Sascha Dorday (Mitte), der Chef der Wirtschaftsförderung, im Konferenzraum des Zentrums mit der Projektleiterin Janina Reimold und dem Vermieter Klemens Kappe Sascha Dorday (Mitte), der Chef der Wirtschaftsförderung, im Konferenzraum des Zentrums mit der Projektleiterin Janina Reimold und dem Vermieter Klemens Kappe Foto: factum/Granville

Start-ups aus der Kreativ-Szene erhalten ein Büro mit Rundumversorgung und einen Mietzuschuss von der Wirtschaftsförderung.

Sindelfingen - Sindelfingen ist nicht das Silicon Valley. Start-ups und Gründer zieht es eher selten in die Autobauerstadt mit dem weltweit größten Daimler-Werk. Gerade einmal fünf bis zehn Anfragen pro Jahr von potenziellen Gründern registriert Sascha Dorday, der Chef der Sindelfinger Wirtschaftsförderung. Und er weiß auch ziemlich genau, woran das liegt: „Wir haben keine Hochschule im Landkreis, aber viele große Firmen, die Arbeitskräfte suchen.“ Doch das Ziel der Wirtschaftsförderung ist, die Stadt ein wenig unabhängiger von der Automobilbranche zu machen. Deshalb will sie nun junge kreative Start-ups nach Sindelfingen locken.

Drucker, Kaffeemaschine und Küche

Zum Einstieg ist ein Pilotprojekt geplant, das auf ein Jahr befristet ist. Dafür kooperiert Dorday mit Klemens Kappe. Dieser führt in der Kurzen Gasse seit mehr als 20 Jahren die Werbeagentur namens die leute für kommunikation. Von außen sieht man seinem Firmensitz nicht an, wie viel Platz dieser bietet. Mehr als 50 Arbeitsplätze befinden sich in dem verwinkelten Fachwerkgebäude, nur einen Teil davon benötigt Kappe für seine eigenen Mitarbeiter. Deshalb vermietet er bereits jetzt an junge Unternehmen – und künftig auch an Gründer, die am Pilotprojekt der Wirtschaftsförderung teilnehmen. Diese können sich bei der Werbeagentur einmieten und erhalten auf Antrag einen Mietzuschuss von der Stadt. Dabei geht es nicht nur um schnöde Büroräume. Die Agentur bietet einen umfangreichen Service, mit Büro-Equipment wie Drucker und Kaffeemaschine. Es stehen Besprechungsräume zur Verfügung, und mittags kann man sich in der Küche ein Essen kochen. Wasser und Kaffee gibt es den ganzen Tag gratis.

Ein Haus für Netzwerker

Das Wichtigste für Dorday jedoch: Im Gründerzentrum treffen sich Leute aus verschiedenen Branchen, die sich untereinander vernetzen können. Das Gebäude in der Kurzen Gasse eignet sich dafür bestens, denn es hat verglaste Büros, die Ein- und Durchblicke gewähren. Der Konferenzraum, auch Aquarium genannt, ist von allen Seiten einsehbar. Ganz bewusst setzt Dorday auf diese „Wohnzimmeratmosphäre“ statt „hippe Start-up-Kultur“.

Auch die Wirtschaftsförderung selbst unterstützt mit Beratung und Seminaren die Start-ups. Zudem vermittelt sie Kontakte zu Firmen in der Region. „Wir bieten den Gründern ein Gesamtpaket. So etwas in dieser Art gibt es bisher nicht im Raum Böblingen/Sindelfingen“, sagt Dorday.

Ansprechen möchte er vor allem Unternehmer der „kreativen, innovativen und wissensbasierten Branchen“ wie Design, Marketing, Werbung und Data-Wissenschaftlern. Eingeladen sind dabei sowohl junge Start-ups als auch Ausgründungen von berufserfahrenen Mitarbeitern von Firmen wie etwa IBM oder HP.

Das Budget für das Projekt, das zunächst für ein Jahr befristet ist, klingt bescheiden: mit 25 000 Euro startet Dorday. Überrascht war der Chef der Wirtschaftsförderung von der positiven Resonanz der Stadträte, die das Projekt einstimmig genehmigten und gleich anmerkten, ein Jahr wäre zu kurz. Für Dorday ist das kein Problem: Bei Erfolg könne man verlängern.

Interessierte Gründer können sich an Janina Reimold bei der Wirtschaftsförderung wenden, Telefon: 0 70 31/6 88 42 20.