Stefan Christian Leicht erzählt in seinem Roman „Europäer“ die Geschichte Süddeutschlands als Fußballspiel. Foto: Barnerßoi

In seinem Buch „Europäer“ taucht Stefan Christian Leichts 14 Jahre altes Ich tief in die Geschichte Süddeutschlands ein.

Sillenbuch - Zehn Jahre hat er an seinem Buch geschrieben. „Es war mein Leben“, sagt der Sillenbucher Stefan Christian Leicht. Von 1998 bis 2008 hat die Arbeit an seinem Roman „Europäer“ seinen Alltag bestimmt. 2011 ist es schließlich bei einem kleinen Verlag erschienen.

„Es ist ein Buch für Liebhaber“, sagt der 48-Jährige. Er weiß, dass der mehr als 450 Seiten starke Roman kein Bestseller werden wird. Zu eingeschränkt sei die Zielgruppe. „Meine Arbeitskolleginnen sagen, es sei ein Männerbuch.“ Es gehe eben um Geschichte und Fußball.

Die Hauptfigur von „Europäer“ ist Stefan Christian Leicht selbst – als 14-jähriger Christian. „Meine Geschichtslehrer in der Schule waren wirklich schlecht.“ Er habe sich deshalb nie für das Fach interessiert. So geht es auch dem Protagonisten. Kurzerhand schläft er im Geschichtsunterricht ein – und landet in der Zeit zwischen 100 vor und 500 nach Christus mitten in einer Schlacht zwischen Kelten und Germanen.

Die Kelten kämpfen nackt

Im Traum lernt er die Geschichte Süddeutschlands kennen. Sein Unterbewusstsein zieht das Szenario als Fußballspiel auf. Christian sitzt auf der Tribüne, es gibt einen Schiedsrichter und der militärische Berater fungiert als Sportmoderator.

Nach der Schulzeit entdeckte Stefan Christian Leicht seine Liebe für die Geschichte. Der gebürtige Heidelberger liest gern historische Romane. „Mich hat immer enttäuscht, dass die Helden so eklig waren.“ Das läge eben daran, dass es Menschen aus der Zeit sind, in der die Geschichten spielen. Er habe deshalb bewusst einen Helden aus der Gegenwart gewählt, in den der Leser sich hinein versetzen kann.

Obwohl der Protagonist 14 Jahre alt ist, sei es ganz klar ein Buch für Erwachsene. „Es steckt viel Geschichte zwischen den Zeilen“, erklärt der Autor. Das sei nur etwas für Kenner. Die Recherche war aufwendig, erzählt er. Selbst das neue Testament habe er komplett gelesen. Zudem gehe es in der Schlacht auch rabiat zu. „Und die Kelten kämpfen nackt“, scherzt Leicht. Das sei überliefert, aber noch nie in einem Film oder einem Roman aufgetaucht. Auch wenn die Erzählung absoluter Klamauk sei, „fühle ich mich der geschichtlichen Wahrheit verpflichtet“, sagt Leicht.

Noch ein Buch wird er nicht schreiben, sagt Stefan Christian Leicht. Zu viel Platz habe das Schreiben in seinem Leben eingenommen. Er ist sich sicher: Das war sein erster und letzter Roman.