Der Silvester-Welpe Lino ist groß geworden Foto: Michele Danze

Sie waren zum Sterben im Wald abgestellt worden – zum Glück wurden die acht ausgesetzten Welpen in der Silvesternacht gefunden und haben überlebt. Das Tierheim hat die Hunde vermittelt.Wir begleiten Lino auf seinen ersten Schritten in sein neues Leben. Heute: in der Hundeschule.

Stuttgart - Sie waren zum Sterben im Wald abgestellt worden – zum Glück wurden die acht ausgesetzten Welpen in der Silvesternacht gefunden und haben überlebt. Das Tierheim hat die Hunde vermittelt. Wir begleiten Lino auf seinen ersten Schritten in sein neues Leben. Heute: in der Hundeschule.

Er ist kaum wiederzuerkennen: Groß ist er geworden, schmal ist er, und ein Gesicht hat er, das dem eines Wolfs gleicht. Die weichen, babyhaften Züge sind weg. „Wir hatten anfangs gedacht, er gehe vom Äußeren her in Richtung Labrador – nun sieht er eher aus wie ein Schäferhund“, sagt Sabine Poeppel. Sein Temperament, seine Energie und seine lausbubenhafte gute Laune hat er sich aber erhalten: Wie er da so übermütig in den Bach im Feuerbacher Tal springt, mit allen vier Beinen gleichzeitig, die Lefzen zu einem Grinsen nach hinten gezogen, das ist dann doch unverkennbar Lino.

Knapp sieben Monate alt ist er nun – und längst kein Welpe mehr, sondern ein Junghund. „Bald kommt er in die Pubertät“, sagt Sabine Poeppel. Seit dem letzten Besuch im März hat Lino viel dazugelernt: Damals konnte er bereits Sitz und Platz machen, nun kann er auch die Pfote geben, dann die andere Pfote – und sogar beide Pfoten gleichzeitig. „Mach den Hasen“, heißt das dann beiden Poeppels. „Lino kann auch ‚Peng, toter Hund’“, sagt Sabine Poeppel. Sie bringt Lino dazu, sich auf die Seite zu legen, und gibt dann das Kommando „Peng, toter Hund“. Lino rührt sich nicht. War das schon das Kunststück? Nein, eigentlich soll er sich auf den Rücken drehen und alle vier Beine von sich strecken“, erklärt Sabine Poeppel. Aber Lino will nicht. Der Vorführeffekt? „Bei meinem Sohn macht er das immer und sofort“, sagt Sabine Poeppel.

Jogger und Radfahrer lassen Lino kalt - aber andere Hunde nicht

Aber gut, es gibt Wichtigeres, das ein Junghund können muss. Derzeit üben alle fünf Poeppels – die Eltern Sabine und Stephan sowie die Kinder Tobias, Katharina und Martin – mit Lino, dass er brav bei Fuß geht, wenn ein Jogger oder Fahrradfahrer vorbeikommt. „Das funktioniert schon sehr gut“, sagt Sabine Poeppel. Nur sobald andere Hunde auftauchen, ist Lino weg – insofern muss er bei Hundebegegnungen an die Leine, auch wenn er Artgenossen sehr freundlich und aufgeschlossen begegnet.

So wie auch seinen Kumpels von der Hundeschule. Zweimal die Woche hat Lino im Verein für Hundesport Feuerbach Unterricht – zunächst besuchte er die Kurse der Welpenschule A bis C, momentan ist er in der Junghundgruppe. Dort trifft er auf die Französischen Bulldoggen Heinrich und Lennox, den Mischling Thirteen, die beiden Labradors Bootsmann und Fenja und den American Staffordshire Nero. Und auf seine Lehrerinnen Dagmar Krotschak und Isabel Stolte. Die beiden sind beim Verein dafür zuständig, den Welpen und Junghunden Manieren beizubringen. Aber das freilich spielerisch, wenngleich konsequent.

Lino ist merklich aufgeregt: Er geht gern in die Schule. Aber zu gern auch würde er mit seinen Kumpels toben. Das allerdings ist nur in den Welpenkursen erlaubt. „Die probten ansonsten ihre Kräfte aneinander“, sagt Sabine Poeppel.

Lino ist verspielt

Zunächst müssen die Zweierteams aus Herrchen oder Frauchen und angeleinter Hund, der bei Fuß geht, innerhalb eines durch Hütchen markierten Bereichs herumlaufen. Dabei kreuzen sich die Wege der Teams, und der Hund darf sich nicht ablenken lassen oder gar hochspringen. „Stellt euch vor, ihr hättet alle eine weiße Hose an“, sagt Dagmar Krotschak. „Oder ein Hochzeitskleid“, fügt Isabel Stolte hinzu. Das geht eine Weile gut, doch dann springt Lino an Krotschak hoch. Nur gut, dass deren Hose schwarz ist . . .

Danach geht es ab in den Parcours. Die Hunde müssen nacheinander mit ihrem Herrchen oder Frauchen über eine Rampe balancieren, darauf Sitz machen, oder durch eine Röhre laufen. „Wir wollen die Hunde an die Sportgeräte heranführen. Zudem fördert das Training die Koordination und die Konzentration“, sagt Krotschak. Klar, ein Hund braucht nicht nur Körper-, sondern auch Kopfarbeit.

Am Schluss spielen die Hunde und die Menschen zusammen noch das Kinderspiel „Komm mit, lauf weg“ – und dann kommt der Endspurt. Herrchen oder Frauchen entfernt sich und versteckt sich auf dem Gelände, dann ruft er den Hund. Zunächst rast der Labrador Bootsmann auf sein Frauchen zu, entdeckt dann aber den Fotografen und die Journalistin, die da im Gras liegen. Er stoppt – und bellt. „Das darf er, er zeigt an, dass da etwas ist, was da nicht hingehört“, sagt Krotschak. Der nächste Hund ist die Französische Bulldogge Lennox. Der rennt direkt auf die beiden Fremden am Boden zu. Wird er im letzten Moment einen Haken schlagen? Nein. Da rollen sich die beiden Menschlein doch besser nach je der gegengesetzten Seite ab, so dass in der Mitte zwischen ihnen eine Furt ist, durch die der Hund rennen kann. Und Lino? Der freilich hat längst begriffen, dass es ein großer Spaß ist, die beiden da ein bisschen auf Trab zu halten. Lino rennt, hat alle vier Pfoten gleichzeitig in der Luft, und springt dann mitten in die beiden da am Boden hinein. Alle lachen. Lino zieht die Lefzen nach hinten und grinst breit.

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