Die Klosterseehalle liegt verwunschen im Sommerhofenpark. Foto: factum/Weise

Kulturschaffende wie Ingo Sika wollen die Klosterseehalle sanieren und wieder für Veranstaltungen nutzen. Gutachter sollen nun prüfen, was die Sanierung kostet.

Sindelfingen - Ingo Sika erinnert sich noch gut an seine Auftritte in der Sindelfinger Klosterseehalle. Mehr als ein Vierteljahrhundert ist das mittlerweile her. Sika, heute im Hauptberuf Zahnarzt und im ehrenamtlichen Nebenjob Tausendsassa der Sindelfinger Kulturszene, war damals noch ein kleiner Junge. „Viele Konzerte fanden damals dort statt und auch viele Vereinsfeste“, sagt Sika.

Dann fiel die Veranstaltungshalle im Sommerhofenpark in eine Art Dornröschenschlaf. Vor allem aus finanziellen Gründen vermietete die Stadt das Gebäude an einen Indoorparkbetreiber. 2006 war das. Dieses Intermezzo dauerte mehr als zehn Jahre. Im vergangenen Jahr beim Kulturspektakel Biennale wurde Dornröschen dann wach geküsst: Nachdem der Indoorpark ausgezogen war, nutzte Ingo Sika mit seinen jungen Akteuren die Klosterseehalle für das Musical „Bühne der Träume“. „Ideal“ sei die Halle für die Umsetzung des Projekts gewesen, schwärmt Sika.

In Sindelfingen fehlt eine bezahlbare Halle für 200 bis 400 Zuschauer

Und er hofft auf weitere Möglichkeiten, die Halle für Veranstaltungen zu nutzen. Denn einig ist sich Sika mit vielen anderen Akteuren der lokalen Kulturszene und auch vielen Vereinen in der Stadt, dass es an einem bezahlbaren Raum für 200 bis 400 Zuschauer in Sindelfingen fehle. „Außer dem Theaterkeller werden alle städtischen Veranstaltungsräume kommerziell vermarktet. Das ist für Vereine und kleine Gruppen zu teuer“, sagt Sika.

Die Hallen und Säle gehören zur Hallengesellschaft CCBS, die die Städte Böblingen und Sindelfingen gemeinsam betreiben. „Wir brauchen für ein Theaterprojekt aber einen Saal, den wir über mehrere Wochen nutzen können, für die Proben und Vorbereitungen und die Aufführungen“, sagt Sika. Nur im Theaterkeller sei das möglich. Doch der sei für maximal 80 Zuschauer ausgelegt. Zu klein, wie Sika im Moment feststellt. Mit der neu gegründeten Jungen Bühne bespielt er momentan den Keller. „Um den vielen Nachfragen nachzukommen, müssen wir mindestens 14 Mal auftreten. Ein Raum für 200 Zuschauer wäre daher optimal.“

SPD spricht von Abriss

Doch klar ist: Bevor die Klosterseehalle wieder dauerhaft für Veranstaltungen genutzt werden darf, muss sie saniert werden. Die zehn Musicalaufführungen im vergangenen Jahr waren nur mit einer Ausnahmegenehmigung möglich gewesen. Doch lohnt sich die Sanierung der mehr als 50 Jahre alten Halle überhaupt? Auch ein möglicher Abriss war schon Gegenstand von Diskussionen gewesen.

Alle vier Fraktionen des Gemeinderats haben deshalb Anträge zur Klosterseehalle eingebracht. Die Freien Wähler wollen so schnell wie möglich sanieren und fordern eine Investitionsplanung. Die SPD spricht von einer Prüfung des Abrisses. Eine weitere Verwendung der Halle ist für sie nur ohne städtische Subventionen denkbar. CDU und Grüne wollen wissen, was die Sanierung kosten würde. Am Mittwoch soll der Technische Ausschuss des Gemeinderats nun die Freigabe von 60 000 Euro für ein externes Gutachten zur Ermittlung des Sanierungsbedarfs genehmigen.

Parallel dazu überprüft der Kulturamtsleiter Horst Zecha das Angebot an städtischen Veranstaltungsräumen in der Stadt und den Bedarf der Vereine und Gruppen dafür. „Wir wollen das systematisch angehen und schauen, welche Hallen es gibt, was sie kosten und wo es vielleicht Kapazitäten gibt“, sagt Zecha.

Geklärt werden muss auch, ob die Anwohner der Klosterseehalle mitmachen, wenn diese wieder zum Dauerveranstaltungsort würde. Ingo Sika erinnert sich, dass es früher immer wieder Beschwerden von Nachbarn gegeben habe – wegen Lärmbelästigung. Ansonsten aber sei die Location ideal: „Zehn Minuten zu Fuß von der Innenstadt, mitten im Grünen, mit Parkplätzen und einer Gastronomie im Park.“