Brennpunkt Wildparkstadion: Bei einem Heimspiel des Karlsruher SC sichern Polizeikräfte die Umgebung. Foto: dpa

In den Fußballligen ist Winterpause – Zeit für den baden-württembergischen Innenminister Reinhold Gall (SPD), eine Zwischenbilanz zu ziehen. Und die fällt durchaus positiv aus.

Stuttgart - Die Arbeitsbelastung der Polizei rund um Fußballspiele in Baden-Württemberg ist in der Hinrunde der Spielzeit 2015/16 deutlich zurückgegangen. Das geht aus einer Statistik der Landesinformationsstelle Sporteinsätze (LIS) im Innenministerium hervor. Demnach kamen die Beamten für Partien von der Bundes- bis zur Oberliga auf 86 834 Einsatzstunden. Das sind knapp 4000 weniger als in der Hinrunde der vergangenen Saison. Damit habe Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich den geringsten Kräfteansatz pro Begegnung, sagte Innenminister Reinhold Gall (SPD): „Unsere Bilanz der Hinrunde ist positiv.“

Die beiden baden-württembergischen Bundesligisten VfB Stuttgart und 1899 Hoffenheim stehen dem positiven Trend leicht entgegen. Rund um die neun VfB-Heimspiele waren die Beamten in den vergangenen Wochen mit durchschnittlich 1491 Einsatzstunden pro Partie ein bisschen mehr gefordert als noch vor einem Jahr (1446). Unter den bisherigen Gegnern in der Mercedes-Benz-Arena waren jedoch auch schon die beiden Traditionsvereine 1. FC Köln und Eintracht Frankfurt. Beide Duelle stufte die Polizei in Abstimmung mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und den Vereinen als Hochrisikospiele ein, die eine höhere Anzahl an Einsatzkräften als üblich erfordern. Rund um die Partien in Sinsheim leistete die Polizei im Schnitt ebenfalls mehr Arbeitsstunden pro Spiel (992 statt 872).

Karlsruher SC ist bei Polizeieinsatzstunden das Schlusslicht im Land

Baden-Württembergs Schlusslicht ist allerdings der Zweitligist Karlsruher SC mit durchschnittlich 1816 Einsatzstunden. Insbesondere die brisante Partie im Wildparkstadion gegen den 1. FC Kaiserslautern beschäftigte die Polizei (5588 Einsatzstunden). Länger waren die Beamten in den vergangenen Monaten nur beim prestigeträchtigen Regionalligaspiel zwischen dem SV Waldhof Mannheim und dem 1. FC Saarbrücken im Einsatz. Beide Traditionsvereine haben eine ausgeprägte Fankultur mit teils gewaltbereiten Anhängern. Diese Ausnahmen aus den unteren Ligen sind es jedes Jahr, die eine bessere Bilanz verhindern.

Insgesamt ist Innenminister Gall aber zufrieden. Die Zahlen seines Hauses zeigen nämlich auch, dass die geringer gewordene Polizeipräsenz vor den Stadien nicht zulasten der Ruhe und Sicherheit ging. Bei den Straftaten (205 statt 362) und den verletzten Personen (25 statt 43) gab es einen deutlichen Rückgang – sehr zur Freude des Ministers. Das spreche für die Strategie, eng mit den Vereinen, Verbänden und Kommunen zusammenzuarbeiten. Diesen Weg wolle er konsequent weiterverfolgen.

Umstände in der vergangenen Saison schwieriger

Was das Innenministerium in seiner Halbzeit-Bilanz verschweigt: In der vergangenen Saison waren die Umstände noch schwieriger. Die beiden Drittligisten Stuttgarter Kickers (nach Reutlingen) und VfB Stuttgart II (nach Großaspach) mussten wegen der Gazistadion-Sanierung vorübergehend umziehen – was mehr Polizeikräfte band. Zudem spielte der SC Freiburg damals noch in der ersten, der VfR Aalen in der zweiten Liga. Das bedeutete für beide Vereine mehr Zuschauer. Und für die Polizei mehr Arbeit.

Auch die Bilanz der Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz) bei Einsätzen rund um Fußballspiele in Baden-Württemberg fällt positiv aus. Die Hinrunde der Spielzeit 2015/16 sei „ruhiger verlaufen“ als jene in der vorherigen Saison, sagte die Sprecherin der Bundespolizei in Stuttgart, Cora Thiele, unserer Zeitung.

Bundespolizei wegen Flüchtlingen seltener beim Fußball im Einsatz

Ihre Kollegen, die vor allem für die Sicherheit an den Bahnhöfen zuständig sind, kamen auf 13 400 Einsatzstunden (Vorjahreszeitraum: 23 000). Der starke Rückgang lag aber nicht allein am Fanverhalten. Dies sei vor allem „der aktuellen Migrationslage geschuldet“ gewesen, sagte Thiele. Dort bedürfe es eines sehr hohen Kräfteansatzes.