Seit dem Jahr 1955 hat sich in Sindelfingen viel verändert. Foto: Stadtmessungsamt Stuttgart, Montagen: Weber/Klöpfer

In den vergangenen 60 Jahren hat Sindelfingen eine rasante Entwicklung durchgemacht. Spuren davon kann man im heutigen Stadtbild noch sehen.

Sindelfingen - Wer Sindelfingen (Kreis Böblingen) heute besucht, der kann sich kaum noch vorstellen, dass die Stadt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg eher einem größeren Dorf denn einer Stadt glich. Im April 1946 zählte sie 8275 Einwohner, 20 Jahre später waren es 35 957, die Einwohnerzahl war regelrecht explodiert. Während Sindelfingen auch vielen Heimatvertriebenen ein neues Zuhause bot, kam der Großteil der Neubürger doch aus einem anderen Grund hierher: der Arbeitsplätze wegen. Denn seit Daimler sich 1915 am Rand Sindelfingens angesiedelt hatte, waren Arbeitskräfte sehr in der Stadt gefragt. „Deshalb herrschte in Sindelfingen eigentlich permanent Wohnungsnot“, sagt Horst Zecha, der Leiter des Sindelfinger Kulturamts.

Die Stadt reagierte auf den großen Bedarf an Wohnraum mit hoher Bauaktivität. Eine Siedlung nach der anderen wurde aus dem Boden gestampft. So kann man auf dem historischen Luftbild beispielsweise die Schleicher-Siedlung sehen, die sich im Jahr 1955 noch im Bau befand und sich bis zum heutigen Tag erhalten hat. Die Verantwortlichen verfolgten beim Siedlungsbau ein klares Konzept. „Die klassischen Doppelhäuser wurden damals mit einem großen Garten angelegt“, sagt Zecha, damit sich die Bewohner selbst versorgen konnten. Bereits fertiggestellt waren 1955 beispielsweise die Fronäckersiedlung südlich des damals brandneuen Floschenstadions und die oberhalb davon liegende Zimmerplatzsiedlung. Das schnelle Wachstum hatte auch seine guten Seiten, sagt Zecha. „Sindelfingen hat heute sehr innenstadtnahe, schöne Siedlungen.“ Damals sei man auch mit der Größe von Grundstücken noch recht großzügig umgegangen.

Der Klostersee sah früher anders aus

Eine stetig wachsende Bevölkerung benötigt auch immer größere Freizeitanlagen. Horst Zecha entdeckt auf dem historischen Luftbild das alte Sindelfinger Freibad. „Damals lernten die Kinder im Klostersee schwimmen“, sagt er – auf der Luftaufnahme sind als dünne weiße Linien noch die Absperrungen im Wasser auszumachen. Damals sah der Klostersee allerdings anders aus als heute: Er endete bereits am Steg. Erst zur Landesgartenschau im Jahr 1990 habe man den See, der aufgestaut und nicht natürlichen Ursprungs sei, auf die Fläche jenseits davon vergrößert, erklärt Zecha.

Die Zahl der Badegäste habe in den 1950er und 1960er Jahren dann immer größere Ausmaße angenommen. Auch die Wasserqualität verschlechterte sich. Also entschloss man sich, ein größeres Freibad für Sindelfingen zu errichten. 1964 wurde es am heutigen Standort eingeweiht. Im Klostersee ist das Baden seither verboten.

Die Entwicklung ging rasant weiter

Auch das Floschenstadion, in dem heute der VfL Sindelfingen spielt, wurde zu Beginn der 1950er Jahre gebaut. „Bei seiner Eröffnung im Jahr 1954 war es sehr repräsentativ“, sagt Horst Zecha. Nur wenige wissen, dass bei den Bauarbeiten amerikanische Pioniere eingesetzt wurden. 1954/55 wurden dem Komplex das Sporthaus und in den folgenden Jahren ein Hartplatz und Tennisplätze hinzugefügt.

Die Entwicklung Sindelfingens ist auch in den vergangenen Jahrzehnten genauso rasant weitergegangen. Heute leben rund 64.000 Menschen in der immer noch vom Daimler-Werk geprägten Stadt, Darmsheim und Maichingen mit eingerechnet. Ziemlich stattlich für ein einst kleines Dorf.

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