GE, heißt es, soll nun nach dem kleineren französischen Alstom-Konzern greifen. Foto: AP

Sollte dem Siemens-Rivalen General Electric (GE) der Kauf des französischen Alstom-Konzerns gelingen, würde sich für den Münchner Elektroriesen einiges verändern. Nicht unbedingt nur zum schlechteren. Doch sicher ist bisher nur, dass nichts sicher ist.

Sollte dem Siemens-Rivalen General Electric (GE) der Kauf des französischen Alstom-Konzerns gelingen, würde sich für den Münchner Elektroriesen einiges verändern. Nicht unbedingt nur zum schlechteren. Doch sicher ist bisher nur, dass nichts sicher ist.

München/Paris - General Electric (GE) und Siemens haben ihre Kräfte schon zu Kaisers Zeiten gemessen. Von ehrgeizigen Erfindern im 19. Jahrhundert gegründet, sind die Firmen längst zum Inbegriff großer Industriekonzerne geworden - und für die Rivalität zwischen Branchengiganten. GE, heißt es, soll nun nach dem kleineren französischen Alstom-Konzern greifen, der beiden Unternehmen Konkurrenz macht, derzeit aber recht gebeutelt ist.

Ob es am Ende dazu kommt, ist offen. Die Regierung in Paris kündigte jedenfalls schon mal an, den Verkauf verhindern zu wollen. Alstom stehe für die industrielle Stärke Frankreichs und französischen Erfindergeist, wie Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg am Freitag der Zeitung „Le Monde“ sagte. Vieles ist unklar, etwa was mit der Zugsparte passieren soll, die den prestigeträchtigen Hochgeschwindigkeitszug TGV baut. Klar ist: eine Übernahme von Alstom wäre zumindest eine Kampfansage von GE an Siemens. Die Amerikaner, vor allem in den USA stark, liegen in manchen Bereichen vor Siemens und verdienen gemessen am Umsatz deutlich mehr Geld. In Europa, vor allem in Deutschland hat Siemens die Nase vorn - und ärgert GE zudem auf dessen Heimatmarkt ziemlich, etwa mit milliardenschweren Windkraftaufträgen oder bei Zügen. Siemens ist mit rund 60 000 Mitarbeitern in den USA eine Macht. Sollte GE nach Alstom greifen, wäre es auch eine Retourkutsche. Vor allem aber wohl der Versuch, endlich wieder einen funktionierenden Brückenkopf auf dem Heimatmarkt von Siemens zu errichten. GE-Chef Jeff Immelt brachte seine Vorstellung im Sommer 2013 so auf den Punkt: „Wir wollen eine Bedeutung in Deutschland haben“. Siemens wird jedenfalls genau beobachten, was GE tut. Am Ende aber ist alles Spekulation, es gibt keine offizielle Bestätigung der Pläne, mögliche Details sind nur vage bekannt.

Alstom geht es nicht besonders gut

Auch deswegen will sich Siemens nicht zum Thema äußern. Angst dürfte der Schritt Konzernchef Joe Kaeser aber kaum machen. Eventuell käme ihm ein solches Szenario sogar entgegen. Übernahmen binden für lange Zeit Kräfte für die Neusortierung in den beteiligten Unternehmen. Von Schwierigkeiten, die durch die unterschiedliche Kultur in US-Unternehmen und französischen Konzernen entstehen können, ganz zu schweigen.

Zudem geht es Alstom nicht besonders gut. GE dürfte einige Zeit brauchen, um wirklich große Vorteile aus dem Geschäft zu ziehen. Auf welchen Märkten und Produkten ein Zusammenschluss der beiden Konzerne für Siemens Veränderungen brächte, ist noch nicht auszumachen. Sollte am Ende eine Übernahme gelingen, GE und Alstom wären in der nahen Zukunft wohl vor allem mit sich selbst beschäftigt.

Das sind die Münchner derzeit allerdings auch. Siemens-Chef Kaeser muss den Giganten wieder flott machen, längst nicht alles läuft rund. Im Mai will er einen weiteren Umbauschritt und eine neue Struktur verkünden. Mit dem Hinweis auf einen erstarkenden Konkurrenten ließen sich die Zügel vielleicht sogar noch ein wenig straffer anziehen. Kaeser will Siemens schneller machen, näher an seine Kunden rücken - und vor allem soll am Ende mehr Geld übrig bleiben. Die Umsatzrendite der Münchner lag zuletzt abgeschlagen hinter der von GE zurück. Allzu große Sorgen jedenfalls muss sich Siemens wohl erst mal nicht machen. Die Aktie der Münchner gab nach Bekanntwerden der Gerüchte zwar leicht nach, ein Einbruch verzeichnete das Papier aber nicht; ein Zeichen, dass man die Wirkungen einer Übernahme an den Börsen in Richtung von Siemens nicht überbewerten will. Anders sah das bei Alstom aus. Das Unternehmen kämpft an etlichen Stellen mit Schwierigkeiten. Weil GE aber angeblich einen saftigen Aufschlag von 25 Prozent auf den letzten Börsenwert von Alstom zahlen will, schossen die Aktien am Donnerstag in die Höhe. Am Freitag wurden die Papiere dann zunächst vom Handel ausgesetzt.