Titan unter den Verlegern: Siegfried Unseld Foto: DLA-Marbach, www.dla-marbach.de/Mathias Michaelis

Zum Kaffee bei Hermann Hesse und ein doofes Bild von Rainald Goetz: Das Literaturmuseum der Moderne in Marbach zeichnet anlässlich des 100. Geburtstags des Suhrkamp-Verlegers Siegfried Unseld ein sehenswertes Porträt in Briefen.

Auf die richtige Bewerbung kommt es an: „Ich bin mit Leib und Seele Verlagsbuchhändler, habe aber gegenwärtig nicht den Wirkungskreis, der mich auf die Dauer voll auszufüllen vermöchte.“ Mit diesen Zeilen bewirbt sich der 27-jährige Siegfried Unseld bei dem Verleger Peter Suhrkamp, um in „irgendeiner Form“ an dessen ein Jahr zuvor gegründeten Verlag mitarbeiten zu dürfen. Die Sache mit dem Wirkungskreis hat sich in der Folge günstig entwickelt. Peter Suhrkamp stellte den „jungen Hund“, wie er ihn später nannte, ein. Und in kurzer Zeit weitete sich der Wirkungskreis des bis dahin zwar angesehenen, doch eher kleinen Verlags auf eine Weise aus, dass darin das intellektuelle Leben einer ganzen Epoche Raum fand – das, was der Literaturphilosoph George Steiner einmal die Suhrkamp-Kultur genannt hat.