Das deutsche Team gewann im polnischen Breslau zum Abschluss der Hauptrunde gegen Dänemark. Foto: dpa

Die Sensation ist perfekt: Deutschland steht im Halbfinale der Handball-EM. Das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson gewann am Mittwoch im polnischen Breslau zum Abschluss der Hauptrunde gegen Dänemark.

Breslau - Sie tanzten und schrien vor lauter Freude, auf den Zuschauerrängen sangen die Fans: Nach dem 25:23 (12:13)-Sieg gegen Dänemark bei der Europameisterschaft und dem sensationellen Einzug in das Halbfinale kannte der Jubel in der deutschen Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch in Breslau keine Grenzen. Neun Jahre nach dem WM-Titel im eigenen Land schreibt das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bei der EM in Polen ein neues „Wintermärchen“ und spielt wieder um Medaillen.

„Das ist eine Sensation“, sagte der isländische Coach. In der ARD hatte er gemeint: „Wir haben einfach unser Ding durchgezogen, es war eine grandiose Leistung. Es war phantastisch, dass wir ruhig geblieben sind und uns nicht haben verrückt machen lassen.“ „Sensationell, Hammer, unfassbar“, rief Torwart Carsten Lichtlein. Nachrücker Julius Kühn schrie in jedes Mikrofon nur noch „Sieg“. Und Tobias Reichmann meinte: „Ich hätte heulen können. Ich bin einfach nur glücklich.“

Vor 6500 Zuschauern in der Jahrhunderthalle wuchs die deutsche Mannschaft zum Abschluss der Hauptrunde der Gruppe II auch gegen den zweimaligen Europameister Dänemark erneut über sich hinaus. Und das, obwohl sie ohne Kapitän Steffen Weinhold und Torjäger Christian Dissinger wegen Adduktorenverletzungen auskommen musste.

Die deutsche Mannschaft tat, was sie versprochen hatte

Angeführt vom überragenden sechsfachen Torschützen Steffen Fäth und einem wieder starken Torwart Andreas Wolff bot die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) dem Favoriten einen Kampf auf Biegen und Brechen und schaffte den ersten Einzug in ein EM-Halbfinale seit 2008. Dort werden die Deutschen am Freitag in Krakau um den Sprung in das Endspiel kämpfen.

Im 105. Spiel gegen den Dauerrivalen Dänemark ging es dramatisch zu. Bis zur Partie gegen die Deutschen hatten die Dänen, bei denen zehn Spieler in der Bundesliga ihr Geld verdienen, nur beim 28:28 gegen Schweden einen Punkt abgegeben und waren von Sigurdsson zum Titelfavoriten ernannt worden.

Doch die deutsche Mannschaft tat, was sie versprochen hatte: Sie nahm ihr Herz in beide Hände. Nach einem 3:5 (9.) erspielte sie sich eine 10:8-Führung (22.). Während die variable Abwehr weitgehend toll funktionierte, hakte es im Angriff, wo zu viele gute Chancen vergeben wurden. Dank des überragenden Fäth ging die DHB-Auswahl nach einem 10:12 (27.) nur mit einem 12:23-Rückstand in die Pause.

Moralische Unterstützung von etlichen Sport-Promis

Auch in der zweiten Halbzeit schenkten sich beide Teams in dem packenden und emotionalen Spiel der beiden gemeinsamen WM-Ausrichter 2019 nichts. Ständig wechselte die Führung mit dem besseren Ende für das DHB-Team.

Vor dem Spiel hatte das DHB-Team moralische Unterstützung von etlichen Sport-Promis bekommen. Per Video-Botschaft auf der Facebook-Fanpage von TV-Experte Stefan Kretzschmar berichtete Fußball-Bundestrainer Joachim Löw, dass er die Spiele gegen Ungarn und Russland gesehen habe. „Ich war begeistert von eurem Tempo und eurer Qualität und habe richtig mitgefiebert. Fürs Spiel gegen Dänemark wünsche ich euch alles Gute. Ich bin mir sicher, dass ihr das schafft.“

Basketball-Star Dirk Nowitzki fieberte in den USA mit. „Macht das Halbfinale klar!“, forderte er. In Liverpool drückte Jürgen Klopp die Daumen. „Wenn ihr das Ganze als einen großen Spaß seht und richtig Bock habt, könnt ihr den Dänen richtig einen verbraten“, ließ er die Handballer wissen. Aus Istanbul meldete sich Nationalspieler Lukas Podolski: „Ihr seid weit gekommen, aber jetzt kommt ihr richtig weit.“