Viktoria Rebensburg zeigt stolz ihren Pokal. Foto: APA

Mit neuer Angriffslust fährt die deutsche Skirennläuferin Viktoria Rebensburg zum Sieg in Sölden.

Sölden - Viktoria Rebensburg hatte ihr Versprechen artig eingelöst. Bei der Siegerehrung ließ sich die deutsche Rennläuferin im Dirndl blicken. Dazu gab sie freudestrahlend auch noch eine kleine, aber feine Tanzeinlage zum Besten. Was war das doch für ein glanzvoller Auftakt in den Skiwinter! Die Kreutherin gewann erstmals seit eineinhalb Jahren wieder ein Weltcuprennen. Es war ihr 14. Erfolg.

Die US-Rennläuferin Mikaela Shiffrin leistete sich einen fehlerhaften zweiten Lauf, aber das war es nicht, weshalb Rebensurg siegreich war. An dem traumhaften Samstag in Sölden präsentierte sich die Bayerin so angriffslustig wie früher. „Vicky hat einfach Gaudi am Skifahren, das ist mir wichtig“, sagte der erst im April installierte Frauencoach Jürgen Graller nach dem Meisterstück seiner Nummer eins. „Das war ein hammermäßiger Einstieg in die Saison“, meinte derweil Rebensburg und ballte die Faust.

Neuer Trainer, neuer Schwung

Unter Jürgen Graller hat Viktoria Rebensburg offenbar wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Das Training macht ihr Spaß, vor allem auch deshalb, weil deutlich mehr Tage auf Schnee geübt wird als früher. Nun hofft der Trainer, dass der Auftaktsieg auch bei den anderen deutschen Frauen ein gewisses Feuer entfacht. Seit Maria Höfl-Riesch vor dreieinhalb Jahren ihre Karriere beendete, ist Rebensburg die Frontfrau – und steht in dieser Rolle mutterseelenallein da. Hin und wieder zeigen ihre Kolleginnen gute Ansätze, aber der Knoten will einfach nicht aufgehen. „Fakt ist, dass wir gute junge Mädels haben, sie müssen jetzt halt den nächsten Schritt machen“, sagt Rebensburg.

An die Olympischen Winterspiele in Südkorea denkt die dunkelblonde Bayerin noch nicht. „Das ist noch so weit weg. Natürlich hilft der Sieg, aber er hat jetzt keine große Relevanz für die Saison“, sagte die Rebensburg, die heilfroh war, dass das Rennen in ihrer Spezialdisziplin Riesenslalom vorbei war, weil die Anspannung so extrem gewesen sei. Acht Wochen lang hatte sie fast durchgängig trainiert. Rebensburg wollte einen Strich machen hinter die verkorkste Vorsaison, in der sie vor allem bei der WM in St. Moritz enttäuschende Vorstellungen abgab. Nun ist die Lockerheit wieder zurück. Die Frau aus der Abteilung Attacke wird schwer zu schlagen sein in diesem Winter, sollte sie ihr Niveau halten.

Veith glaubt an die Deutsche

Die Österreicherin Anna Veith, die selbst noch nach einer Verletzung wieder in die Spur kommen möchte, hält große Stücke auf Rebensburg. „Ich glaube das letzte Jahr war für die Vicky schwierig, weil sie im Herbst eine Verletzung hatte, aber heuer glaube ich, dass ihr sehr viel zuzutrauen ist“, sagt Veith über die Rivalin. Auch mit der Abfahrt kommt die Deutsche immer besser zurecht. Und was die Olympischen Winterspiele im Februar angeht, sieht Veith in Rebensburg eine der größten Konkurrentinnen überhaupt. „Die Vicky ist eine, die bei Großereignissen immer da ist. Mit ihr muss man rechnen.“

2010 bei den Spielen in Vancouver wurde Rebensburg Olympiasiegerin im Riesentorlauf. Das ist so lange her, dass man sich fast schon nicht mehr daran erinnert. Ihre Eltern befanden sich damals schon auf dem Rpückflug, sie konnten ja nicht ahnen, dass der zweite Durchgang wegen der Wetterkapriolen einen Tag später ausgefahren wurde. „Die Medaille liegt bei mir zu Hause auf einer Fensterbank. Wenn ich sie sehen will, hole ich sie aus der Filztasche heraus“, sagt Rebensburg, dieser Anblick motiviere sie in jedem Fall. In Südkorea könnte eine weitere Medaille dazukommen. „Auf der Fensterbank ist noch Platz“, sagt Viktoria Rebensburg und lacht.