Baden-Württembergs Kultusministerin Susanne Eisenmann Foto: dpa

Baden-Württembergs Kultusministerin Eisenmann war vor zwei Jahren noch strikt dagegen, jetzt ist sie aber plötzlich für eine zentrale Abiturprüfung in Deutschland – eine Dokumentation des Sinneswandels.

Stuttgart - Die Beschwerden von Zehntausenden von Schülern in mehreren Bundesländern über eine zu schwere Prüfung in Mathematik beim Abitur hatten im Frühsommer eine neue Debatte entfacht: Wie vergleichbar ist das Abitur denn in den 16 Bundesländern? In zwei Ländern – Hamburg und Saarland – haben die Ministerien dem Druck der Schüler nachgegeben und die Mathe-Noten nach oben korrigiert. Zwar gibt es einen gemeinsamen Aufgabenpool für Mathe, Deutsch, Englisch und Französisch fürs Abi, aus dem sich 15 der 16 Länder auch bedienen können – aber gezwungen sind sie dazu nicht. Der Weg zur zentralen Prüfung der Hochschulreife – wie Frankreich sie kennt – ist in Deutschland noch weit.

Eisenmann 2017: Länderspezifisches Abitur ist besser

Einen bemerkenswerten Sinneswandel zum Thema hat jetzt die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hingelegt. 2017 war sie noch strikt gegen ein Zentralabitur. Laut einer Meldung vom 14. März 2017 sagte sie gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in ihrer damaligen Eigenschaft als amtierende Präsidentin der Kultusministerkonferenz: „Ich halte die Bildungshoheit der Länder für absolut richtig. Deshalb denke ich, dass das länderspezifische Abitur besser ist als ein Zentralabitur.“

Auf den Vorhalt, dass das Abitur von Land zu Land unterschiedlich und schwer vergleichbar sei, antwortete sie: „Eine konsequente Umsetzung einheitlicher Abiturprüfungen würde voraussetzen, dass alle Schülerinnen und Schüler dieselben Prüfungsfächer haben müssten und bei den Prüfungen selbst keine Auswahlentscheidungen mehr erhalten.“ Bildungspolitik in Deutschland müsse aber „auf örtliche Gegebenheiten reagieren können“. Mit Rücksicht auf „regionale Besonderheiten“ wäre ein Einheitsabitur „gar nicht denkbar – und auch der falsche Weg“.

Eisenmann 2019: Wir brauchen ein zentrales Abitur

Ganz anders aber Eisenmanns jüngste Darstellung, wie sie die dpa am Dienstag unter Berufung auf Zitate des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) verbreitete:  „Wir brauchen in Deutschland innerhalb von fünf bis zehn Jahren ein zentrales Abitur und auch für andere Schulabschlüsse zentrale Prüfungen“, sagte sie dem RND. „Praktisch heißt das für das Abitur: Am Ende muss es nicht nur deutschlandweit dieselben Prüfungsaufgaben geben, sondern auch einheitliche Regeln dafür, welche Fächer ins Abitur eingebracht werden“. Damit all dies funktioniere, seien auch vergleichbare Lehrpläne nötig. „Es muss Schluss damit sein, dass jemand einen Studienplatz nicht bekommt, weil in seinem Bundesland das Abitur schwerer war als in anderen“, sagte die Ministerin.