Wer hat den Jungen getötet? Eine 69-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Foto: dpa

Die Menschen in Künzelsau sind schockiert. Nach dem gewaltsamen Tod eines Siebenjährigen werden nun immer mehr Details bekannt.

Künzelsau - Vor dem gepflegten Einfamilienhaus hängt ein rot-weißes Absperrband der Polizei, auf einer Gartenmauer stehen Kerzen, daneben liegen Blumen. Die Menschen in Künzelsau (Hohenlohekreis) sind geschockt. Aber der gewaltsame Tod eines Siebenjährigen entsetzt nicht nur die Menschen in der idyllischen Kleinstadt.

Eine 69-Jährige sitzt wegen Verdachts des Totschlags in Untersuchungshaft. Die ehemalige Krankenschwester Elisabeth S. habe sich im Rahmen der Ermittlungen „kurz gegenüber der Polizei eingelassen“, heißt es in einer Mitteilung. Ob diese Formulierung als Geständnis zu werten ist, blieb am Dienstag offen.

Nach und nach werden Details zur Tat bekannt

Zum Hergang der entsetzlichen Tat werden nach und nach Details bekannt. Das Kind hatte – offenbar wie seit fünf Jahren immer wieder – die Nacht von Freitag auf Samstag bei seiner Pflegeoma verbracht. Elisabeth S. habe mit der Familie ein freundschaftliches, ja herzliches Verhältnis gehabt. Als der Vater am Samstagvormittag den Jungen abholen wollte, war das Haus verschlossen, die Besitzerin verschwunden. Mithilfe eines Nachbarn verschaffte er sich Zutritt und fand sein lebloses Kind in einer trockenen Badewanne.

Mit einem Großaufgebot suchten die Beamten nach der Tatverdächtigen; mehr als zehn Streifen der Schutz- und Kriminalpolizei, ein Polizeihubschrauber und ein Personenspürhund waren im Einsatz. Am Samstagabend alarmierten schließlich Nachbarn die Polizei, dass Elisabeth S. ins Haus zurückgekehrt war. Es war 21.30 Uhr. Sie wurde sofort festgenommen.

Nach „bisherigen Ermittlungen nicht ertrunken“

Die Tatverdächtige werde nun durch einen Anwalt vertreten und schweige zu den Tatvorwürfen, heißt es in einer Polizeimitteilung. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn hat gegen die Frau Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. „Sie ist bisher die einzige Verdächtige“, sagte ein Sprecher in der „Süddeutschen Zeitung“. Man gehe nicht davon aus, dass weitere hinzukommen.

Der Junge sei „den bisherigen Ermittlungen zufolge nicht ertrunken“, gab die Polizei bekannt. Zur Todesursache heißt es: „Gerichtsmediziner haben herausgefunden, dass Gewalteinwirkung gegen den Hals des Jungen todesursächlich war.“ Nach Informationen unserer Zeitung wurden am Hals des Opfers Würgemale festgestellt. Einer Bekannten zufolge hatte Elisabeth S. seit Längerem psychische Probleme. Der Tod ihres Mannes im Jahr 2009 habe die Krankenschwester, die nicht mehr in ihrem Beruf gearbeitet hat, völlig aus der Bahn geworfen. Den Jungen habe die Pflegeoma, so schildert die Bekannte, jedoch geliebt wie ihren Enkel.

Ganz Künzelsau ist zutiefst bestürzt

Niemand kann sich die entsetzliche Tat erklären. „Über den Tod des siebenjährigen Jungen aus Künzelsau sind wir zutiefst bestürzt“, lässt Stefan Neumann, der Bürgermeister des 15 000 Einwohner zählenden Ortes auf der Internetseite der Kommune verbreiten, „unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.“ Neumann bat zugleich um Verständnis dafür, dass er keine weiteren Angaben und Informationen weitergeben könne.

Vom Mitgefühl zeugen auch die Blumen und Kerzen, die die Menschen vor dem gepflegten Einfamilienhaus abgelegt haben, dem Ort, an dem der Siebenjährige am Samstag tot aufgefunden wurde.