Bei besten Wetter fieberten 2000 Zuschauer beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft auf dem Wettbachplatz mit. Foto: Hanno Kreuter/CCBS

So viele Zuschauer wie nie zuvor haben auf dem Wettbachplatz die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft verfolgt – und das, obwohl die deutsche Mannschaft früh ausgeschieden ist. In Böblingen war der Besuch verhaltener.

Sindelfingen - Gut 2000 Fans und Fußballbegeisterte haben am Sonntag auf dem Wettbachplatz das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft auf der großen Leinwand verfolgt. „Viele kroatische Fans waren da, aber nur etwa zehn Franzosen“, berichtet Nadine Izquierdo, die Sindelfinger Stadtsprecherin, die ebemfalls im Publikum saß. „Die Stimmung war gut, sehr friedlich auch nach dem Spiel“, erzählt Izquierdo. „Einige kroatische Mädels haben nach dem Spiel geweint. Die zwei Tische mit Franzosen haben mit Champagner den Sieg gefeiert.“

Das Public Viewing in Sindelfingen war eines der wenigen im Land, das auch nach dem frühen Ausscheiden der Deutschen weiterlief. Während anderswo gleich nach der Niederlage der Nationalmannschaft gegen Südkorea die Leinwände abgebaut wurden, sammelten sich auf dem Wettbachplatz auch bei den Spielen der anderen Mannschaften regelmäßig die Fußballfans. Die Organisatoren zählten in diesem Jahr sogar soviele Besucher wie nie zuvor. Mit 35 000 Zuschauern verzeichnet die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr einen neuen Rekord. Bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren – damals wurde Deutschland Weltmeister – waren es nur 25 000 Besucher in den vier Wochen gewesen.

120 Nationen leben in Sindelfingen

Für den Oberbürgermeister Bernd Vöhringer ist dies ein Beweis dafür, dass „Sindelfingen eine begeisterte Sportstadt mit Einwohnern aus 120 Nationen“ ist. Diese Vielfalt zeige sich beim Public Viewing.

Weniger euphorisch ist Nunzio Chiumenti, der Geschäftsführer der Gastronomie der Böblinger Schönbuch Braumanufaktur. Auch dort gab es wie in den Vorjahren ein gemeinsames Fußballschauen auf Großleinwänden. Viel hat das Unternehmen in die Technik investiert – in eine LED-Wand für den Biergarten sowie zwei Bildschirme für den Innenbereich. Teuer ist auch das zusätzliche Personal – vor allem die Sicherheitsdienste.

„Nach dem frühen Aus für Deutschland dachten wir ‚Oh je. Lohnt sich das überhaupt?’, sagt Chiumenti. Doch dann sei der Besuch weit besser gewesen als erwartet. „Vor allem die Kroatienspiele waren sehr gut besucht, wenn auch nicht ganz so gut wie die Deutschlandspiele.“ Insgesamt, erzählt der Geschäftsführer, sei man „mit einem blauen Auge davongekommen“. Die Kosten habe man eingespielt. Keine Frage ist für ihn, dass es auch in zwei Jahren bei der Europameisterschaft wieder ein Gemeinschaftsgucken im Brauhaus geben wird. „Was allerdings in vier Jahren bei der WM sein wird, wissen wir noch nicht“, sagt Chiumenti. Denn dann findet das Turnier bekanntlich kurz vor Weihnachten statt.

Rudelgucktreff in vier Jahren im Winter?

In Sindelfingen, wo das Public Viewing in Freien stattfindet, wird man sicherlich bei der WM 2022 auf ein gemeinsames Fußballgucken verzichten müssen. Es sei denn, findige Organisatoren kombinieren ein Weihnachtsdorf mit Fußball. In zwei Jahren aber wird die Stadt bei der Europameisterschaft vermutlich wieder dabei sein – auch wenn es davor sicher wieder die üblichen Diskussionen im Gemeinderat geben wird. Denn das Public Viewing ist im Gremium durchaus umstritten.

Vor allem die Grünen würden gerne eine Eintrittsgebühr erheben. „Es kann nicht Aufgabe der Stadt sein, ein Public Viewing für so wenige Zuschauer zu finanzieren, lautet die Argumentation. Denn aus Sicherheitsgründen dürfen nicht mehr als 2000 Menschen auf den Wettbachplatz. Die Stadtverwaltung und mit ihr die Mehrheit der Stadträte sehen das anders. Das Public Viewing passe gut „zum internationalen Flair der Stadt“, sagt das Stadtoberhaupt Bernd Vöhringer.