Fritz Kuhn ist gekommen, um „einfach zuzuhören“, wie er sagt. Foto: Judith A. Sägesser

Der Oberbürgermeister Fritz Kuhn besucht den Bezirk, um am Montag besser mitreden zu können.

Sillenbuch - Sie hatten ausdrücklich einen kleinen Bus bestellt, doch vor dem Bezirksrathaus stand ein großer. Die drei Dutzend Leute, die sich zur Rundfahrt angemeldet hatten, hätten den Bus aber nur halb gefüllt. So wollte Fritz Kuhn nicht durch Sillenbuch kurven. Also bestellte die Entourage des Oberbürgermeisters das Fahrzeug spontan ab und rief dafür Taxis.

Bevor sich die Wagenkolonne allerdings in Gang setzt, bittet der Hausherr Peter-Alexander Schreck den OB kurz ins Trauzimmer. Schließlich ist Fritz Kuhn nach Sillenbuch gekommen, um zu erfahren, was im Bezirk wichtig ist. „Das ist der Zweck der Veranstaltung“, sagt Kuhn. Es gehe ihm darum, „einfach zuzuhören“. So will er sich auf Montag, 10. Juni, vorbereiten. Dann ist er nämlich schon wieder in Sillenbuch – für seine erste Bürgerversammlung.

Der OB will möglichst wissen und gesehen haben, worüber die Menschen sprechen. „Dann läuft die Bürgerversammlung besser“, sagt er. Weil er mitreden kann. Ein Thema, das am Montag sicherlich zur Sprache kommt, steht bei Kuhns erstem Besuch Mitte dieser Woche als Modell im Trauzimmer des Bezirksrathauses: das ersehnte Bürger- und Veranstaltungszentrum, in dem das Rathaus, die Feuerwehr, die Bücherei und ein Versammlungsraum untergebracht sein sollen. „Habe ich das richtig gelesen, dass das ganze Ding 15 Millionen Euro kosten soll?“, fragt der OB. Er hat. 800 000 Euro wünscht sich der Bezirk im Herbst vom Gemeinderat, um das Bürgerzentrum zu planen.

Vier Projekte unter den ersten Hundert

„Ich sag mal vorne weg: Der Haushalt wird schwierig genug dieses Jahr“, so Kuhn. „Ich kann nicht hergehen und sagen: Ein tolles Projekt, wird gemacht.“ Erstens entscheidet der Gemeinderat über derlei Ausgaben. Zweitens ist Kuhn daran gelegen, keine falschen Hoffnungen zu wecken. Es gibt 23 Stadtbezirke, die Wunschliste aus Sillenbuch ist für ihn nicht die einzige. Trotzdem sticht der Bezirk für ihn etwas heraus, sagt er später im Auto.

Dass Sillenbuch dem OB aufgefallen ist, hat mit dem Bürgerhaushalt zu tun. Vier Projekte haben es unter die ersten Hundert geschafft. Die gewünschte Sporthalle neben der Grundschule Riedenberg ist sogar der Spitzenreiter. Damit hat wieder ein Sillenbucher Vorschlag den ersten Platz errungen. Beim ersten Bürgerhaushalt 2011 bekam die Bädle-Sanierung die meisten Stimmen. Das hat wohl gewirkt. An Ende der Rundfahrt wird Fritz Kuhn an der Trossinger Straße aussteigen und sich die Baustelle des Freibads anschauen. Bis zur Eröffnung Mitte Juli haben die Arbeiter noch einiges zu tun.

Zwischen der Werbung fürs Bürgerzentrum und dem Bädle-Abstecher macht der Tross an der Bernsteinstraße Halt. Das lohnt sich. Denn dort kann sich der OB gleich Verschiedenes erklären lassen. Zum Beispiel, wie das geplante Wohngebiet auf der Zirkuswiese einmal aussehen wird. Vertreter des Siedlungswerks haben Klappwände auf den Gehweg gestellt und eine Kurzpräsentation vorbereitet. „Und wie ist das Umfeld mit Kita?“, fragt Kuhn. Die Ortskundigen drehen sich um und zeigen auf den Neubau schräg gegenüber. Die Kinder sind gerade eingezogen. Alle lachen.

Kuhn schlendert am Zaun der Kita vorbei, sagt im Asyldorf Hallo, blickt aus dem fahrenden Auto auf die Baustelle der Waldorfschule und den Bauplatz für die Sporthalle, die beim Bürgerhaushalt gewonnen hat, um zu guter Letzt im Bädle anzukommen. Das war’s für die Taxi-Fahrer.