Morgens dauert es oft lang, bis der Bus die Haltestelle an der Richard-Schmid-Straße wieder verlassen kann. Schuld ist der Verkehr zum Schulbeginn. Foto: Barnerßoi

Ein Bürger beklagt, dass die Linie 66 häufig Verspätung hat. Die Ursache vermutet er am Gymnasium.

Sillenbuch - Klaus Bertrams Tochter ist acht Jahre alt. Jeden Tag macht sie sich allein auf den Weg von Sillenbuch zur Freien Aktiven Schule nach Degerloch. Grundsätzlich ist das kein Problem für die Schülerin – obwohl sie eine halbe Stunde unterwegs ist und dreimal umsteigen muss. Wenn nicht der Bus der Linie 66 häufig verspätet käme, mit dem sie vom Erdbeerweg an die Stadtbahn-Haltestelle „Sillenbuch“ fährt. Dann verpasst sie ihren Anschluss an die U 8 und muss bis zu 20 Minuten auf die nächste Bahn warten – das ist vor allem im Winter bei Kälte und Dunkelheit unangenehm. Doch der Bus kommt laut Klaus Bertram ständig zu spät, viele Pendler wären betroffen. Die Ursache sei seiner Info nach ein täglicher Stau von Elterntaxis am Geschwister-Scholl-Gymnasium (GSG).

Seit Jahren ärgert ihn die Situation schon, sagt Bertram. Lange habe er diese hingenommen. Vor Kurzem erreichte die Verspätung des 66ers jedoch seinen Höhepunkt, erzählt der Anwohner der Buowaldstraße. Der Bus hatte 33 Minuten Verspätung – und das, wo er morgens alle 20 Minuten fährt. Nun hat sich Bertram mit einem Beschwerdebrief an die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) als Betreiber der Buslinie gewandt.

Die Verspätung betrifft meist nur eine einzige Abfahrtszeit, erzählt Bertram weiter. Davor und danach sei der 66er immer pünktlich. „Nur um 7.43 Uhr kommt der Bus fast immer zu spät“, sagt er. Wenn seine Tochter nicht auf die nächste U 8 warten wolle, mit der sie zu spät zur Schule kommt, fährt sie manchmal über den Bopser und steigt dort noch mal um. Das muss ihr Papa aber extra zahlen. Die Zone, die die Achtjährige dabei durchfährt, ist in ihrer Monatskarte nicht enthalten. Das Geld fordert Klaus Betram in seinem Schreiben von der SSB zurück.

Nicht nur die Elterntaxis verhindern das Vorwärtskommen

Die Ursache für die Verspätung ist laut Bertram der Schulbeginn am GSG. Dort startet und endet die Linie 66. Viele Eltern bringen ihre Kinder direkt bis zur Schultür, sagt Bertram. Wegen der vielen sogenannten Elterntaxis, die sich auf der Wendeschleife vor der Schule stauen, kann sich „der Bus nur sehr schleppend einfädeln“, sagt Bertram. Ein Busfahrer der Linie 66 habe ihm das bestätigt. Geht es nach Bertram, müsste die Haltestelle im besten Fall verlegt werden. Und zwar an eine Stelle „außerhalb des Auto- und Parkplatznutzungsbereichs der Schule“, wie er sagt.

Irmgard Brendgen kennt das Problem. „Ich muss ja selbst jeden Morgen reinfahren“, sagt die Rektorin des GSG. Ihrer Meinung nach seien aber nicht allein die Elterntaxis schuld. Es sei zum einen die Zahl der Schulbusse an sich. Außerdem parkten immer wieder Autos verbotenerweise entlang der Richard-Schmid-Straße. „Dann ist kein Vorwärtskommen mehr“, sagt die Schulleiterin.

Die SSB nimmt die Beschwerde sehr ernst, sagt die Unternehmenssprecherin Birte Schaper. Die extreme Verspätung vor Kurzem, von der Bertram in seinem Schreiben berichtet, muss die SSB leider zugeben, sagt Schaper. Von regelmäßigen Verspätungen könne aber nicht die Rede sein. Das habe man geprüft.

Eine Verlegung der Haltestelle, die ohnehin Sache der Stadt wäre, oder andere Maßnahmen seien deshalb auch nicht angedacht. Über die Rückerstattung des Zusatztickets würde sich die Serviceabteilung derzeit Gedanken machen. Für die Zukunft verspricht Schaper trotzdem, dass man sich die Situation an der Wendeschleife am GSG noch einmal ansehen werde.