Nur ein Sieg fehlt Usain Bolt jetzt noch, um der erfolgreichste Leichtathlet der WM-Geschichte zu sein. Der 200-Meter-Erfolg am Samstag war bereits sein zweiter Titel bei den Weltmeisterschaften in Moskau und sein siebtes WM-Gold insgesamt. Foto: dpa

Nur ein Sieg fehlt Usain Bolt jetzt noch, um der erfolgreichste Leichtathlet der WM-Geschichte zu sein. Der 200-Meter-Erfolg am Samstag war bereits sein zweiter Titel bei den Weltmeisterschaften in Moskau und sein siebtes WM-Gold insgesamt.

Moskau - Die Party begann schon wenige Meter hinter der Ziellinie. Kurz nachdem Usain Bolt bei der Leichtathletik-WM in Moskau auch das 200-Meter-Rennen gewonnen hatte, klatschte er seinen Freund Warren Weir ab und legte mit seinem Trainingspartner ein kleines Tänzchen auf die Bahn. Doppel-Weltmeister Bolt in der Weltjahresbestzeit von 19,66 Sekunden vor Weir (19,79) und dem Amerikaner Curtis Mitchell (20,04) - so ein Ergebnis in einem WM-Finale hatten sich die beiden Kumpels aus Jamaika immer gewünscht.

„Das war eine lange und harte Saison - jetzt bin ich froh, dass ich diese beiden Goldmedaillen hier gewonnen habe“, sagte Bolt. „In diesem Jahr kam es nur auf die Weltmeisterschaften an. Ich habe eine Menge Energie hier und freue mich jetzt auf die Staffel morgen.“

Sollte Bolt am Sonntag mit Jamaikas Sprintstaffel auch noch das Rennen über 4 x 100 Meter gewinnen, würde er Carl Lewis (USA) bereits im Alter von 26 Jahren als erfolgreichsten Athleten der WM-Geschichte ablösen. Schon jetzt steht er bei sieben Gold- und zwei Silbermedaillen insgesamt bei den Weltmeisterschaften von 2007 bis 2013. Der Sieg vom Samstag war sein zweites Gold in Moskau nach dem 100-Meter-Erfolg am vergangenen Sonntag und auch sein dritter WM-Titel nacheinander über seine Lieblingsstrecke. Das schaffte vor ihm noch kein Sprinter über 200 Meter. Bolt sammelt Titel wie am Fließband, denn sechsfacher Olympiasieger ist er ja ebenfalls.

Über dieser WM liegt der Schatten des Dopingskandals

Auch das ewige Sprintduell zwischen Jamaika und den USA hat die Karibikinsel dank Bolt bei dieser WM schon jetzt eindeutig für sich entschieden. Alle Einzeltitel über 100 und 200 Meter gingen an ihn und Shelly-Ann Fraser-Pryce. Gerade bei den Männern kann sich niemand ernsthaft vorstellen, dass die Amerikaner Bolt und Co. wenigstens in der Staffel noch einmal gefährden können.

Bolts Rennen in Moskau sind umso bemerkenswerter, weil er vor zwei Wochen noch sichtlich angespannt und auch etwas beleidigt nach Russland gereist war. Über dieser WM liegt der Schatten eines Dopingskandals, in dem zwar nur seine Rivalen Tyson Gay (USA) und Asafa Powell (Jamaika) überführt wurden, der aber auch ein immer größeres Misstrauen gegenüber den Leistungen von Bolt weckte. Auch das 200-Meter-Finale fand so ohne seine stärksten Rivalen statt: Gay ist gedopt, der Olympia-Zweite Yohan Blake verletzt.

Das alles schien den Superstar am Samstag aber nicht zu stören. Schon vor dem Rennen klatschte er jeden Rivalen einzeln ab. Der Lauf selbst war bereits vor dem Einbiegen auf die Zielgerade entschieden. Nur sein eigener 200-Meter-Weltrekord, mit dem er zumindest geliebäugelt hatte, blieb unangetastet. Er wolle gerne sehen, „ob es wirklich möglich ist, unter 19 Sekunden zu laufen“, hatte Bolt vorher gesagt. 19,66 Sekunden waren aber immer noch die schnellste Zeit dieses Jahres und die zehntschnellste seiner Karriere.