In vielen Baumärkten gibt es in diesem Jahr keine Böller zu kaufen. Foto: Lg/Leif Piechowski

Wer sich nach Knallfröschen und Raketen gesehnt hat, wird nicht mehr überall fündig. Warum einige Baumärkte in Stadt und Region aus dem Geschäft ausgestiegen sind.

„Wusste ich nicht, aber finde ich gut. Meine Frau hat Krieg erlebt, die freut sich, wenn es nicht knallt. Schlimmer wäre, wenn es keine Baumaterialien mehr gäbe.“ Ruhig packt der Endvierziger Rohrstücke, Eimer und anderes mehr in den Kofferraum seines Autos. Im Toom bei Stuttgart-Weilimdorf hat er es erworben. Verkauft werden dort dieses Jahr keine Feuerwerkskörper. „Unternehmensentscheidung der Firmenzentrale“, heißt es in der Toom-Filiale. Das ficht weder ein junges Paar an noch einen Senior, die nach anderen Waren suchen. „Wir böllern sowieso nicht“, sind sie sich einig, während ein Passant einwirft: „Dann kaufe ich halt in einem der Supermärkte!“ Während es dort Feuerwerk zu kaufen gibt, haben viele große Baumärkte Böller aus dem Sortiment genommen.

Keine Nachfrage nach Feuerwerk bei Obi

Toom, zur Rewe-Gruppe gehörend, folgt damit Mitbewerbern. So entschied man sich bei Hornbach bereits im Jahr 2019 „insbesondere aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes“, von 2020 an kein Feuerwerk mehr anzubieten. „Wir haben schon noch Anfragen und manche Kunden sind unzufrieden, aber viele finden es gut“, heißt es in der Kundenservicezentrale des Unternehmens, das im rheinland-pfälzischen Bornheim sitzt. Auch Bauhaus, das in Mannheim seine Zentrale hat, stellte bereits vor zwei Jahren den Verkauf von Knaller und Raketen ein. Im Sinne der Nachhaltigkeit habe man sich dazu entschieden, kein Feuerwerk mehr anzubieten, heißt es dort. „Die Entscheidung, die auch mehrheitlich auf Verständnis und Zustimmung bei den Kunden trifft, hat auch weiterhin Bestand.“ Das wird in den Stuttgarter Filialen bestätigt. „Die Kundschaft nimmt das an!“

Bisher „keine einzige Nachfrage nach Böller“ habe es in der Obi-Filiale Stuttgart-Feuerbach gegeben, ist dort beim Kundenservice zu erfahren. Obi bietet ebenso „der Nachhaltigkeit wegen“ keine Knallkörper mehr an. Allerdings gilt das nur für Läden, die zentral geführt sind, einzelne Märkte können derlei weiterhin anbieten. In den Globus-Baumärkten, die vom saarländischen Völklingen aus gesteuert werden, verweist man auf die Homepage der Tierschutz-Organisation Peta, die sich mit dem Aktionsbündnis #BöllerCiao für ein böllerfreies Silvester einsetzt. Dort werden jene Märkte aufgeführt, die aufgrund des „Gefahrenpotenzials für Tiere, Menschen und Umwelt“ einen generellen Verkaufsstopp von Feuerwerk zugesichert haben.

Einzelne Kunden beschweren sich

Bei Hagebau entscheiden die Märkte eigenständig, was sie verkaufen oder nicht. Die Filialen um Stuttgart, etwa in Ditzingen und Rutesheim, sind dieses Jahr böllerfreie Zone. Man habe wegen Corona 2020 alle Feuerwerkskörper zurückschicken und Abschlag bezahlen müssen, sagt Georg Stockinger, Marktleiter Hagebaucentrum Bolay GmbH Co. KG. „Man muss schon im Frühjahr bestellen.“ Zurückhaltend sei man gewesen wegen der Pandemie, wegen des Ukrainekriegs sowie des Tier- und Umweltschutzes. Aber es gebe nun auch tier- und umweltfreundliche Feuerwerke, die leiser seien, weniger Verpackung hätten, weniger Müll produzierten. „Normalerweise hätten wir jetzt unser übliches Probefeuerwerk veranstaltet, damit man kaufen kann, was gefällt.“ Silvester-Feuerwerk darf in Deutschland nur an den drei Tagen vor dem letzten Tag des Jahres verkauft werden. Und Ingo Schubert, Verbandsvorsitzender des Bundesverbands Pyrotechnik, erwartet – trotz der vereinzelten Böllerstreiks – eine große Nachfrage.

Insbesondere die Auftragslage im Onlinehandel sei „kaum zu bewältigen“, sagte er im RBB-Inforadio. Zurück zu Hagebau Rutesheim, dort beschweren sich Kunden. Daher führt Stockinger eine Strichliste: „Gezielt was gewünscht wird, dann schauen wir im kommenden Frühjahr weiter.“