Die Sicherheit der Datenleitungen in der Fellbacher Verwaltungszentrale wird verbessert. Foto: Patricia Sigerist

Gemeinderat segnet ohne größere Diskussion Ausgaben in Höhe von knapp 300 000 Euro ab. Damit sollen „Totalausfälle“ wie bereits mehrfach im Oktober 2017 oder im Juni 2018 vermieden werden. Auch die Schulen profitieren davon.

Fellbach - Recht zackig erledigte der Fellbacher Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung ein Thema, das eventuell doch ein paar zusätzliche Diskussionsminuten vertragen hätte. Immerhin geht es um die Sicherheit im Rathaus. Genauer: Um die Sicherheit der Datenleitungen in der Fellbacher Verwaltungszentrale. Der Grund: Die Trutzburg ist löchrig und benötigt dringend verstärkte Abwehrkräfte.

Unaufschiebbare Außenkontakte ließen sich noch übers private Handy erledigen

Schließlich wollen die Verantwortlichen mit OB Gabriele Zull an der Spitze keine nervigen Schlagzeilen mehr lesen, wie sie in den vergangenen Jahren immer wieder veröffentlicht wurden. Beispielsweise „Fast ganztägig ,tote Leitungen’ im Fellbacher Rathaus“ (vom 13. Oktober 2017). Oder: „Defekt in Rommelshausen legt Fellbacher Rathaus lahm“ (einen Tag später). Oder: „Stromausfall legt Rathaus lahm“ (vom 8. Juni 2018).

Gelegentlich herrschte über zwei Tage „tote Hose im Rathaus“, wie eine Mitarbeiterin süffisant anmerkte. „Das Telefon geht allenfalls manchmal, Mails gar nicht, Internet rudimentär“, räumte Stadtsprecherin Sabine Laartz seinerzeit ein: „Wir mussten leider etliche Bürger wieder heimschicken, das ist insbesondere an einem langen Donnerstag ärgerlich.“ Unaufschiebbare Außenkontakte ließen sich noch übers private Handy erledigen, manche Mitarbeiter nutzten die Gelegenheit, um Überstunden abzubauen.

Allerdings werden Ersatzteile seit dem 31. August 2018 nicht mehr verkauft

Grund fürs ausgebremste Rathaus war offenkundig ein kurzzeitiger Stromausfall in Rommelshausen, wo ein Transformator womöglich nur wenige Zehntelsekunden vom Netz gegangen war. Dennoch entwickelte sich eine sogenannte Spannungsspitze, wodurch schlagartig zu viel Strom durch die Leitungen in Richtung Fellbacher Rathaus drängte – und das städtische Netzwerk samt Telefonanlage außer Gefecht setzte.Zur Vermeidung derartiger Pannen haben die Datenexperten eine Gegenstrategie entwickelt. Aufgrund der aktuellen Risikobetrachtungen sei die Sicherheit der Informationstechnik dringend zu modernisieren, so die Empfehlung. In der schriftlichen Ausführungen, erstellt von Gregor Dunica vom Hauptamt, heißt es: „Die Switch-Infrastrukturlandschaft der Stadtverwaltung ist dynamisch gewachsen und basiert auf einer sternförmigen flachen Struktur.“ Bei Ausfall „eines der drei Core-Switche“ wäre die gesamte Netzwerkkommunikation gestört.

Kosten samt Softwarewartungsvertrag: 90 000 Euro

Allerdings werden Ersatzteile seit dem 31. August 2018 nicht mehr verkauft. Folge: „Das Risiko, über mehrere Tage inoperabel zu sein, steigt.“ Da helfe es auch nicht, ein Ersatzteillager zu betreiben. „Der Stand der Technik und die Technik selbst wären veraltet, und das Risiko von Ausfällen würde altersbedingt zunehmen.“ Und, so die Expertise der Fellbacher IT-Fachbeamten: „Bereits letztes Jahr gab es einen Totalausfall am 4. Juni 2018, über dessen Auswirkungen in der örtlichen Presse berichtet wurde.“

Zwei neue „besonders ausfallsichere“ Switche aktueller Produktgeneration sollen ebenso angeschafft werden wie ein Stockwerksverteiler; notwendige Ersatzteile werden im Lager aufbewahrt, um kurzfristig reagieren zu können.

Die Kosten belaufen sich auf rund 200 000 Euro bei einer Laufzeit von zehn Jahren „bis zum nächsten Hardware Refresh“. Der Gemeinderat segnete diese Summe ebenso ab wie die Überarbeitung des bestehenden, zweifach virtualisierten Firewall-Konzepts. „Bedrohungen von außen durch Hackerangriffe et cetera haben weltweit an Häufigkeit und Gefährlichkeit zugenommen; davon ist auch die Stadtverwaltung täglich bedroht“, mahnen die Experten dringend die Anschaffung eines neuen Abwehrprogramms an. Die vier mal zwei Firewalls kommen dem internen Stadtnetzwerk wie auch den Fellbacher Schulen zugute. Kosten samt Softwarewartungsvertrag: 90 000 Euro.

In der Sitzung konnten die Räte zwar ein eigens von Dunica erstelltes Glossar studieren – mit Erklärungen zu Begriffen wie Backbone (Rückgrat-Netzwerkverteiler), Coreswitch (Standort-Verteiler) oder DMZ („demilitarisierte Zone“). Anlass für vertiefte Nachfragen sahen die Lokalpolitiker aber nicht, sodass die beantragte überplanmäßige Ausgabe von fast 300 000 Euro widerspruchslos durchging.