Ein Kilogramm Kokain hatte der Angeklagte gewinnbringend verkauft. Foto: imago images/Future Image/Christoph Hardt

Das Landgericht Stuttgart verurteilt einen 35-jährigen Sindelfinger wegen Rauschgifthandels und Verstößen gegen das Waffengesetz zu drei Jahren und zehn Monaten Haft.

Sindelfingen - Mit seinem letzten Wort vor der Urteilsverkündung an die Richter der 17. Großen Strafkammer am Landgericht Stuttgart hat der 35-jährige Sindelfinger einen Einblick in seine Gefühlswelt gegeben, der bewies, dass er heute nicht mehr nachvollziehen kann, wie er derart auf die schiefe Bahn geraten konnte: „Ich kann mich beim Gericht und bei meiner Familie nur für die Riesenscheiße entschuldigen, die ich gemacht habe“, sagte er eindringlich.

Doch seine Frau und die Kinder wird er vorerst nur noch selten zu Gesicht bekommen. Das Gericht verurteilte ihn wegen unerlaubten Waffenbesitzes und unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln zu einer Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten.

Pistole und Munition verkauft

Mit diesem Urteil entsprach das Gericht dem Antrag der Verteidigung und blieb knapp unter der Forderung der Staatsanwaltschaft, die vier Jahre Haft gefordert hatte. Dem Urteil vorausgegangen war ein so genanntes Verständigungsgespräch zwischen den Prozessbeteiligten, bei dem für den Fall eines umfassenden Geständnisses eine Haftstrafe zwischen drei Jahren und zehn Monaten und vier Jahren und drei Monaten vereinbart worden war. Damit konnte der Prozess, für den ursprünglich fünf Verhandlungstage angesetzt worden waren, bereits nach drei Tagen beendet werden.

Der Sindelfinger, der eigentlich als selbstständiger Fitnesstrainer tätig ist, hatte die Anklagevorwürfe in vollem Umfang eingeräumt. „Ich wollte einmal Gangster spielen und den Nervenkitzel erleben“, hatte der 35-Jährige als sein Motiv genannt. So kam es, dass er im Januar vergangenen Jahres einem Interessenten eine Pistole und 25 Schuss Munition für 800 Euro verkaufte. Diese war allerdings von schlechter Qualität,sodass der Käufer kurz darauf kurz darauf, sein Geld zurückforderte.

Geplant waren aber offenbar noch weitere Deals: Bei einer Hausdurchsuchung fand die Polizei beim Angeklagten eine Liste mit weiteren Waffen sowie ein Nachtsichtzielfernrohr.

Einstieg ins Drogengeschäft

Zu Beginn dieses Jahres hatte der Sindelfinger entschieden, ins Drogengeschäft einzusteigen. Ende Januar 2021 kaufte er im Auto eines Dealers 100 Gramm Kokain auf Kommission. Etwa zehn Tage später erwarb er von dem gleichen Verkäufer 50 Gramm Kokain, die er in einer Tiefgarage in Sindelfingen deponierte. Wiederum nur drei Tage später übernahm er von seinem Lieferanten ein Kilogramm Kokain, das er zunächst ebenfalls in der Tiefgarage deponierte, zwei Tage später jedoch gewinnbringend weiterverkaufte. Bei der Hausdurchsuchung fand die Polizei bei ihm rund 45 000 Euro und 45 Gramm Kokain.

Die Vorsitzende Richterin Jasmin Neher-Klein erklärte in der Urteilsbegründung, zugunsten des 35-Jährigen habe sein frühes und umfassendes Geständnis gesprochen. Zudem habe er Einsicht und Reue gezeigt und führe sich auch im Gefängnis mustergültig auf, wie ein Zwischenzeugnis beweise. Darüber hinaus habe er seinen Dealer belastet, gegen den ein gesondertes Strafverfahren laufe. Allerdings sei auch zu berücksichtigen gewesen, dass sich die Taten über einen langen Zeitraum erstreckt hätten. Zudem habe es sich um große Kokainmengen mit einem Reinheitsgrad von 70 Prozent gehandelt.