Das Parkhaus unter dem Sindelfinger Marktplatz ist sehr marode. Foto: factum/Archiv

Experten von außen untersuchen, wie die Tiefgarage saniert werden kann, ohne dass das gesamte innerstädtische Leben am Marktplatz lahmgelegt wird.

Sindelfingen - Dass die Sindelfinger Tiefgarage saniert werden muss, darüber herrscht kein Zweifel in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat. Schon seit geraumer Zeit sind 50 der insgesamt 450 Stellplätze aus Sicherheitsgründen gesperrt. Holzbalken stützen im zweiten Untergeschoss die Decke.

Doch wie soll man die Garage, die direkt unter dem Sindelfinger Marktplatz liegt, sanieren, ohne für Monate oder gar Jahre das gesamte innerstädtische Leben lahmzulegen? Und mit wie viel Millionen Euro muss man für die Instandsetzung rechnen? Diese Fragen beschäftigen die Baufachleute der Stadt schon eine geraume Zeit. Nun holen sie sich Unterstützung von außen: Der Technik- und Umweltausschuss des Gemeinderats hat am Dienstag beschlossen, dass Ingenieure Konzepte zur Sanierung entwickeln sollen. 800 000 Euro soll das kosten. In etwa einem Dreivierteljahr sollen die Ergebnisse vorliegen.

Marktplatz darf nicht komplett gesperrt werden

Die Experten der Sindelfinger Planungsgemeinschaft Zimbelmann, Mayer-Vorfelder und Dinkelacker, Institut Renoplan sollen zwei Varianten der Sanierung prüfen:. Zum einen die Grundsanierung, bei der „die Tiefgarage komplett entkernt und dann von unten nach oben wieder aufgebaut wird“, wie Horst Färber vom Bauamt der Stadt erklärte. Zum anderen eine Instandsetzung im Bestand, bei der beschädigte Bauteile ausgetauscht werden. Die erste Variante wäre wesentlich teurer – Schätzungen vor anderthalb Jahren gingen von 27 Millionen Euro aus, für die zweite Variante wurden 17 Millionen Euro veranschlagt. Dafür soll eine Grundsanierung auch Ruhe für 100 Jahre garantieren.

Egal für welche Variante sich der Gemeinderat am Ende entscheidet: Es bedeutet für eine lange Zeit große Einschränkungen, nicht nur für Autofahrer auf Parkplatzsuche. Auch der Marktplatz wird von den Bauarbeiten betroffen sein. Eine Vorgabe der Stadtverwaltung an die Planer lautet daher: „Weder das Parkhaus noch der Marktplatz dürfen komplett gesperrt werden“, sagte die Baubürgermeisterin Corinna Clemens. Es muss so saniert werden, dass ein Teil der Parkplätze bestehen und ein Teil des Marktplatzes begehbar bleibt.

Die Räte des Ausschusses zeigten sich erleichtert, dass sich nun endlich etwas bewegt in Sachen Sanierung. Allerdings sei das „viel Geld für eine Planung. Ich hoffe, das Ergebnis macht uns dann am Ende die Entscheidung leicht“, sagte Sabine Kober von den Grünen. Einstimmig genehmigte der Ausschuss die Vergabe der Planung an die Planungsgemeinschaft.

Ursache für die Schäden ist ein Atombunker in der Garage

Einbezogen in die Planungen würden sowohl die Anwohner und die Händler rund um den Marktplatz als auch die Marktbeschicker, die an den drei Markttagen pro Woche den Platz nutzen, versprach Corinna Clemens. Und man werde für die Zeit der Bauarbeiten in der weiteren Umgebung nach Ausweichmöglichkeiten zum Parken suchen.

Die Sindelfinger Tiefgarage ist erst 35 Jahre alt und kostete damals 41 Millionen Mark – also etwa 20 Millionen Euro. Allerdings gab es von Anfang an Probleme. Bereits Ende der 1980er Jahre musste zum ersten Mal saniert werden, allerdings blieb auch das ohne anhaltenden Erfolg. Der Grund dafür ist, dass damals in die Tiefgarage ein Katastrophenschutzraum integriert wurde. In dem Atombunker sollten im Ernstfall bis zu 1600 Menschen Schutz finden. Seinetwegen wurde damals die 170 Meter lange Tiefgarage ohne Fugen gebaut. Dies führte relativ schnell zu Spannungsrissen. Durch diese dringt salzhaltiges Wasser ein, das den Beton sowie die Stahlträger angreift. Besonders betroffen ist die lediglich 15 Zentimeter dünne Decke im zweiten Untergeschoss.

Vor vier Jahren wurde die Lage trotz mehrerer Sanierungen prekär. Die Risse und Löcher in der Decke und am Boden wurden immer größer. In einigen Bereichen musste die die Decke des Bauwerks mit Holzpfeilern abgestützt werden, rund 50 Parkplätze fielen dadurch bereits weg.