Die Barsängerin Deloris de Cartier alias Zodwa K. M. Selele bringt als Klosterfrau biederen Betschwestern den musikalischen Schwung bei. Foto: Stage Entertainment

Stage Entertainment entführt Musical-Fans ab 9. Dezember mit „Sister Act“ in ein wild bewegtes Kloster.

Stuttgart/Hamburg - Bis Dezember läuft „Sister Act“ noch in Deutschlands Musical-Hauptstadt Hamburg. Das Stück um die leicht heruntergekommene Barsängerin Deloris van Cartier, die durch ein Zeugenschutzprogramm ausgerechnet in einem Kloster landet, orientiert sich am gleichnamigen US-Kinofilm mit dem Hollywood-Star Whoopi Goldberg. Allein in Deutschland begeisterte der Film seit 1992 fünf Millionen Kinobesucher. Film und Musical ähneln sich nur in der Handlung, die Musik des Musicals ist eine Komposition im Discosound des achtfachen Oscar-Gewinners Alan Menken, der unter anderem Songs aus den Disney-Filmen „Verwünscht“, „Aladdin“, „Die Schöne und das Biest“ oder „Arielle, die Meerjungfrau“ komponiert hat.

Für den Erfolg im Hamburger Operettenhaus garantieren Darsteller wie Zodwa K. M. Selele als Deloris van Cartier, Doris Kunstmann als Mutter Oberin, Mathieu Boldron als Polizist und Cush Jung als Gangster. Als am Mittwochabend Zodwa K. M. Selele krankheitsbedingt ausfällt, muss ihre Vertreterin ran: Peti van der Velde meistert die Rolle der Deloris mit Bravour – nicht zuletzt deshalb, weil im Zusammenspiel mit dem Ensemble jede Geste sitzt.

In Stuttgart löst „Sister Act“ Udo Jürgens’ „Ich war noch niemals in New York“ ab, das erfolgreich lief. Beim Publikum weniger gut kam „Rebecca“ an. „Das Stück verzeichnet jetzt steigende Besucherzahlen, ist aber in den ersten Monaten nicht so gelaufen wie erwartet“, sagt Stefan Jaeckel, Unternehmenssprecher von Stage Entertainment Hamburg am Mittwoch bei einem Gespräch in der Hansestadt.

Erfolgsstück „Mamma Mia“ kommt zurück

In Sachen Laufzeit ist der „König der Löwen“ mit elf Jahren und mehr als acht Millionen Zuschauern in Hamburg die große Ausnahme. Jaeckel: „Die Shows haben Laufzeiten von einem Jahr, dann sollte das Geld eingespielt sein. Bei ‚Sister Act‘ gehen wir von zehn Monaten aus.“ Im kommenden Februar beschert Stage Entertainment dem Stuttgarter Publikum erneut das Erfolgsstück „Mamma Mia“ mit vielen Abba-Hits. „Die Show hat schon in der ersten Spielzeit einen bleibenden Eindruck hinterlassen“, sagt Jaeckel. Das Musical-Geschäft sei schwer kalkulierbar, vor allem weil die Shows in den Aufführungsorten unterschiedlich ankommen. So habe der „König der Löwen“ in Spanien einen Vorverkaufsrekord verzeichnet, in Paris dagegen erreichte das Stück nicht die Gewinnzone. Dafür sei „Mamma Mia“ in Frankreichs Hauptstadt eingeschlagen. Trotz 800.000 Zuschauern pro Jahr werfe der „König der Löwen“ wegen der hohen Lizenzgebühren an Disney für Stage Entertainment weniger Gewinn ab als „Sister Act“. Jaeckel: „Unser Metier ist ein Vabanquespiel.“

Auch die Stärkung Hamburgs als Musical-Metropole kostet enorme Summen. Derzeit entsteht am Elbufer neben dem Zeltbau, in dem „Der König der Löwen“ zu sehen ist, für 60 Millionen Euro ein neues Musical-Theater mit 1850 Plätzen und einem Rang, der wie in englischen Theatern weit bis zur Bühne reicht. Es soll Ende 2013 in Betrieb gehen. Außerdem ist für weitere 50 Millionen Euro an eine Seilbahn gedacht, die nicht nur die Stadtteile St. Pauli mit Wilhelmsburg verbindet, sondern auch am Musical-Theater hält. Dafür läuft das Planfeststellungsverfahren. Jaeckel: „Die Proteste gegen Stuttgart 21 sind der Anlass, dass sich die Politik in Hamburg dazu nicht äußert, sondern abwartet, wie die Bevölkerung das Seilbahnprojekt bewertet.“ Gegenwärtig sei der Naturschutz am Zug und untersuche die möglichen Auswirkungen der 100 Meter hohen Seilbahnstützen auf die Vogelflugbewegungen. „Außerdem gibt es auch in Hamburg den Juchtenkäfer“, sagt Stefan Jaeckel.

„Drittes Theater trägt sich nicht, weil wir nicht über die Landesgrenzen hinauskommen“

In Stuttgart soll es, so Jaeckel, bei den beiden Musiktheatern bleiben: „Ein drittes Theater trägt sich nicht, weil wir nicht über die Landesgrenzen hinauskommen.“ Für Stuttgart biete Stage Entertainment die Kombination einer Deutschland-Premiere mit der bewährten Hamburger Mischung. Allerdings wird es bei „Sister Act“ in Stuttgart Veränderungen gegenüber der Hamburger Inszenierung geben. So erhalte der erste Akt mehr Tempo und der zweite eine andere Eröffnung. Auch der Konflikt zwischen Deloris van Cartier und der Oberin werde weiter ausgebaut. „Hauptdarstellerin Zodwa K. M. Selele ist auch im Apollo-Theater zu sehen, aber zahlreiche andere Darsteller wechseln“ sagt Christof Schmid, Senior PR-Manager von Stage Entertainment. Statt Doris Kunstmann stehe dann die renommierte Schauspielerin Karin Schröder auf der Bühne. Apropos Bühne: Vielleicht noch mehr als das Hamburger Operettenhaus stellt das Apollo-Theater die Bühnentechnik vor große Herausforderungen. „Die Kulissen für die 28 Szenenwechsel hängen so dicht an der Decke, dass ein Windstoß genügt, damit sie blockieren. In Stuttgart werden sie sogar noch enger hängen, aber wir werden es schaffen“, sagt Britta Englisch, Pressesprecherin des Operettenhauses.