Die Hochzeit von Friedrich Silcher und seiner Frau Luise, geborene Enßlin – hier ein Ausschnitt aus dem Gemälde von Christoph Friedrich Dörr aus dem Jahr 1822. Foto: Stadtmuseum Tübingen, mit freundlicher Genehmigung der Besitzerin

Eine reizvolle Reihe zu Ehren des schwäbischen Komponisten unter der Parole „Fellbach singt Silcher“, organisiert von der Kulturgemeinschaft, beginnt an diesem Dienstag. Ein Höhepunkt ist das Konzert mit dem Vokalensemble „Mann singt!“

Ach ja, unser Frieder! Kaum zu glauben, und irgendwie auch schade, dass dieser aus hiesigen Gefilden stammende Komponist mit Weltgeltung bei heutigen Generationen doch etwas durchs Raster fällt. Dabei hat Friedrich Silcher, der quasi im Wochenrhythmus die schwungvollsten Melodien in die Welt warf, eine Liederliste vorzuweisen, die Ihresgleichen sucht: „Ännchen von Tharau“, „Alle Jahre wieder“, „Am Brunnen vor dem Tore“, „Der Mai ist gekommen“, „In einem kühlen Grunde“, die „Loreley“ nach Heinrich Heine oder, natürlich, „Muss i denn, muss i denn zum Städtele hinaus“, das selbst Elvis Presley im Repertoire hatte.

Heutzutage wäre er mit seinen Melodien ein Chartstürmer

So sah Fellbach zu Zeiten Friedrich Silchers aus: Lutherkirche und Altes Schulhaus um 1800. Foto: Stadtmuseum Fellbach

Perlen des Liedguts im mehrfachen Dutzend, mit Volksliedern und Vertonungen berühmter Gedichte, die um die Welt gingen, ersonnen von einem Menschen, der mit dieser Produktionsdichte heutzutage ein Chartstürmer wäre – und der eindeutig zum Remstal gehört: Am 27. Juni 1789, im Jahr der französischen Revolution, als Sohn eines Lehrers im heute zu Weinstadt gehörenden Schnait geboren, war er zum Beispiel Lehrergehilfe in Schorndorf und schließlich seit 1817 erster Musikdirektor an der Eberhard-Karl-Universität in Tübingen, wo er auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof begraben liegt.

Und dazwischen: Fellbach. Dort ging der 17-Jährige 1806 beim Lehrer Nikolaus Ferdinand Auberlen in die musiktheoretische Lehre. Diese örtliche Verbundenheit möchte die Kulturgemeinschaft Fellbach nun mit einem knapp einwöchigen Silcher-Festival würdigen und auch um auch um dessen Verdienste als Begründer der Laienchorbewegung, als Musikpädagoge und aufrechter Demokrat in ein helles Licht zu rücken.

„Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald“

Die frühere Leiterin des Silchermuseums in Schnait, Elisabeth Hardtke, spricht über Silchers Leben und Wirken. Foto: privat

Das Konzept hierfür haben die KGV-Vorsitzende Christa Linsenmaier-Wolf und der Kantor der Fellbacher Lutherkirchengemeinde, Manuel Knoll, entwickelt. „Kuckuck, Kuckuck ruft aus dem Wald“ heißt ein szenisches Familienkonzert mit dem Chor der Silcherschule und Kinderchören der Lutherkirche am Dienstag, 11. Juni, um 17 Uhr, im Paul-Gerhardt-Haus.

Der offizielle Auftakt folgt am Mittwoch, 12. Juni, um 19 Uhr im Großen Saal des Rathauses. Die frühere Leiterin des Silchermuseums in Schnait, Elisabeth Hardtke, berichtet von Silchers Leben und Wirken und vermittelt kompakt seine Bedeutung. Der Kammerchor Opus 7 des Philharmonischen Chors unter der Leitung von Annette Glunk singt einige von Silchers „Greatest Hits“. Der Eintritt ist frei. Kostenlose Karten gibt’s beim i-Punkt im Fellbacher Rathaus.

Am Folgetag präsentiert das Stadtmuseum einige „Silcherstücke“ wie Taktstock und Tasse aus Tübingen. Ergänzend zur bereist ausverkauften musikalischen Eröffnung mit Sopranistin Uta Scheirle und ihrem Vater Alfons Scheirle am Klavier gibt es um 20.15 Uhr einen Zusatztermin. Es folgt am Samstagnachmittag ein Workshop für interessierte Herren aller Altersstufen, die in den Chorgesang hineinschnuppern oder ihr Können vertiefen wollen. Höhepunkt des Silcher-Reigens ist ein offenes Singen nach Herzenslust am Samstag, 15. Juni, um 19 Uhr in der Lutherkirche unter dem Motto „Fellbach singt Silcher“.

Zum Abschluss gibt’s das Konzert unter dem Motto „Volkslied im Wandel“

Das klangschöne Abschlusskonzert der Silcherfeiern präsentiert am Sonntagabend um 18 Uhr in der Lutherkirche das jugendfrische und renommierte Vokalensemble MannSingt! um seinen Leiter Manuel Knoll. Eigens für den Anlass hat der Chor das Programm „Volkslied im Wandel“ erarbeitet.

Um ein großes Publikum anzusprechen und zu begeistern, ist der Eintritt für die meisten Veranstaltungen frei. Aktuelle Informationen unter www.kulturgemeinschaft-fellbach.de .