Die Silcherschule feiert ihr 100-Jahr-Jubiläum und fragt die Schüler nach ihren Wünschen: die dürften allerdings unerfüllt bleiben. Die Stimmung am Festtag war dennoch sehr gut.
Ein Fußballfeld, ein größeres Klettergerüst und Schaukeln. Eine Rutsche im Schulhaus, damit man sich das Treppensteigen zumindest in eine Richtung sparen könnte – das waren Wünsche, die die Schülerinnen und Schüler der Silcherschule so haben. Aber nicht nur das. Der lebhaften Fantasie der Kleinen sind schließlich keine Grenzen gesetzt. Das musste auch der neue Rektor Harald Bartuff bei seiner Umfrage „Was soll bleiben, was soll neu werden?“ zum Jubiläumsfest feststellen. Mehrere Kinder wünschten sich hierbei ein Bonuspunkte-System, bei dem die Punkte für eine Pausenverlängerung oder Verkürzung des Unterrichts eingesetzt werden könnte, so Bartruff beim Festakt zum 100-jährigen Bestehen der Silcherschule am Samstagmittag. Hoffnung, dass dies baldig umgesetzt wird, machte er jedoch keine.
Anstatt mit rosaroter Brille in die Zukunft zu schauen, ließ der Rektor den Blick in seiner Ansprache vielmehr in die Vergangenheit schweifen. Nämlich einhundert Jahre zurück. Alles begann am 30. April 1923. An diesem Tag wurde die Schule eingeweiht. Damals jedoch nicht nur als Grund-, sondern als Hauswirtschafts- und Frauenarbeitsschule. „Der erste Schulleiter war Herr Oberlehrer Hans Agster“, klärte der aktuelle Rektor weiter auf. Die Kosten lagen damals bei 214 Millionen Papiermark oder 45 Millionen Reichsmark. Der Grund für diese immense Summe wurde durch einige Schüler in einem Gedicht erklärt. Die Inflation war zu dieser Zeit enorm: Kostete ein Brot 1919 noch 0,80 Mark, so waren es im Januar 1923 250 Mark und im September schon 1512000 Mark. Da musste selbst Gratulant Daniel Güthler, Erster Bürgermeister, zugeben, wieder was gelernt zu haben.
In den 1950er-Jahren waren in einer Schulklasse 55 Kinder
Dieser lobte die Schule und die gelungene Art und Weise wie gelehrt und gelernt wird. Als Geschenk überreichte er Bewegungsboards für die „eventuell doch mal längeren Pausen.“ Aber auch Güthler hatte noch einen interessanten Fakt zur Schule herausgefunden. „In den 50er Jahren wurden hier 930 Schüler in 17 Klassenzimmer unterrichtet“, berichtete der Bürgermeister und wusste: „Das macht rund 55 Kinder pro Klasse.“ Heute undenkbar. Die aktuelle Schülerzahl liegt bei 300. Doch die Schule wächst weiter, wusste Bartruff. Das Ganztageskonzept komme gut an und sei sehr gefragt.
Ebenso gefragt waren an diesem Tag natürlich auch die schönen Erlebnisse und lustigen Geschichten aus dem Schulleben. Damit konnte Bartruff ebenfalls dienen. Schließlich hatte sich eine erst vor wenigen Tagen zugetragen. Neuerdings gibt es vier Schulhühner – und damit meinte der Rektor wahrlich eierlegende Hühner. Diese chauffierte Konrektor Markus Maier mit seinem Auto bis zum Hühnerhaus. Wie Bartruff so schön sagte: „Damit sich die kleinen Berühmtheiten wegen des Regens nicht die Federn oder filigranen Beine dreckig machen mussten.“ Unpraktisch nur, dass der Chauffeur mit seinem Auto auf der Wiese stecken blieb und herausgezogen werden musste.
1938 brannte die Schule lichterloh: Brandstiftung
Solche Sorgen gab es vor fast hundert Jahren wohl eher nicht. Im Jahr 1938 brannte die Schule nach einer Brandstiftung lichterloh. Während des Zweiten Weltkriegs 1943 wurde die Turnhalle von Bomben getroffen und brannte komplett aus. „Auf dem Schulgebäude selbst befand sich zu dieser Zeit ein Flugabwehrgeschütz“, erklärte der Schulleiter. Bei all den Rück- und Ausblicken war es Bartruff aber vor allem wichtig sich bei den Helfern und allen, die die Schule am Laufen halten zu bedanken: „Ohne sie wäre es ein trockenes Fest. Untermalt wurden die Reden durch ein buntes Programm der Schülerinnen und Schüler. Es gab interessante und erfrischende, gesangliche und tänzerische Einlagen. Weitere Aufführungen folgten nach den Reden in der Turnhalle.
Bis zum Nachmittag hin konnte im Schulhaus eine Reise durch die Zeit der Schulgeschichte der Silcherschule erlebt werden. So wurden in der Kinoecke alte Szenen vom damaligen Schulleben gezeigt. Es wurde gebastelt und gewerkelt, geschrieben und zugehört und vor allem viel gelacht und auch gelehrt. Aufgeklärt, wie es eben früher in der Schule war.
Letzten Endes war es ein 100. Geburtstag, wie er sein sollte. Alle waren in Festlaune, hatten bei Kaffee und Kuchen, kalten Getränken und warmen Speise, gute Laune und viel Spaß. Und einen lieben Gruß gab es von einer Schülerin auch noch: „Alles Gute zum Geburtstag liebe Schule, du bist die beste der Welt.“