Der Sindelfinger Marktplatz, im Hintergrund sieht man das Alte Rathaus, braucht ein neues Kleid. Foto: factum/Andreas Weise

Seit mehr als zwölf Jahren plant die Stadt ihr Stadtzentrum und eine Tiefgarage. Weil es immer unwahrscheinlicher wird, dass die Einnahmen der Stadt bald wieder sprudeln, bleibt der Plan für die Stadtmitte wohl weiterhin ein Plan.

Sindelfingen - Noch immer fehlen die entscheidenden baulichen Impulse auf dem Sindelfinger Marktplatz, und das. obwohl das Umdenken der Stadtplaner bereits um das Jahr 2008 einsetzte. Spätestens in jenem Jahr begriff die Kommunalpolitik, dass die Zeiten vorbei waren, an dem der Marktplatzes reine Verkehrsfläche sein konnte. Der Platz sollte eine bessere Aufenthaltsqualität bekommen, die mehr Menschen in die umliegenden Geschäfte und in die Außengastronomie spülen sollte. So sollte aus dem formalen Stadtzentrum auch wieder ein wirtschaftliches Zentrum werden. Überflüssige Treppen und ein Pavillon wurden abgebrochen, auch um Platz für den regen Sindelfinger Wochenmarkt zu schaffen, der dreimal pro Woche dort stattfindet.

Der Beton hat keine Dehnfugen

Der Grund, warum der Marktplatz nicht weiter umgestaltet wird, liegt drei Stockwerke tiefer. Denn eine mehrstöckige Tiefgarage wurde in massiver Stahlbetonbauweise in den Jahren 1981/1982 erbaut. Das Bauwerk besteht aus drei Untergeschossen und grenzt unmittelbar an drei weitere Tiefgaragen unter der Sparkasse, dem Rathaus und der Bibliothek. Das dritte Untergeschoss wurde als Atombunker angelegt. Da dieser im Katastrophenfall auch vor dem Gas schützen sollte, gibt es in dem Bauwerk keine Dehnungsfugen, durch die es eindringen könnte. Deswegen entstanden in den letzten 40 Jahren Spannungsrisse, in die Grundwasser und mit Streusalz versetztes Tauwasser eindringt und den Stahlbeton auflöst. Das Bauwerk ist mittlerweile massiv beschädigt, ein Teil der Tiefgarage muss mit Holzpfeilern abgestützt werden, die wiederum Stellplätze für Autos blockieren.

Im August 2017 untersuchte eine Planungsgemeinschaft zwei Varianten der Sanierung. Die eine Variante sieht die Bestandssanierung mit der Instandsetzung oder dem Austausch schadhafter Bauteile vor. „Aber da können wir uns nicht sicher sein, ob wir in zwei, drei Jahren wieder sanieren müssen“, referiert die Sindelfinger Pressesprecherin Nadine Izquierdo den Stand der Diskussion. Die zweite Variante sieht den Abbruch und den Neubau der Tiefgarage vor.

Das wäre zwar eine Variante nach der guten alten schwäbischen Maxime „Wenn man’s macht, macht man’s richtig“, doch würde es die Bauarbeiter vor große logistische Probleme stellen, denn der Marktplatz sollte weiterhin in Betrieb bleiben. „Wir wollen ja nicht vier Jahre lang eine große Baugrube in der Innenstadt haben“, sagt Nadine Izquierdo. So heißt es auch in einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt: „Das oberstes Ziel im Projekt ist es, die Funktionsvielfalt und Attraktivität von Marktplatz und Innenstadt auch vor, während und nach der Tiefgaragen-Sanierung sicherzustellen.“

Geplant ist eine Bürgerbeteiligung

Erst wenn der Unterbau für die nächsten 50 Jahre gesichert ist, will der Gemeinderat daran gehen, den Marktplatz den heutigen Bedürfnissen anzupassen. Geplant war eine umfangreiche Bürgerbeteiligung, damit es auch wirklich genau der Marktplatz wird, den sich die Sindelfinger wünschen.

Diese Wünsche sind teuer und die Haushaltslage düster. Während Sindelfingen im vergangenen Jahr noch 79 Millionen Euro an Gewerbesteuer einnahm, gestaltet sich die Haushaltslage 2020 deutlich angespannter. Die Stadt rechnet mit rund 31 Millionen an Gewerbesteuer, im kommenden Jahr werden es voraussichtlich nur noch 25 Millionen Euro sein, schätzt die Kämmerei.

Von daher gilt als ziemlich wahrscheinlich, dass die Baumaßnahme nicht in den kommenden Doppelhaushalt aufgenommen wird. Bleibt die Hoffnung auf 2023. Sollte die Stadt nach zwei mageren Jahren wider Erwarten finanziell zu Kräften gekommen sein, müssen die Bürger weiterhin warten, bis sie sich am neuen Marktplatz entspannen können. Je nachdem, welche Bauvariante der Gemeinderat beschließt, würden die Bauarbeiten etwa 38 bis 44 Monate dauern.