Erst neun Tage Warten im Polareis, dann Bangen um die Tragfähigkeit der Eisdecke: endlich steigt die Rettungsaktion in der Antarktis. Für die Expeditionsteilnehmer dürfte es jetzt ungemütlicher werden.

Erst neun Tage Warten im Polareis, dann Bangen um die Tragfähigkeit der Eisdecke: endlich steigt die Rettungsaktion in der Antarktis. Für die Expeditionsteilnehmer dürfte es jetzt ungemütlicher werden.

Sydney - Neun Tage steckten sie in der Eiswüste des Polarmeers fest - jetzt sind alle Wissenschaftler und Touristen befreit und wohlbehalten auf dem Eisbrecher „Aurora Australis“ angekommen. „Aurora meldet: Alle 52 Passagiere der „Akademik Shokalskiy“ an Bord“, twitterte die australische Behörde für Seesicherheit (Amsa) am späten Donnerstagabend (Ortszeit). Expeditionsleiter Chris Turney meldete sich auch: „Wir haben es auf die „Aurora Australis“ geschafft. Ein dickes Dankeschön an die Chinesen und das australische Antarktisprogramm.“

Der Tag begann zwar bei strahlendem Sonnenschein, doch stand die Rettungsaktion bis zum Schluss auf des Messers Schneide. Am Morgen stoppte die Behörde alle Vorbereitungen für die Evakuierung in letzter Minute. Die Experten hatten Angst, dass die Eisdecke dort, wo der Hubschrauber die Leute absetzen sollte, nicht dick genug sein könnte.

Stunden später kam dann doch grünes Licht. „Es klappt 100prozentig!“ twitterte Turney. Um 20.08 Uhr Ortszeit (08.08 Uhr MEZ) seien die ersten Passagiere an Bord des chinesischen Rettungshubschraubers gegangen, berichtete „Shokalskiy“-Kapitän Igor Kisseljow der russischen Agentur Itar-Tass. Er flog mehrere Runden, jede Schleife dauerte 45 Minuten. Der Hubschrauber setzte die Passagiere nach Amsa-Angaben auf einer Eisscholle in der Nähe der „Aurora“ ab. Die 22-köpfige Crew blieb an Bord der „Shokalskiy“. Die Besatzung hoffe auf eine Wetteränderung, um mit dem Schiff aus eigenem Antrieb aus dem Eis zu kommen, sagte der Kapitän.

Nach Hause geht es nach ersten Berichten vorerst nicht

Die Rettungsaktion fand unter weltweiter Anteilnahme statt: Passagiere dokumentierten die Rettungsaktion und luden die Videos sogleich im Internet hoch. Die Erleichterung war allen anzusehen. Wie übermütige Kinder lehnten sich Expeditionsteilnehmer ins Bild. „Das ist der Hubschrauber, der uns nach Hause bringt!“, jubelte einer.

Nach Hause geht es allerdings nach ersten Berichten vorerst nicht. Die „Aurora“ hatte eine Versorgungsfahrt zu einer Forschungsstation in der Antarktis unterbrochen, als der Notruf der „Shokalskiy“ kam. Sie dürfte ihre Mission zunächst fortsetzen, ehe sie nach Hobart in Australien zurückfährt. Das sind mehr als 2800 Kilometer.

Für die Expeditionsteilnehmer heißt es nach dem relativen Komfort der „Shokalskiy“, die unter anderem Doppelkabinen mit Fenster und eigenen Bad sowie eine Bar und Bücherei bietet, zusammenrücken. Die „Aurora“ ist mit 95 Metern zwar etwas länger als die „Shokalskiy“ - aber auf 52 zusätzliche Passagiere war sie nicht eingestellt.