Wie sicher fühlen sich die Stuttgarter vor Kriminalität? Eine städtische Studie sorgt für Irritationen. Foto: SDMG

Das Sicherheitsgefühl in Stuttgart stimmt. Die Stuttgarter fühlen sich kaum bedroht, das belegt eine Bürgerumfrage der Stadt. Doch die Studie weist erhebliche Mängel auf, meint unser Redakteur Wolf-Dieter Obst.

Stuttgart - Die Bürgerumfrage zum Sicherheitsgefühl in Stuttgart ist ein aufwendiges, ambitioniertes Zahlenwerk. Und sie hat vor allem eine Botschaft: Die Stuttgarter fühlen sich auch im Zeitalter von Terror und internationaler Kriminalität weitgehend sicher. Die Stadtverantwortlichen liefern den Beweis, dass die Landeshauptstadt ein „hohes lokales Sozialkapital“ aufweist, und es wird belegt, dass man sich auch nachts und bei Dunkelheit auf die Straße trauen kann. Die repräsentativen Zahlen zeigen, dass es bei den Stuttgartern stimmt mit ihrem Gefühl.

Doch was heißt schon sicher? In der Studie geht es nämlich nicht nur um echte Gefühle, sondern auch um fragwürdige Fakten. Denn mit der Opferbefragung zu konkret erlebten Straftaten schießt die Stadt ein klassisches Eigentor. Nun lässt sich in Zahlen ebenfalls nachlesen, dass fünf von 100 männlichen Stuttgartern im vergangenen Jahr Opfer eines Wohnungseinbruchs geworden sind. Oder dass sechs von 100 Befragten das Fahrrad gestohlen wurde. Das aber wäre eine unfassbar hohe Quote – und das absolute Gegenteil von Sicherheit. Auch die mit der Studie vermittelte Erkenntnis, dass jeder dritte Wohnungseinbruch und jeder vierte Autodiebstahl angeblich gar nicht angezeigt werden, muss stutzig machen und hätte hinterfragt werden müssen. Kann es wirklich stimmen, dass ein Wohnungseinbruch nicht angezeigt wird?

Die Polizei zweifelt jedenfalls an der Plausibilität der Opferbefragung – und das eindeutig. Das Ergebnis könne man sich „überhaupt nicht“ vorstellen, heißt es. Doch wenn schon die Angaben fragwürdig sind – wie verlässlich sind dann Erkenntnisse über das angeblich hohe Sicherheitsgefühl der Stuttgarter? Die Studie hat jedenfalls politisch Totalschaden erlitten. Und das ist ziemlich sicher.

wolf-dieter.obst@stzn.de