Chorleiterin Edith Hartmann mit einigen jungen Chormitgliedern Foto: Wolfbusch/Herder

Beim Kinder- und Jugendchor Wolfbusch wird jetzt auch mit den drei- und Vierjährigen geprobt

Stuttgart - Vom Ton her scheint es ja so weit zu stimmen, aber das Bild: Mal verwackelt, mal ist das Gesicht übergroß, dann ist es gar nicht zu sehen – typische Anfängerfehler, die vorkommen, wenn man erstmals versucht, an einer Telefonkonferenz teilzunehmen. Beruflich machen das ja gerade viele. In der Freizeit auch, etwa wenn sie in Chören zusammen singen, was nun direkt miteinander auf einer Bühne nicht möglich ist. Da ist die digitale Kommunikation schon eine Krücke, zu der jetzt gerne gegriffen wird.

Die Eltern helfen mit

Das gilt freilich auch für die Kleinsten unter den Chorsängern. Und im Falle des Wolfbusch-Kinder- und Jugendchors in Weilimdorf ist das schon vom dritten Lebensjahr an möglich. „Unsere Jugendlichen sind da schon sehr selbstständig“, weiß die Chorleiterin Edith Hartmann, „bei den ganz Kleinen sind dann schon noch die Eltern dabei, die da mithelfen“.

Das ist eben typisch für den Wolfbusch, das soziale Miteinander funktioniert dort bestens: Man kennt sich untereinander sehr gut, unterhält sich, gestaltet auch viel gemeinsam in der Freizeit und hilft sich aus. Gerade heute in Corona-Zeiten, in denen der Sicherheitsabstand voneinander sehr wichtig ist, zählt das viel. Das gilt auch jetzt, wenn in Sachen digitaler Technik die Voraussetzungen in den jeweiligen Wohnungen noch sehr unterschiedlich sind. Da klingt Edith Hartmann schon sehr überzeugend, wenn sie über 13 Jahre Arbeit als Leiterin des Wolfbusch Kinder- und Jugendchors berichtet und wie viel Freude ihr das bereitet. Eine Freude, die auch jetzt nicht sonderlich getrübt ist angesichts der Erschwernisse in der Chorleitung. „Ich bin überrascht, wie gut das alles funktioniert“, so Hartmann, „einige hatten schon ihre Anfangsprobleme wie verwackelte Bilder oder Rückkopplungen im Ton. Andere hatten noch etwas Scheu, vor die Kamera zu treten, aber das hat sich inzwischen alles erledigt“.

Anfangsprobleme sind überwunden

Gespräche jenseits der Probenarbeit

Vier Chöre leitet Hartmann: Die Kleinsten sind gerade mal drei bis vier Jahre alt, dann gibt es die Erstklässler, die Zweit- bis Viertklässler und schließlich den Jugendchor von der fünften Klasse an. Das sind vier Altersstufen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Erwartungshaltungen. Dass ein reales Miteinandersingen im digitalen Raum noch nicht möglich ist – da kommen noch zu viele Verzögerungseffekte ins Spiel – daran haben sich die Älteren gewöhnt. Die Chorleiterin bekommt alle auf den Schirm, die einzelnen Sängerinnen und Sänger erleben aber nur sich selbst. Bereits Erprobtes lässt sich so dennoch gut auffrischen, mit dem Jugendchor studiert Hartmann inzwischen sogar Neues ein, sogar zweistimmiger Gesang ist da möglich. „Es gibt ja auch die Möglichkeit in diesen Kommunikationssystemen, abseits der Probe, sich zu unterhalten. Dazu gibt es Pausen. Das wird immer mehr angenommen, dieses Gesprächsforum. Da kann man sich über das eben Gesungene austauschen, über Persönliches. Oder es ist eine Gelegenheit, mal einfach so zum Quatschen“, so Hartmann.

Die Bewegung ist wichtig

Bei den Jüngsten ist das noch etwas anders: „Neben dem Gesang ist da die Bewegung dazu eigentlich noch wichtiger“, so Hartmann, „wir haben schon zu Ostern damit begonnen, entsprechende Videos zusammenzustellen, die wir dann verschickt haben. Oder wir haben es am Telefon gemacht.“ Inzwischen funktioniert das auch schon per Telefonkonferenz ganz gut. Hartmann sieht jederzeit, was am anderen Ende der Leitung geschieht. Wenn alle zusammenkommen in ihren Altersstufen unterrichtet Hartmann etwa 90 Kinder und Jugendliche. Das ist zur Zeit allerdings selten der Fall: „Alle machen nicht mit. Es sind auch nicht alle Haushalte so gut mit Geräten ausgestattet, dass alle immer an den Proben teilnehmen können“, so Hartmann. Aber jetzt zählt auch das soziale Miteinander. „Viele haben einen Regenbogen gemalt und dies so am Fenster befestigt, dass man ihn gut sehen kann“, so Hartmann. In Wolfbusch und Umgebung ist das auch ein Beleg dafür, wer alles im Chor mitmacht.