Inzwischen ist dieser Graben am Gehweg von Ob dem Steinbach wieder aufgefüllt. Zu erkennen ist hier das abgetrennte Wurzelwerk. Foto: privat/cf

Seit Jahrzehnten streiten sich Bewohner von Stuttgart-Büsnau mit der Stadt wegen Silberlinden vor ihrer Haustür. Die Wurzeln der Bäume verursachen regelmäßig Bauarbeiten.

Stuttgart-Büsnau - Einen guten Ordner füllt bereits der Schriftwechsel mit dem städtischen Gartenamt, weiteren Behörden und diversen Baumspezialisten. Das Thema der Auseinandersetzung sind ein gutes Dutzend Silberlinden entlang der Straße Ob dem Steinbach, die in den Ortskern von Stuttgart-Büsnau führt. Dieser Ärger geht nun schon seit bald 40 Jahren.

Das ist nicht nur ein Privatthema der Anlieger. Auch andere bekommen es mit, wenn sie mitten nach Büsnau wollen. Denn die mittlerweile mächtigen Bäume, vor 35 bis 40 Jahren eingepflanzt, haben jetzt ein entsprechend imposantes Wurzelwerk. Dieses breitet sich in die Vorgärten der Anwohner aus, es hebelt ebenso den Gehweg auf sowie die Parkplatzflächen entlang der Straße. Die konkrete Folge sind wie erst vor einigen Wochen umfangreiche Bauarbeiten. Jetzt im Mai war der Gehweg auf einer Länge von gut Hundert Metern aufgerissen. Und damit verbunden sind dann phasenweise Straßensperrungen eben dort, wo auch die Hauptroute des Busverkehrs durch Büsnau verläuft. Was die Anrainer besonders nervt: Diese Arbeiten fänden nun schon zum fünften Mal statt. „Das ist doch eine große Verschwendung von Steuergeld“, klagt einer. Namentlich genannt werden wollen sie nicht mehr, da war wohl der Schriftwechsel mit diversen Ämtern zu heftig.

Regelmäßige Bauarbeiten kosten viel Geld

Dazu die Antwort des Gartenamts wegen der jüngsten Arbeiten: „Der an Privatgrundstücke angrenzende Gehweg wies vereinzelte Schäden durch Wurzeldruck der dortigen Silberlinden auf. Auch fanden sich vereinzelt größere Wurzeln in den Vorgärten der Anwohner. Daher wurde der Gehweg zu den Privatgrundstücken geöffnet, um die Situation zu prüfen“, heißt es seitens der Stadt. „Hierfür wurde an der Grundstücksgrenze ein 1,30 Meter tiefer Graben ausgehoben. Größere Wurzeln, welche in die Grundstücke wuchsen, wurden gekappt. Um weiteres Wurzelwachstum in die Privatgrundstücke zu vermeiden, wurde eine stabile Wurzelschutzfolie eingebaut. Der Graben wurde mit überbaubarem Baumsubstrat verfüllt und die Gehwegfläche mit dem bestehenden Sickerpflaster wieder fachgerecht hergestellt.“

Auch auf die früheren Bauarbeiten wird eingegangen: „Vor rund sechs Jahren wurden Instandsetzungsmaßnahme durch das Tiefbauamt im Umfeld der bestehenden Bäume durchgeführt“, heißt es da. „Die beschädigte Gehwegfläche aus Asphalt wurde entfernt und durch Sickersteinpflaster ersetzt. Die aktuellen Baumaßnahmen dienen dazu, mögliche Beschädigungen durch die Baumwurzeln in den Privatgrundstücken zu vermeiden.“

Sickersteine statt Asphalt

Gekappte Wurzeln zu den Gärten hin waren in der Tat zu erkennen während der Bauarbeiten. Ob die Folie tatsächlich weiteren Wurzelwuchs in Richtung Privatgrundstücke verhindert – die Fachleute wissen da besser Bescheid. Aber naheliegend ist auch: Wenn das Wachstum in eine bestimmte Richtung verhindert wird, wird eben ein anderer Raum gesucht. Und da bleiben an diesem Standort eben nur Gehweg, Parkstreifen oder Straße.

Ein guter Baum für das künftige Stadtklima

Doch nun zum Baum selbst. Fachleute beschreiben ihn als einen interessanten Baum gerade jetzt in diesen Zeiten. Die Silberlinde soll nämlich ziemlich widerstandsfähig sein gegenüber Staub und Abgasen aus Industrie, Verkehr und Haushalten. So führt das Projekt Stadtgrün 2021 der bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau die Silberlinde in einer Baumliste, die sich als künftige Stadtbäume in einem vom Klimawandel geprägten Stadtklima eignen.

Die Anwohner wollen auch nicht auf öffentliches Grün verzichten. Nur: Es sollten eben kleinere Bäume sein. Da ist Übereinstimmung mit der Stadt. Denn auch aus dem Gartenamt heißt es: „Nach heutigem Kenntnisstand würden an diesem Standort etwas kleinere Baumarten Verwendung finden.“ Allerdings heißt es weiter aber auch: „Trotz allem werden städtische Bäume grundsätzlich fachkundig gepflegt und erhalten, auch wenn diese im Laufe der Jahrzehnte größere Dimensionen erreichen als heute gewünscht.“