Der Sindelfinger Marktplatz hat sich stark verändert. Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart, Montage: Klöpfer/Weber

Im Jahr 1955 sah der Sindelfinger Marktplatz und die Gegend rund um das Rathaus noch ganz anders aus als heute. Dort stand beispielsweise die alte Klinik.

Sindelfingen - Flanieren, einkaufen oder einfach den Tag genießen: der Sindelfinger Marktplatz (Kreis Böblingen) ist heute einer der zentralen Plätze der Stadt, auf dem es sich gut entspannen lässt. Das liegt auch daran, dass kein Verkehr mehr an den Erholungssuchenden vorbeidonnert. Noch in den 1950er Jahren war das anders, wie unser Luftbild des Stuttgarter Stadtvermessungsamts aus dem Jahr 1955 zeigt. Damals war der Marktplatz, der zu dieser Zeit noch Rathausplatz hieß, eine Durchfahrtstraße, am oberen Ende befand sich der Busbahnhof. Die feinen weißen Linien auf dem Boden, die auf der historischen Aufnahme zu sehen sind, zeugen davon. Erst mit dem Bau der Tiefgarage Anfang der 1980er Jahre wurde der Autoverkehr vom Marktplatz vertrieben, so dass die Händler des Wochenmarktes das Regiment übernehmen und mit ihren Ständen jede Menge buntes Treiben hierher bringen konnten.

Auch das damalige Areal rund um das alte Rathaus würde man heute nicht wiedererkennen, befand sich doch an der Stelle der Stadtbibliothek ein Saalbau, der Mitte der 1920er Jahre errichtet worden war und als Festhalle diente. 1963 wurde er gemeinsam mit der dortigen Turnhalle abgerissen.

Das Stadtkrankenhaus war ein imposantes Gebäude

Eine wechselvolle Geschichte hat auch der Standort des heutigen, mittlerweile denkmalgeschützten Sindelfinger Rathauses vorzuweisen, sagt Horst Zecha, der Kulturamtsleiter der Stadt und einstiger Archivar. Das alte Rathaus, das bis heute erhalten ist und in dem sich jetzt eine Galerie befindet, habe nicht mehr genug Platz geboten, daher habe man zunächst Teile der Verwaltung in das Gebäude des ehemaligen Gasthauses Schwanen direkt ausgelagert. „Es ist auf dem historischen Luftbild gut zu sehen“, sagt Zecha und deutet auf ein Gebäude, das sich direkt gegenüber des alten Rathauses befand.

Etwas nach hinten versetzt und mit dem Eingang zur Wolboldstraße befand sich damals das imposante Gebäude des Stadtkrankenhauses. Es wurde 1923 auch dank der Spenden von Mina Schmidt-Moscherosch erbaut, einer Sindelfingerin, die nach Chicago ausgewandert war. „Sie war in den USA mit einem Kostümhaus zu Wohlstand gekommen“, sagt Zecha. Schnell zeigte sich allerdings, dass die Klinik für die Bedürfnisse der wachsenden Stadt zu klein wurde. Daher lagerte man im Jahr 1938 die Geburtshilfe in die Villa Wittmann in der Calwer Straße aus.

1970 war das Rathaus fertiggestellt

Die Klinik selbst war noch bis 1962 in Betrieb, dann öffnete der Neubau auf der Steige seine Pforten. 1966 ging es dann dem altehrwürdigen Gebäude an den Kragen: Um Platz für den Neubau des Rathauses zu schaffen, wurde das Alte Krankenhaus abgerissen. Direkt im Anschluss begann man auf dem Areal zwischen Vaihinger, Gerhardt- und Wolboldstraße mit den Bauarbeiten für einen repräsentativen Sitz des Sindelfinger Stadtoberhaupts. Von hier aus leitet OB Bernd Vöhringer (CDU) noch heute die Geschicke der Stadt. 1970 waren die Arbeiten abgeschlossen.

Man sieht, so fest gefügt, wie es heute scheint, ist die Gegend um den Marktplatz nicht. Bleibt abzuwarten, wie sich ihr Gesicht in Zukunft verändern wird.