Auch dieses Jahr wurde auf dem Schlossplatz gefeiert und ordentlich geböllert. Die Polizei attestiert „eine normale Silvesternacht“. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Auf dem Schlossplatz haben rund 2500 Besucher das neue Jahr begrüßt – gut besucht waren auch die Partys am SI Zentrum und im Schauspielhaus. Die Polizei zieht eine positive Bilanz – es bleibt weitgehend friedlich.

Stuttgart - Es waren noch einige Stunden hin bis zum Jahreswechsel, da ertönten am Stuttgarter Schlossplatz schon die Schläge der ersten gezündeten Böller. Und wer sich gegen 23.30 Uhr zwischen dem Alten und dem Neuen Schloss einfand, der verstand das eigene Wort vor lauter Lärm nicht mehr. Das Raketen- und Böllerkonzert schwoll kurz vor zwölf noch einmal um ein Vielfaches an. Die Treppen neben dem Kunstmuseum oder den Schlossplatz zu nutzen, war mitunter schwer möglich und nicht immer angenehm, da so mancher seine Raketen und Böller unsachgemäß aus der Hand zündete, in Häuserwände oder nah an Köpfen vorbei schoss. Vergleichsweise ruhig ging es da auf der Theodor-Heuss-Straße zu sowie an den Aussichtsplätzen der Neuen Weinsteige, am Eugens-platz oder beim Teehaus

Bis zwei Uhr am Neujahrsmorgen zählte die Polizei Stuttgart 22 Anzeigen wegen Beleidigung, Körperverletzung, Widerstand und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz. Letztere nahmen die Beamten wegen nicht zugelassener Böller auf, sogenannte „Polenböller“ ohne gültiges Prüfzeichen. „Eine normale Silvesternacht halt“, so eine Beamtin. Bis zum Neujahrstag wurden keine sexuellen Übergriffe oder verletzte Polizisten vermeldet. Laut einem Polizeisprecher sollen sich etwa 2500 Besucher auf dem Schlossplatz befunden haben. Rund 450 Beamte waren zivil und uniformiert unterwegs. Das Technische Hilfswerk unterstützte das polizeiliche Sicherheitskonzept wie im vergangenen Jahr, indem es den Schlossplatz ausleuchtete.

Gäste kommen aus ganz Deutschland

„2019“! Große rote Zahlen-Luftballons stimmten im Foyer des Hotel Dormero im SI-Centrum auf das Neue Jahr ein. Rund 1400 Besucher waren laut Veranstalter zur Silvester-Party und -Gala gekommen. In der White Lounge lockte die Coverband „The Wright Thing“ mit Hits wie Mr. Probz „Wave After Wave“ Gäste jeden Alters vom Fingerfood-Buffet zur Tanzfläche, das taten ebenso die DJs in der Sonderbar oder die Rock’n’Roll Band „The Hurricances“ auf der Gala. „Das hier ist für die ganze Familie, man flaniert über die Gänge, für jeden ist etwas dabei“, schwärmte Claudia Lehmann, die mit zwölf Personen angerückt war. Andere kamen geplant vom Bodensee, andere feierten spontan mit. „Wir blieben hängen“, so zwei Holzgerlinger. „Und übernachten jetzt.“

Gäste jenseits der Region, etwa aus Köln und Mainz, traf man gegenüber bei der SWR 3-Party. „Bei uns zuhause gibt’s nichts“, erklärte eine Paderbornerin, die mit Stuttgarter Freunden unterwegs war. Und hier böten sich gleich vier Dance-Floors. Im Backstage, CBC, CinemaxX und in der Phantombar legten DJs Rock, Pop, Elektro / House, Hip-Hop und Disco-Musik auf. Nicht nur für die Jungen: Aus Mosbach kam eigens eine Seniorin samt Gatten. „Das ist das größte Event in der Region, da muss man dabei sein!“ Sprach’s und verschwand in der Phantombar. Dort und im Backstage wurde es bereits um 22.30 Uhr richtig eng. Zum zweiten Mal feierte dort Sabrina aus Nürtingen. Ihr gefielen Stimmung, unterschiedliche Musik und das Legere. Super sei vor allem, „dass verschiedene Generationen miteinander feiern.“

Letztere fanden sich auch in der Spielbank und deren Motto-Party „New York, New York“. Während die Casino Band unter anderem Pop-Klassiker wie „Billy Jean“ oder „Just the Two of Us“ auf eigene Art interpretierte, DJs im The New Grace und „Klassischen Spiel“ auflegten, gab es auf der Bühne immer wieder Tanz-, Gesangs- oder Akrobatik-Acts oder verwandelte ein Bodypainter eine Unbekleidete zur Lady Liberty. „Künschtler müsst’ m’r sei“, kommentierte ein älterer Herr. „Ich spiel jetzt Roulette.“ Seine Frau goutierte indes eine Lammhüfte am gut besuchten Büffet. „920 Tickets gingen weg“, so Direktor Patrik Maier – ausverkauft.

Erst Theater, dann Party

Das waren zudem die Vorstellungen im Theaterhaus, etwa Gauthier Dance mit „Mega Israel“, Comedy mit Martin Lüding oder die Konzerte des Count Baischy Orchesters. Um 23.30 Uhr startete die Silvesterparty mit den Soul Diamonds und DJ Henster – und ging bis in die frühen Morgenstunden, kulinarisch unter anderem inklusive Gulaschsuppe.

Die gab es auch im Schauspielhaus der Staatstheater Stuttgart, wo das Kulturpublikum ebenfalls bestgelaunt feierte. Nach Theresia Walsers Stück „Ich bin wie ihr, ich liebe Äpfel“ und Silvesterbüffet hielt es nur wenige auf den Bänken, als DJ Andreas Vogel Lieblingsscheiben wie Ray Charles’ „Hit the Road Jack“, Fine Young Cannibals „Good Thing“ oder Pharrell Williams „Happy“ auflegte. So mancher tanzte im Glasfoyer schon im Jahr zuvor bei der Silvesterparty, die bei freiem Eintritt für jeden offen war. „Vergangenes Mal war es super, ich musste wieder dabei sein“, hieß es da. Oder: „Die Party wurde mir heiß empfohlen – und das zu recht.“