Viele junge Talente haben Siegfried Barth und Ingo Sika beim Musical „Bühne der Träume“ entdeckt, das bei der Biennale 2017 aufgeführt wurde. Foto: factum/Archiv

Die beiden Kulturschaffenden Ingo Sika und Siegfried Barth gründen ein Theaterensemble, das Nachschub für die Kulturszene der Stadt liefern soll. Dabei können sie auf viele Talente des Biennale-Musical bauen.

Sindelfingen - Eine Profitheaterbühne gibt es im gesamten Landkreis Böblingen nicht, dafür aber eine lebhafte Amateur-theater-Szene, die immer wieder spektakuläre Aufführungen auf die Beine stellt. Doch die freien Theatergruppen altern, Nachwuchs gibt es kaum. Das will man nun in Sindelfingen ändern: Dort wurde die Junge Bühne gegründet – mit Talenten, die beim Biennale-Musical „Bühne der Träume“ entdeckt wurden. Und die Truppe unter der Leitung des lokalen Allround-Stars Ingo Sika und Siegfried Barth, dem Leiter der Kinderfilmakademie, plant gleich drei Projekte für das laufende Jahr.

Junge Talente sollen an Sindelfingen gebunden werden

„Wir wollen das Potenzial der Biennale nutzen“, sagt Horst Zecha, der Chef des Kulturamts. „Wir hatten beim Musical viele junge Mitwirkende, die auch viel junges Publikum angelockt haben Und viele Darsteller wollten weitermachen.“ Ingo Sika sieht in der Gründung der Bühne ein Mittel, junge Leute an die Stadt zu binden. „Das sehe ich an mir selbst. Die Tatsache, dass ich in Sindelfingen wohne, nicht weggezogen bin, hat viel damit zu tun, dass ich hier immer durch mein kulturelles Engagement gebunden war.“ Er plädiert schon länger für die Schaffung fester Strukturen für die ehrenamtliche Kulturszene der Stadt. „Es sind immer dieselben, die große Projekte stemmen. In einigen Jahren, wenn diese Akteure älter sind, brauchen wir Leute, die dann die Arbeit übernehmen können.“

Dabei gehe es nicht nur um Schauspieler, Sänger, Tänzer und Musiker, sondern auch um Techniker, Beleuchter, Bühnenbildner und Kommunikationstalente. Kurz alle Experten, die ein Theater braucht. Angegliedert ist die Junge Bühne organisatorisch an die Sindelfinger Schule für Musik, Tanz und Theater (SMTT). Dort lernen aktuell laut dem SMTT-Chef Markus Nau 35 Kinder und Jugendliche das Schauspiel. „Sie sollen später hineinwachsen in die Junge Bühne“, erklärt Siegfried Barth die Idee. Ideal für die Zusammenarbeit: mit Anna-Lena Just und Michael Schneider als Theaterlehrer der SMTT sind zwei Akteure des Bienenale-Musicals – beide mit professioneller Musival-Ausbildung – integriert.

Kooperationen mit Schulen geplant

Kooperieren will die Junge Bühne aber auch mit den Theater-AGs der Schulen, beispielsweise am Sindelfinger Goldberg-Gymnasium. Auch der Verein Biennale Co., der die Kommunikation für das letztjährige Kulturereignis auf verschiedenen Kanälen organisierte, gehört zum Netzwerk der Jungen Bühne. „Dort gibt es viel Know how, das wir nutzen können, sagt Ingo Sika. So produzierte die Truppe um Marc Hugger für die Biennale Blogs, aber auch Videos von den Veranstaltungen.

Die Proben für das erste Stück haben bereits begonnen. Dabei haben sich Sika und Barth keinen leichten Stoff ausgesucht. „Next to normal“ heißt das Musical, das bereits am Broadway in New York gespielt wurde. Es geht um psychische Erkrankungen, um Drogenabhängigkeit und Selbstmord. Die Premiere des Sechs-Personen-Stücks – darunter zwei Erwachsenenrollen – ist für den 29. Juni im Sindelfinger Theaterkeller geplant.

Drei Projekte in diesem Jahr

Zudem gibt es im Sommer wieder einen Theaterworkshop für Kinder. „Mitglieder der Jungen Bühne werden als Betreuer und Regisseure dabei sein“, sagt Barth. Das letzte große Projekt ist ein Weihnachtsstück, das laut Sika „eigentlich kein Weihnachtsstück ist“, zumindest kein klassisches. Dabei werden die Ensemble-Mitglieder nicht nur auf der Bühne stehen, sondern auch zum Teil selbst Regie führen.

„Wir bieten keine Betreuung, sondern erwarten, dass die jungen Leute sich selbst einbringen“, betont Sika. Dafür erhielten diese aber auch die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen. Gleich im Frühjahr ist ein Workshop mit dem Musicalstar Nico Müller angesetzt. „Unser Ziel ist, dass die Mitglieder der Jungen Bühne in die Arbeit hineinwachsen und selbst eigene Projekte umsetzen“, sagt Sika.

Suche nach Sponsoren

Finanzierung
Die Junge Bühne erhält – wie alle anderen freien Theatergruppen in der Stadt – eine Förderung. Diese muss jedoch für jede Produktion neu beantragt werden. Für das Auftaktstück „Next to normal“ gibt es ein Budget von 17 000 Euro, wobei das meiste Geld von der Stadt kommt, da die Junge Bühne im Auftrag des Kulturamts eine Eigenproduktion der Stadt übernimmt. Ansonsten hoffen die Organisatoren Sika und Barth auf Sponsoren – vor allem für die Technik und für Fortbildungen.

Experten
Ingo Sika ist seit seiner Jugend in der Kulturszene der Stadt verankert, er mischt bei den verschiedenen Theatergruppen mit und war einer der Hauptakteure beim Stadtjubiläum und bei den beiden Sindelfinger Biennalen. Die Leitung der Jungen Bühne übernimmt er ehrenamtlich – so wie alle seine kulturellen Engagements. Siegfried Barth ist seit vielen Jahren der Leiter der Kinderfilmakademie Sim TV. Seine halbe Stelle beim Kulturamt wurde nun auf eine volle Stelle aufgestockt.