Wenn Tausende rennen und einer wie Achim Seiter die Massen anfeuert, dann ist Silvesterlauf in Bietigheim. Foto: Werner Kuhnle

20 Grad am 31. Dezember: Beim 40. Silvesterlauf in Bietigheim-Bissingen war es für die mehr als 2500 Läufer warm wie noch nie. Alina Reh und Simon Boch trugen sich in die Siegerliste ein – bei einem war es äußerst knapp.

Ungewohntes Bild an einem Silvesternachmittag: Mit nackten Beinen standen die Läuferinnen und Läufer bei der Siegerehrung vor dem Bietigheimer Viadukt – in anderen Jahren warteten die Topsportler dick eingepackt auf Medaillen und Präsente. Doch beim 40. Silvesterlauf war es fast 20 Grad warm – deshalb gab es vor dem Start öfter den Aufruf, möglichst kurz-kurz, also in Shirt und kurzer Hose zu starten.

Mit der ungewohnten Wärme kein Problem hatte die Siegerin Alina Reh (SSC Berlin). Die deutsche Meisterin über 10 000 Meter überquerte die Ziellinie in einer Zeit von 34:59 Minuten und hatte nach 10,75 Kilometer einen Vorsprung von mehr als eineinhalb Minuten auf die Zweitplatzierte Eva Dietrich vom Laufteam Kassel (36:37). 12 000 Menschen entlang der Strecke hätten sie getragen, sagte Reh. „Es ist toll, wenn du ständig deinen Namen hörst, das hat geholfen, nachdem ich etwas zu schnell angegangen bin.“

Alina Reh erlebte einen versöhnlichen Jahresabschluss

2022 war nicht leicht für sie. Nach einer Herzmuskelentzündung schaffte sie noch die Quali für die Heim-EM in München – die Bilder der von Bauchkrämpfen geplagten Laichingerin, die über 10 000 Meter Platz acht belegte, gingen um die Welt. Doch das Jahr endete versöhnlich: bei der Cross-EM in Turin holte sie Bronze im Einzel und Gold im Team. Und jetzt der fünfte Sieg in Bietigheim. „Das war ein gelungener Jahresabschluss für mich“, sagte die 25-Jährige.

Genauso viele Titel hat auch Simon Boch in Bietigheim gesammelt. Anders als Reh war der Läufer von der LG Telis Finanz Regensburg bis zum letzten Meter aber gefordert, denn sein Vereinskollege Adane Wuletaw Belete ließ sich nicht abschütteln. Seriensieger Boch schaffte es dann aber doch in einer Zeit von 31:45 Minuten und war drei Sekunden schneller als Belete. „Ich habe es mir selbst schwergemacht, dass ich meinen Trainingspartner mitgebracht habe“, erzählte Boch schmunzelnd. Seit September trainiert er mit dem gebürtigen Äthiopier. Erstmals auf dem Podest stand der Drittplatzierte Florian Roeser (33:37) vom TV Konstanz.

Auch die Starter aus der Region zeigten herausragende Leistungen: Julian Großkopf und Kurt Lauer, beide LAZ Ludwigsburg, belegten die Plätze fünf und elf. Bettina Engisch (Bottwartal) und Alina Würth aus Pleidelsheim wurden Achte und Elfte.

Mischung aus Top-Athleten und Hobbyläufern

Nach zwei Jahren Coronapause hat der Silvesterlauf wieder gezündet. Es ist diese Mischung aus deutschen Topstartern und ambitionierten Hobbyläuferin, die den von der LG Neckar-Enz organisierten Wettkampf zu etwas Besonderem macht. So sah es auch Oberbürgermeister Jürgen Kessing, der den Startschuss für das Rennen gegeben hatte. „Die Stadt war voll mit Menschen. Das tut uns nach der Pause gut.“

Die Organisatoren hatten mit 1500 Teilnehmern gerechnet – freuten sich dann über 2545 Läuferinnen und Läufer. Bei vielen stand der Spaß im Vordergrund – etwa bei der Gruppe Viva, die als Ananas und Banane verkleidet gelaufen sind. „Wir wollen die Leute für gesundes Essen inspirieren und mit den Zuschauern gern mal ein Foto machen“, sagt Sven Seidler aus Zaberfeld. Einen guten Jahresabschluss wünschten sich die vier Golden Girls aus Stuttgart, die bei anderen Rennen auch schon mal Hand in Hand ins Ziel gelaufen sind. „Diesmal läuft aber jede ihr eigenes Tempo“, sagte Katrin Schulte.