In manchen Bereichen sind die Aufträge privater Securityfirmen komplett eingebrochen. Foto: Lichtgut/Oliver Willikonsky

Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, Obergrenzen für Kunden – die Auftragslage von Securityfirmen dürfte durch die Pandemie und ihre Auswirkungen bestens sein. Jein, sagen die Dienstleister.

Filder/Vaihingen/Esslingen - Viele Geschichten über die Folgen der Corona-Pandemie fangen so an. Dass der Alltag im Frühjahr umgekrempelt wurde. Gastwirte drehten plötzlich Däumchen, Lehrer mussten per Video unterrichten, und die Kassiererinnen fielen abends erledigt ins Bett vor lauter Hamstereinkäufern. Auch Georgios Capalis wurde im März von den Entwicklungen überrollt. Er ist der Geschäftsführer der DGC Security GmbH, einem Dienstleister für Sicherheit.

Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen, Obergrenzen für Kunden in den Geschäften – die Pandemie und ihre Auswirkungen dürfte die Zahl der Aufträge für Sicherheitsfirmen nach oben schnellen lassen. Georgios Capalis, dessen Firma eine Zweigstelle in Filderstadt-Bonlanden hat, relativiert diese These. Er ist einiger der wenigen aus seiner Branche, der bereitwillig aus seinem Alltag berichtet und dazu, wie Corona ihn verändert hat.

Die rund 70 Mitarbeiter seien in normalen Zeiten vor allem im Einzelhandel beschäftigt, sagt Capalis. Beispielsweise in Shoppingcentern, großen Super- oder Elektronikmärkten. Als der Lockdown im März kam, sei für den Security-Dienstleister, der nach eigenen Angaben im ganzen süddeutschen Raum tätig sei, erst einmal ein großer Teil an Aufträgen weggebrochen. Denn zunächst habe ja nur noch der Lebensmittelhandel geöffnet gehabt, erklärt Capalis. Und eben der Lebensmittelhandel habe die Bilanz letztlich gerettet.

Durchgehend im Einsatz in Lebensmittelläden

Nach einer kurzen Phase der eingebrochenen Auftragslage hätten sich die Anfragen bald gehäuft. „Unser Auftragsvolumen hat sich komplett verschoben“, sagt Capalis. Waren die privaten Securitys vor Corona nur in den Abendstunden in den Supermärkten präsent, um die Mitarbeiter zu schützen, griff man nun durchgehend auf sie zurück. Um die Eingänge zu den Lebensmittelläden zu kontrollieren oder die Leute auf die Maskenpflicht hinzuweisen. „Es waren mehr derartige Ordnerdienste“, berichtet Capalis.

Der große Sicherheitsdienstleister Securitas, der auch Standorte in Leinfelden, Stuttgart-Vaihingen und am Flughafen hat, sagt, dass Corona auch bei ihm die Auftragslage vor allem verlagert habe. „In einigen Bereichen haben wir eindeutige Umsatzeinbußen zu verzeichnen, wie zum Beispiel in der Luftsicherheit, im Messe- und Veranstaltungsbereich und im Tourismus“, teilt Securitas mit. Das Dienstleistungsspektrum der Firma für ihre Kunden reiche aktuell vom klassischen Türsteher, der Maskenmuffel ermahnt, bis hin zu technischen Lösungen. Zum Beispiel Automaten, die automatisch die Temperatur messen oder Menschen zählen.

Durchsagen am Flughafen Stuttgart

Der Stuttgarter Flughafen hat wegen Corona keine Security aufgestockt, wie die Sprecherin Beate Schleicher sagt. Die Maskenpflicht sei eine Verordnung des Landes und werde deshalb von der Landespolizei kontrolliert. „Als Flughafengesellschaft unterstützen wir, indem wir mit Durchsagen und Hinweisen im Terminal und auf unserer Website daran erinnern, dass eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden muss.“ Notfalls würde das Flughafenpersonal auch freundlich darauf hinweisen. Unabhängig von Corona setze der Flughafen bis zu 120 Mitarbeiter externer Sicherheitsfirmen ein, so Schleicher. Sie seien vor allem an den Kontrollstellen für Airport-Mitarbeiter tätig, bei der Verkehrssicherung oder bei Veranstaltungen auf dem Gelände.

Die Stadt Filderstadt oder die Stuttgarter Straßenbahnen engagieren wegen Corona ebenfalls keine externen Sicherheitsleute. Der Landkreis Esslingen wiederum setze Security bei den Teststationen an der Landesmesse und in Nürtingen sowie an Asylunterkünften mit Quarantänefällen ein. Ob kommunale Ordnungshüter Unterstützung brauchen in Corona-Zeiten, ist vor Kurzem auf Landeseben diskutiert worden. Die CDU im Landtag forderte, der Freiwillige Polizeidienst solle beim Einhalten der Corona-Regeln mithelfen.

Filderklinik hat Empfangsteam verstärkt

Die Filderklinik in Filderstadt-Bonlanden übrigens hat sich entschlossen, befristet jemanden fürs Empfangsteam einzustellen. Der neue Kollege kümmert sich ausschließlich um die Zugangskontrolle und misst Fieber. In den zurückliegenden Monaten sei es immer wieder zu „unschönen Vorfällen“ gekommen, „bei denen unsere Kolleginnen und Kollegen schlimmen Beleidigungen ausgesetzt waren“, wie eine Sprecherin der Filderklinik berichtet. In der Regel ging es um die Maskenpflicht, aber auch um Besuchsregeln. „Die Frustration wird oft an unseren Kollegen ausgelassen.“ Für diese seien die Corona-Auflagen aber ja letztlich auch nur ein Mehr an Aufwand, weshalb man an die Vernunft aller appelliere.