Das Milaneo hat coronabedingt nur drei Mietpartner verloren. Dafür sind neue Läden hinzugekommen. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das von vielen befürchtete Ladensterben in der Pandemie ist nicht nur ausgeblieben, den Centermanagern in den Shopping Malls der Region ist es häufig sogar gelungen, noch leer stehende Flächen neu zu vermieten.

Krisenstimmung? Fehlanzeige! Dabei liegt der Verdacht nahe, dass auch die großen Einkaufszentren in der Region Stuttgart und die dort beheimateten Läden und Geschäfte in den vergangenen Jahren massiv zunächst unter der Coronapandemie und nun unter den Folgen des Ukraine-Kriegs leiden mussten. Doch eine Umfrage zeigt ein ganz anderes Bild: Zwar gibt es einzelne Branchen, die sich aktuell schwertun. Insgesamt haben die Einkaufscenter aber die vergangenen zweieinhalb Jahre unbeschadet überstanden und blicken nun durchaus optimistisch in die Zukunft.

„Glücklicherweise haben wir im Milaneo in der Coronaphase nur drei Mietpartner verloren, bei denen das Ausscheiden aus dem Center der Coronapandemie zuzuordnen ist“, berichtet der Centermanager Dirk Keuthen. Dabei habe es sich um Unternehmen gehandelt, die nicht nur im Milaneo ansässig waren, sondern bei denen bundesweite Insolvenzen die Ursache für das Ausscheiden gewesen seien.

Im Frühjahr kommt ein großer Nahversorger ins Milaneo

185 Mietbereiche gibt es im Milaneo. „Erfreulicherweise haben wir im Milaneo deutlich weniger Leerstände als direkt vor der Coronapandemie, da wir seither eine ganze Reihe von neuen Geschäften, etwa Decathlon, ansiedeln konnten“, fügt Keuthen hinzu. Weitere Neueröffnungen sind geplant: Erst vor wenigen Tagen hat das Vegane-Burger-Konzept NIC Burger eröffnet. Vero Moda und Jack & Jones sind innerhalb des Centers vor Kurzem auf zwei deutlich größere Flächen umgezogen und haben so Platz für einen großen Nahversorger geschaffen, der im ersten Quartal 2023 seinen Betrieb aufnehmen wird. Auch das Modegeschäft Kult und der Spielwarenanbieter Mytoys wollen Anfang 2023 im Milaneo einziehen.

Natürlich ist die Stimmung nicht in allen Branchen ungetrübt. „Aber grundsätzlich sind alle Mieter froh, dass Handel, Gastronomie und Dienstleister im Vergleich zu den beiden Vorjahren wieder uneingeschränkt öffnen und ihr Angebot darbieten können“, sagt Keuthen.

Mitte 2023 eröffnet ein Hotel der Gruppe Ruby

Auch das Stuttgarter Gerber hat die Coronazeit und die vergangenen Monate vergleichsweise gut überstanden. Keiner der 50 Shop-Pächter hat seit Beginn der Pandemie aufgegeben. Das liege, das räumt der Centermanager Guido Reuter offen ein, aber auch daran, dass das Gerber bereits vor Corona, im Jahr 2019, die Verkaufsflächen im ersten Obergeschoss aufgegeben habe, um dort Mitte des kommenden Jahres ein Hotel der Gruppe Ruby mit 150 Zimmern und 300 Betten eröffnen zu können.

Dadurch sind 6000 Quadratmeter Verkaufsfläche verloren gegangen. Auch Guido Reuter berichtet von einer gemischten Stimmung: „Während die Lebensmittel- und Drogeriemärkte im Untergeschoss sehr zufrieden sind, tun sich vor allem Bekleidungsketten schwer“, berichtet der Centermanager. Besser laufe das Geschäft hingegen bei solchen Läden, deren Waren man nicht im Internet kaufen könne und die ihren einzigen Laden im Gerber hätten.

Entspannte Stimmung in den Breuningerländern

Auch die beiden Breuningerländer in Sindelfingen und Ludwigsburg sehen die Entwicklung entspannt: Die Mieterschaft sei in beiden Häusern mit den jeweils 120 Ladenflächen „sehr stabil“. Erst jüngst habe es Neueröffnungen von Labels to watch, Dunkin Donuts und Foot Locker in Sindelfingen sowie Thomas Sabo und Only in Ludwigsburg gegeben. Am 27. Oktober folgt dort noch Onygo.

Im Das ES, dem Einkaufszentrum beim Esslinger Bahnhof, ist in den vergangenen zweieinhalb Jahren einer der 23 Mieter abgesprungen. Die Fläche ist allerdings längst wieder vermietet. Die Centermanagerin Verena Fischer stellt fest: „Die Stimmung allgemein ist optimistisch. Allerdings fürchten sich die Händler trotzdem vor möglichen Beschränkungen im Winter.“

Das Ludwigsburger Marstallcenter hat keinen einzigen Mieter eingebüßt, sondern sogar den Bestand erweitert. Dort gibt es aber noch einige freie Flächen, sagt die Marstall-Chefin Nadine Fensterer. Allerdings ist sie optimistisch, dass es gelingt, das Angebot weiter auszubauen. Auch die Böblinger Mercaden sehen sich gut gerüstet für den Winter: „Die Mercaden in bester Innenstadtlage und sehr gut erreichbar haben sich während der Coronazeit als resilient erwiesen“, erklärt der Centermanager Edip Özerol: „Wir haben die Vermietungsquote in den Mercaden Böblingen sogar im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gesteigert.“

Bewegungsmelder, LED-Beleuchtung und eine effiziente Gebäudetechnik

Beim Energiesparen gehen alle Center ähnliche Wege: Die Umstellung auf LED-Beleuchtungen ist fast überall abgeschlossen. Auch reduzieren die Häuser die Fassadenbeleuchtung oder verzichten sogar völlig darauf. Bewegungsmelder in Treppenhäusern und Rolltreppen, die nur dann laufen, wenn Kundschaft tatsächlich transportiert werden muss, gehören mittlerweile ebenfalls zu den Standards. Das Gerber hat darüber hinaus erhebliche Summen in die Optimierung der Raumluftregelung investiert.

Im Milaneo und im Ludwigsburger Marstallcenter verweisen die Betreiber zudem auf eine „ohnehin sehr effiziente Gebäudetechnik“. Das Marstallcenter ist dafür mit einer Zertifizierung der Gesellschaft für nachhaltiges Bauen in Platin ausgezeichnet worden. Zudem haben sich beide Häuser die benötigten Energiemengen langfristig im Voraus zu stabilen Konditionen gesichert. Das Marstallcenter will trotzdem zudem im Winter die Temperatur ein wenig senken.