EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und US-Präsident Trump haben den erbitterten Handelsstreit vorerst beigelegt. Foto: AP

Der Druck in den USA sei sehr groß, das Thema Strafzölle nicht noch weiter zu eskalieren, glaubt Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbau-Verbandes. Das habe wohl ein Einlenken des US-Präsidenten bewirkt. Für Jubel sei es aber noch zu früh.

Noch sind die Vereinbarungen zwischen US-Präsident Trump und EU-Kommissionspräsident Juncker zu wage, betont Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Maschinenbau-Verbandes VDMA. Aus Absichtserklärungen müssten nun konkrete Ergebnisse werden.

Berlin -

Herr Brodtmann, ist der Maschinenbau nach der Verständigung zwischen Juncker und Trump erleichtert?
Junckers Besuch in den USA hat mehr gebracht als im Vorfeld erwartet. Denn die USA und die EU haben sich grundsätzlich darauf verständigt, alle Industriezölle abzubauen und auch die technischen Handelshemmnisse einschließlich Standards anzugehen. Das ist eine gute Nachricht für den Maschinenbau und entspricht unseren Wunschvorstellungen. Konkret können wir in der aktuellen handelspolitischen Debatte froh sein, dass sich kurzfristig die Zollfrage nicht noch weiter verschärft.
Glauben Sie an ein wirkliches Umdenken beim Thema Strafzölle in den USA? Schließlich treffen die höheren Zölle auf Stahl und Aluminium auch amerikanische Unternehmen.
Ich glaube schon, dass derzeit auch der Druck in den USA sehr groß ist, das Thema Strafzölle nicht noch weiter zu eskalieren. Auch die amerikanische Automobilindustrie ist gegen den Aufbau weiterer Handelsschranken, und Trump musste Milliardensummen an die Farmer zahlen, die ihre Ernte nicht mehr nach China verkaufen können.
EU und USA wollen für Industrieprodukte Zollsenkungen auf null und den Abbau von Handelsbarrieren anstreben. Sehen Sie Chancen für ein neues Freihandelsabkommen?
Der Abbau der Industriezölle und die Beseitigung von technischen Handelshemmnissen wird nur in Form eines bilateralen Freihandelsabkommens möglich sein. Nur dann wären die Verhandlungen im Einklang mit den WTO-Regeln. Eine Hürde könnte dabei die WTO-Forderung sein, dass ein solches Freihandelsabkommen nahezu den gesamten bilateralen Warenhandel umfassen müsste. Man spricht hier von mindestens 95 Prozent des Warenaustauschs. Ob dies nur mit Industriegütern erreicht werden kann, ist zumindest fraglich.
Schon unter US-Präsident Obama war es unmöglich, über nicht tarifäre Handelshemmnisse zu verhandeln. Halten Sie das mit Trump für möglich?
Im Rahmen der vor knapp zwei Jahren eingefrorenen TTIP-Verhandlungen hatte die EU-Kommission auf unseren Wunsch hin mit der US-Seite auch über ein Maschinenbaukapitel zu den technischen Handelshemmnissen verhandelt, und es hatte dabei auch substanzielle Fortschritte gegeben. Deshalb bin ich optimistisch, dass auch bei diesem schwierigen Thema wieder etwas vorwärtsgeht.
Erst lobt Trump Zölle, jetzt ist er für deren Abschaffung. Ähnliche Positionswechsel gibt es zu Freihandelsabkommen. Wie belastbar ist die Einigung?
Das wird die Zeit zeigen. Es geht jetzt darum, aus den Absichtserklärungen konkrete Vorschläge und Maßnahmen zu erarbeiten. Wir können nur hoffen, dass sich Trump an seine Grundsatzzusagen hält.
Sind Sie nach der Einigung wieder optimistischer für die Konjunktur?
Ich war auch vorher nicht pessimistisch. Die Bücher bei den Maschinenbauunternehmen sind voll, und ein weltweiter Konjunkturabschwung ist aktuell nicht in Sicht. Aber natürlich: Je länger die handelspolitischen Unsicherheiten andauern, desto zurückhaltender werden die weltweiten Kunden. Deshalb wäre es wichtig, dass aus den Absichtserklärungen aus dem Rosengarten im Weißen Haus konkrete Verhandlungen mit Ergebnissen werden.