Prinz Andrew schweigt zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen ihn, obwohl er zugesagt hatte, die Justiz zu unterstützen. Die Anwältin des mutmaßlichen Opfers stellt Prinz Andrew nun mit einem XXL-Plakat auf einem Schulbus an den Pranger. Foto: dpa/Stefan Rousseau

Verwundert rieben sich Touristen am Buckingham-Palast in London die Augen. Mit einer provozierenden Botschaft an Prinz Andrew kurvte ein Schulbus umher. Und ein neuer Zeuge belastet ihn schwer.

London - Ein US-Schulbus mit einer Botschaft an Prinz Andrew ist mehrmals am Buckingham-Palast in London vorbeigefahren. Auf dem Fahrzeug prangte ein großes Plakat, auf dem geschrieben stand: „Wenn Sie diesen Mann sehen, dann bitten Sie ihn, das FBI anzurufen, um Fragen zu beantworten.“ Daneben waren links und rechts Bilder des 60-jährigen Royal zu sehen, der in den Missbrauchsskandal um den US-Multimillionär Jeffrey Epstein verwickelt sein soll. Hinter der Aktion steht die amerikanische Anwältin Gloria Allred, die mehrere Frauen in dem Skandal vertritt.

Prinz Andrew und der Fall Epstein

Epstein nahm sich im vergangenen Sommer in einer Zelle in New York das Leben. Ihm wurde vorgeworfen, über Jahre hinweg Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Andrew war mehrfach Übernachtungsgast in Epsteins Anwesen in den USA und der Karibik. Von den Machenschaften seines Freundes will er nichts mitbekommen haben. Eines der Opfer, Virginia Giuffre, wirft dem Herzog von York aber vor, er selbst habe sie missbraucht.

Die US-Amerikanerin gibt an, drei Mal zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein, in zwei Fällen sei sie erst 17 Jahre alt gewesen. Andrew bestreitet das. Er will sich nicht an Giuffre erinnern können. Einer der Vorfälle soll sich im März 2001 in London im Haus der damaligen Epstein-Partnerin Ghislaine Maxwell zugetragen haben. „Es war ekelhaft“, schilderte Giuffre in einem Interview.

Der Beschuldigte hat sich aus der Öffentlichkeit zurück gezogen

Andrew weist die Vorwürfe zurück. Nach einem katastrophalen BBC-Interview, mit dem er eigentlich seinen Ruf wiederherstellen wollte, ließ der Prinz seine royalen Aufgaben vorerst ruhen. Auch seine Beförderung zum Admiral liegt auf Eis. In der Öffentlichkeit ist er seit geraumer Zeit so gut wie gar nicht mehr zu sehen.

In den USA werden die Anwälte und Ermittler immer ungeduldiger. Andrew hatte zwar im November mitteilen lassen, dass er der amerikanischen Justiz helfen wolle, die Vorwürfe gegen Epstein und mögliche Mittäter aufzuklären. Doch es folgten offenbar keine Taten.

Auch die US-Amerikanerin Giuffre ist erbost. „Tick, tack Andy – es ist Zeit zu reden!!“, twitterte sie. „Mach das Richtige, wenn nicht für mich, dann für die unzähligen anderen Epstein-Opfer, die die Wahrheit verdient haben!“ Darunter veröffentlichte sie ein Suchplakat mit Foto des Royals und der Frage: „Haben Sie diesen Prinzen gesehen?“

Neuer Zeuge belastet Andrew schwer

Unterdessen berichten Medien, dass ein neuer Zeuge den Prinzen schwer belaste. Dieser habe der Boulevardzeitung „The Sun“ gesagt, er habe gesehen, wie sich Andrew auf einem Anwesen des US-Multimillionär Jeffrey Epstein einst an das mutmaßliche Missbrauchsopfer Virginia Giuffre herangemacht habe. Der Zeuge soll laut „Sun“ Epsteins Telefon- und Internetspezialist gewesen sein. An einem Tag Anfang der 2000er Jahre sei er auf die private Karibikinsel Little Saint James gerufen worden, um ein Telefonproblem zu beheben. Dort habe er eindeutige Szenen beobachtet. Laut „Sun“ sei der Zeuge bereit, unter Eid gegen Andrew auszusagen.