Das Café Wies’n wird saniert. Deshalb gibt es momentan nur eine kleine Karte. Das schlägt sich deutlich in den Besucherzahlen nieder.

Sindelfingen - Es ist der einzig richtige Biergarten in Sindelfingen – mitten im Grünen und doch zu Fuß in wenigen Minuten vom Stadtzentrum zu erreichen: das Café Wies’n im Sommerhofenpark. Bis zu 2400 Gäste zählte der Pächter Martin Hess an schönen Sommerwochenenden. Doch dieses Jahr sieht es eher mau aus. „Wir haben deutlich weniger Besucher als im vergangenen Jahr“, klagt der Wirt. Der Grund: das sehr reduzierte Essensangebot.

Heiße Wurst, ein paar Fertigsalate, Flammkuchen – mehr gibt es in dieser Saison nicht. „Wir haben keine Küche und keinen Grill. Das erwarten die Leute aber“, sagt der Metzgermeister Hess. Doch seine Küche bleibt dieses Jahr kalt. Die Lebensmittelüberwachung hat die Benutzung verboten. Denn die fast 60 Jahre alte Einrichtung entspricht schon lang nicht mehr heutigen Standards und Vorschriften. Nun soll die gesamte Anlage, die der Stadt Sindelfingen gehört, saniert werden. 850 000 Euro hat der Gemeinderat dafür eingeplant.

Alles wird neu

Die gesamte Elektrik, die Wasserzu- und Ableitungen, das Dach und die Außenfassade werden saniert, neue Toiletten gebaut und die Küche mit Kühlräumen und Lüftungsanlage ausgestattet. Begonnen wird mit den Arbeiten aber erst in einigen Wochen. Immerhin: Pünktlich zur Eröffnung der Saison 2019 soll alles neu und modern sein.

Die Durststrecke bis dahin muss Hess aber überwinden – mit eingeschränktem Betrieb in einem Schankwagen. Das Essen bereitet er in seinem zweiten Lokal vor. Dennoch ist für ihn klar, dass er sich wieder um die Pacht für das Café Wies’n bewirbt. Diese hat die Stadt nun neu ausgeschrieben. Bis zum 20. Juli haben Gastronomen noch Zeit, ihre Angebote einzureichen. „Für mich wäre ein Zehn-Jahres-Vertrag das Optimale“, sagt der Wirt. Denn vermutlich muss er investieren. Auch die Küche wird komplett modernisiert. Noch sei nicht ganz geklärt, wer dafür aufkomme. Hess wäre es am liebsten, wenn er sie selbst einrichten könnte: „Dann hätte ich alle Geräte, die ich brauche.“

Bis im vergangenen Jahr führte Martin Hess noch die Traditionsmetzgerei in der Unteren Vorstadt. Im März dann schloss er den Betrieb und übernahm als Pächter das Café Wies’n, das er zuvor stets mit Fleisch beliefert hatte. Zusätzlich betreibt er noch das Lokal der Hundefreunde. Von dort aus beliefert er auch während der Umbauphase seinen Schankwagen.

Bodenständiger Gastronom gefragt

Hess hofft, dass er den Zuschlag als Pächter bekommt: „Ich habe bereits mit den Fraktionschefs im Gemeinderat gesprochen. Allerdings weiß ich nicht, wer sich noch beworben hat.“ Den Anforderungen der Stadt jedenfalls entspricht er. Diese formuliert die Baubürgermeisterin Corinna Clemens so: „Ein zukünftiger Pächter muss zum Café Wies’n passen. Wir suchen weder Nobelgastronomie noch Fließbandware vom Franchisebetreiber.“ Sollte Hess wieder zum Zug kommen, verspricht er eine umfangreiche Karte. „Dann haben wir auch einen Grill.“ Bis zu 800 Essen servierte er im vergangenen Jahr an guten Tagen. Und Hess ist zuversichtlich, dass mit dem größeren Angebot auch wieder die Stammgäste zurückkehren.