Dennis Zaiser skateboarded auf der Skaterbahn am Pragfriedhof. Foto: Leif Piechowski

Longboard, Street und Slalom – In Stuttgart gibt es mehr als eine Szene, die auf Skateboards unterwegs ist.

Stuttgart - Es fängt bei der Auswahl des richtigen Bretts an. Soll es ein Skateboard, ein Cruiserboard, ein Streetboard oder ein Longboard sein? Welche Rollen muss es haben, wie breit und wie konkav soll es sein?

„Man sollte beim Kaufen des Boards schon vorher wissen, was man fahren will. Ob man zum Beispiel Tricks üben will oder nicht“, erklärt Dennis Zaiser, 21, selbst Skater und Mitarbeiter des Skaterladens Kiste Skateshop. Unter dem im Alltag meist universell verwendeten Begriff Skateboarden verbergen sich mehrere Disziplinen, die fast schon eigene Sportarten darstellen, wie zum Beispiel das Longboarden, der Streetstyle oder der Slalom. Eines haben sie jedoch alle gemein: Die Kleidung spielt eine bedeutende Rolle. „Skater tragen Skaterklamotten und sonst nichts“, sagt Dennis Zaiser. Da geht es um die richtigen Schuhe mit speziellen Sohlen und Polsterungen oder die möglichst hohe Beinfreiheit durch Stretchhosen. Auch Marken und Motive der Boards spielen eine Rolle. „Bei einem Anfänger ist das weniger speziell, aber jemand, der länger dabei ist, positioniert sich dadurch schon“, sagt Uli Härle. „Das hat viel mit dem Idol zu tun.“

Die Longboarder fahren möglichst steile Strecken ab etwa einem Kilometer Länge herunter – und zwar auf Geschwindigkeit.

Bei den Skateboardern, auch Street- oder Parkboarder genannt, geht es vor allem um den besten Trick. Sie fahren und üben in Skateparks und auf der Straße – überall da, wo sich ein Spot findet, ein Platz zum Skaten. Die Kessellage Stuttgarts bringt steile Straßen und zahlreiche Treppen mit sich. Das lockt die Skater an. „Die vielen nah beieinanderliegenden Spots hier sind ein Grund, von außerhalb nach Stuttgart zu ziehen“, sagt Skater Matze Preisser, 22.

„Da ist man schon mal von zwei Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends unterwegs“

Die größte Szene in Stuttgart ist die der Street- und Parkskater, die Tricks machen. Beliebtester Treffpunkt der Stuttgarter Skater ist aktuell das Skateplaza, ein Skatepark am Pragfriedhof. Alternativ trifft man sich mit Freunden zu einer Session, um gemeinsam zu skaten. „Da ist man schon mal von zwei Uhr nachmittags bis 8 Uhr abends unterwegs“, sagt Dennis Zaiser.

Eine weitere Disziplin, das Slalomskaten, ist ein eher älterer Trend. „Slalom waren die Anfänge des Skateboards in den 60er und 70er Jahren“, sagt Tobias Bühner, ehemaliger Mitarbeiter des Trendsportfeld Ostfildern. Den Slalom einzuordnen ist nicht ganz einfach. Es geht zwar um Schnelligkeit und das Bergabfahren wie beim Longboarden, aber die Bretter sind doch eher den Skateboards ähnlich. „Man kann es wohl irgendwo in der Mitte ansiedeln“, meint Tobias Bühner.

„Ich bin froh, dass überhaupt was stattfindet, was mit vier Rollen, also der Materie im weitesten Sinn, zu tun hat“

Die Slalomskate-Weltmeisterschaft, die am Wochenende in Stuttgart stattfindet, begrüßt er. „Aber ich sehe das mehr aus Veranstaltersicht. Ich bin froh, dass überhaupt was stattfindet, was mit vier Rollen, also der Materie im weitesten Sinn, zu tun hat.“ Die Slalomfahrer stellen in der Skater-Szene in Stuttgart wohl eher eine Minderheit dar. „Das sind eher die älteren Skater. Ich kenne keine jüngeren Fahrer, die das machen“, sagt Uli Härle, 34, Leiter der Brettsportschule The Step. Auch Skater Michael Layer, 23, sagt: „Die Leute, die bei dieser WM mitfahren, sind nicht die bekannten Skater, die die Szene hier aktuell prägen.“ Matze Preisser bringt es auf den Punkt: „Das interessiert uns eher nicht.“ Es ist eben eine andere Sportart.

Diese Barrieren zwischen den verschiedenen Skater-Szenen ergeben sich teilweise aus den unterschiedlichen urbanen Gegebenheiten, die zum Beispiel ein Longboarder und ein Skateboarder brauchen. Die einen brauchen steile Straßen, die anderen Treppen und Geländer. Tobias Bühner erklärt: „Es ist keine Feindschaft, aber auch eben keine Freundschaft. Es passt einfach nicht zusammen.“

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