichtet, schaut das kleine Land mit den großen Bergen jetzt auf Marco Odermatt.

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Was macht ihn so sympathisch für die Eidgenossen? Der gute Mann ist Schweizer mit Leib und Seele und traditionsbewusst. Er kommt aus Buochs am Vierwaldstättersee, einem Ort, an den die Schweiz mal abgesehen von Matterhorn und Jungfraujoch am schönsten ist. „Nimm dir einen Tag frei, fahre nach Buochs, suche Dir eine saftige Wiese oder einen anderen schönen Ort und genieße die wunderbare Luft, die wunderbare Gegend“, schreibt Odermatt auf seiner Internetseite. Dafür könnte ihm die Schweizer Tourismusbehörde eine hübsche Summe überweisen. Doch Odermatt macht das nicht, um plump die Werbetrommel zu rühren. Er tut es, weil er Schweizer aus Überzeugung ist.

Menschen, die seinen Nachnamen tragen, gibt es viele in der Schweiz, wie er herausgefunden hat. „Mittlerweile gibt es fast 6000 Odermatts“, sagt er. Ob Fußballer, Skirennläufer oder Regisseur – fast alle von ihnen kommen aus der Zentralschweiz. „Und sie alle lieben ihre Heimat – so auch ich“, sagt Marco Odermatt, für den ein Leben an einem anderen Ort überhaupt nicht in Frage kommt. Er lebe deshalb auch immer noch so gerne daheim in Buochs – „bei meinen Eltern Priska und Walti und meiner Schwester Alina“.

Immer auf dem Boden bleiben

Was an ein idyllisches Landleben im besten Heidi-Stil erinnert, ist nichts weiter als ehrliche Heimatverbundenheit. Odermatt ist einer dieser Naturburschen, die wissen, wo sie herkommen, und die auf dem Boden bleiben, selbst wenn ihre Karriere durch die Decke geht. Auch Didier Cuche war so. Rekordsieger auf der Streif in Kitzbühel – aber im Grunde seines Herzens ein ganz normaler Bursche, dem der Erfolg nie zu Kopf gestiegen ist. Und der auch nie den Respekt vor der Höllenabfahrt am Hahnenkamm verlor. Demut und ein allürenfreies Dasein – das sind Merkmale, die die Schweizer an ihren Sporthelden so schätzen, egal, ob sie Odermatt heißen oder Cuche oder Federer.

Was macht Marco Odermatt auf der Piste so stark? „Er ist ein abnormal guter Skifahrer und mental stark“, sagt der Swissski-Trainer Helmut Krug, ein Tiroler, der die Mannschaft sonst nicht überbordend mit Lob ausstattet. „Ich höre das so zum ersten Mal, normalerweise rühmt er uns nicht in dieser Art und Weise“, reagiert der 24 Jahre alte Skirennläufer lächelnd auf die schönen Worte. Bei Odermatt kommt der Coach eben nicht umhin, auch ein bisschen ins Schwärmen zu geraten. Er sei ein Hochkaräter, das habe man schon in der Jugend oder bei Junioren-Weltmeisterschaften gesehen, meint der Coach. In der Tat hat Odermatt bei Junioren-Weltmeisterschaften sechs Goldmedaillen und einmal Bronze abgeräumt.

Das kleine Wunder

Völlig aus dem Nichts kommen seine starken Leistungen in diesem Winter nicht. Schon in der vergangenen Saison holte er drei seiner bislang sieben Weltcupsiege. Einer der Erfolge kam sogar einem kleinen Wunder gleich. Ende November 2021 verpasste er das Parallelrennen in Lech, weil er sich mit Covid 19 angesteckt hatte und in Quarantäne musste. Odermatt zeigte nur leichte Symptome, so dass er am 5. Dezember beim Riesenslalom von Santa Caterina schon wieder an den Start gehen konnte und Dritter wurde. Zwei Tage später gelang ihm am selben Ort dann der erste Riesenslalom-Erfolg seiner Karriere. Der letzte Weltcupsieg eines Schweizers in dieser Disziplin gelang Carlo Janka im Jahr 2011 – also stand die Schweiz damals Kopf wegen Odermatt.

An seinem Fahrstil bewundern sie, dass alles so leicht aussieht. In Wirklichkeit aber steckt dahinter die harte Arbeit eines aufrichtigen und fleißigen Sportlers. „Das bin ich meinen Fans schuldig“, sagt Marco Odermatt im Hinblick auf seinen Eifer. Das klingt zwar pathetisch, er meint es aber ernst.