Das fehlende Licht machte den Wirtsleuten Angst – jetzt tut es wieder. Foto: /Bohm

Die Bohms müssen während ihres Urlaubs erleben, wie ein Eindringling in ihr Lokal geht. Als sie zurückkommen, sind sie noch mehr verunsichert: Die Straßenbeleuchtung ist aus. Doch es tut sich was in Weilimdorf.

Die Bohms waren bis vor kurzem im Urlaub, aber so ganz abschalten konnten sie nicht. Denn zuhause in ihrem Lokal in Weilimdorf war wesentlich mehr Leben, als ihnen recht sein konnte. Eigentlich hatte auch der Fasanengarten Pause. Doch des Nachts war dort trotzdem jemand unterwegs. Die Videokamera hat es eingefangen: Ein Mann auf Inlinern mit Rucksack rollt völlig stressfrei durch den Thekenbereich im Freien, macht mal den Kühlschrank auf, schaut hier, schaut da. Das Video bekamen die Bohms fern der Heimat aufs Handy – die moderne Technik macht es möglich. Wieder zuhause wartete gleich die nächste Aufregung: Denn die Stadt hat während ihrer Abwesenheit die Laternen am Parkplatz ausschalten lassen – was das Sicherheitsempfinden der Familie Bohm, der Gäste und der Mitarbeitenden erheblich beeinflusste. Der Bezirksvorsteher musste eingreifen.

Der gesprengte Automat vor der Gaststätte Foto: Imago/Arnulf Stoffel (Archiv)

Bei dem Einbruch haben die Bohms vom Urlaubsort aus die Polizei eingeschaltet. Und das ist nicht das erste Mal gewesen, dass sie zur Polizei gehen mussten. Schon einmal hatte die Kamera den Mann gefilmt, erzählen sie. Und auch am letzten Betriebstag vor dem Urlaub war ein Einbrecher im Lokal. Außerdem klaffte im Zaun ein großes Loch. Damit nicht genug: Kurz vorm Urlaub war auch noch der Zigarettenautomat vor dem Lokal gesprengt und geplündert worden. Letzteres hatte zwar mit dem Lokalbetrieb nicht direkt was zu tun, störte aber das Sicherheitsgefühl der Bohms sehr wohl.

„Man fühlt sich schon komisch, wenn man dann abends abschließt und allein oder zu zweit ist“, geben sie wieder, was die Ereignisse mit ihnen machten. Denn das Lokal hat eine idyllische Lage – aber eben nachts, nach Feierabend, auch eine sehr einsame inmitten von lauter Kleingärten am Rande von Weilimdorf.

Nach dem Urlaub kam der nächste Schreck: Nachts brannte kein Licht mehr auf dem Parkplatz. Die drei Laternen wurden abgeschaltet. Ein Anruf beim Netzbetreiber brachte ans Licht: Das war kein Defekt, sondern Absicht. Die Stadt hatte die Beleuchtung ausschalten lassen, zum Schutz der Insekten und zum Energiesparen.

Nach dem Urlaub der Schreck: Nach drei Einbrüchen lag der Weg zum Lokal nachts im Dunkeln Foto: privat/Bohm

Das brachte das Fass zum Überlaufen. Mitarbeitende mussten die Bohms mit Taschenlampen zum Auto bringen nach der Schicht. Außerdem hatten sie Angst, dass die Gäste ausbleiben würden. Sie legten eine Unterschriftenliste aus und schalteten den Bezirksvorsteher Julian Schahl ein. Mit Erfolg: Das Licht brennt wieder. „Die Stadtverwaltung hat den Fall diskutiert und beschlossen, den Weg und den Parkplatz vor dem Restaurant Fasanengarten künftig bis 22.30 Uhr zu beleuchten“, teilt eine Sprecherin der Stadt mit. Dafür seien noch Umbaumaßnahmen in den Schaltstellen notwendig gewesen, deswegen würde das Licht zunächst noch die ganze Nacht hindurch brennen. Das Tiefbauamt habe die Stuttgart Netzte als Betreiber informiert und gebeten, die Leuchten wieder einzuschalten.

Der Parkplatz bei Tageslicht Foto: privat/Bohm

Getroffen hatte es den Fasanengarten, weil er nicht innerhalb des Ortes liegt – sondern eben inmitten der Gartenanlage am Rande der Weilimdorfer Stadtteile Giebel und Hausen. Die Abschaltungen wurden auf Außerortsstrecken, also Straßen außerhalb geschlossener Bebauung unter Berücksichtigung der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer vorgenommen. Für wichtige Rad- und Fußverbindungen oder auch Schulwege wurden Schaltzeiten festgelegt, damit diese auch weiterhin attraktiv seien und genutzt werden können, teilt die Pressesprecherin weiter mit. Die Bezirksämter habe man darüber informiert.

Einbruchsspuren: Die Umzäunung des Fasanengartens ist aufgeschnitten. Foto: privat/Bohm

„Wir haben natürlich Verständnis für den Umweltschutz, Insekten sind wichtig“, reagierte die Familie Bohm auf diese Info. Doch in ihrem Fall hätte man einfach ein großes Problem gehabt: „Wenn es im Winter um 16 Uhr dämmert, brauche ich ohne Beleuchtung gar nicht mehr aufmachen. Da kommt niemand“. Auch hatte die Wirtsfamilie Angst, dann Personal zu verlieren – und wieder Besuch von ungebetenen Gästen zu bekommen. Erleichtert stellten sie fest, dass die Stadt die Entscheidung revidieren konnte. „Wir danken unserem Bezirksvorsteher sehr!“, sagen die Wirtsleute.