Derzeit noch ein Problem: Radfahrer dürfen die Gehwege nutzen – dabei kommt es nicht selten zu Konflikten mit Radfahrern. Foto: /Simon Granville

Das Ende des provisorischen Kreisverkehrs an der Sternkreuzung in Ludwigsburg ist absehbar, doch noch vor dem dauerhaften Umbau hat es erneut einen Unfall gegeben. In den sozialen Netzwerken häufen sich daraufhin kritische Kommentare.

Nachdem am Montagnachmittag bei einem Unfall an der Ludwigsburger Sternkreuzung ein Pedelec-Fahrer schwer verletzt worden war, häufen sich in den sozialen Netzwerken unter einem Artikel unserer Zeitung kritische Kommentare über den derzeit noch provisorischen Kreisverkehr.

 

„Bei dem Straßengekritzel kein Wunder“, schreibt ein Facebook-Nutzer. „Es grenzt an ein Wunder, dass es dort nicht täglich zu Unfällen kommt“, ein anderer. Einigkeit herrscht in den Kommentarspalte darüber, dass die Sternkreuzung in ihrer jetzigen Form unübersichtlich sei, manch einer geht noch einen Schritt weiter und macht die Stadt mitverantwortlich für den Unfall. Doch wie gefährlich ist die Sternkreuzung wirklich und welche Kritikpunkte sollten sich mit dem dauerhaften Umbau, der diesen Sommer startet, auflösen?

Erfahrungen aus Verkehrsversuch fließen in Umbau

Laut Angaben der Polizei ist es seit April 2023 zu insgesamt 22 Verkehrsunfällen an der Sternkreuzung gekommen, einfache Auffahrunfälle sind hierbei nicht miteinberechnet. Die eindeutige Hauptunfallursache waren Fehler beim Einfahren in den Kreisverkehr. Bei den 22 Unfällen gab es in 12 Fällen leicht verletzte Personen. Beteiligt waren neben Autos und Lkw fünf Radfahrer und jeweils vier Fußgänger und Motorradfahrer. „Wir sind immer in Kontakt mit der Polizei, die Gefahrenstellen sollen durch bessere Einfahrten behoben werden“, sagt Matthias Knobloch, Fachbereichsleiter Nachhaltige Mobilität. Ein Kreisverkehr sei missverständlicher als eine Ampel und der vorläufige Kreisverkehr sei nicht optimal – „aber der neue Kreisverkehr wird besser und dann hoffen wir, dass es zu keinen Unfällen mehr kommt“.

Die Zebrastreifen weiter vom Kreisverkehr wegzurücken, ist laut Stadtverwaltung keine Möglichkeit, weil Autofahrer dann zu schnell unterwegs seien und nicht mehr auf Fußgänger achten. Foto: Simon Granville

Zwei Jahre lief der Verkehrsversuch mit dem provisorischen Kreisverkehr, aus dem sich laut Stadtverwaltung bislang keine Gründe gegen einen dauerhaften Umbau ergeben hätten. Die Ergebnisse aus der Zeit decken sich in Teilen mit dem, was Facebook-Nutzer schildern – und sind in die Planung des dauerhaften Umbaus geflossen.

Autofahrer

„Die meisten Autofahrer halten sich nicht an die Markierung, die nicht überfahren werden darf“, stellte Christoph Hubberten von der Integrierten Mobilitätsplanung im Mobilitätsausschuss vor. Außerdem sei das Geschwindigkeitsniveau sehr hoch, was auch daran liege, dass Autofahrer relativ gerade durch den Kreisverkehr fahren können. Dafür soll es in Zukunft einen Innenring geben, der die Autofahrer zwingt abzubremsen.

Radverkehr

Rege diskutiert wird in den sozialen Netzwerken auch die teils rücksichtslose Fahrweise von Radfahrern. „Würden die Radfahrer nicht mit ihrem ‚ich hab Vorfahrt‘ Denken über den Radweg heizen, würde sicherlich weniger passieren“, schreibt eine Nutzerin. Viele fordern: Radfahrer sollten an den Zebrastreifen absteigen, anstatt ungebremst darüber zu rauschen. Dafür brauche es strengere Kontrollen, findet ein Leser.

Der Verkehrsversuch hat ergeben, dass derzeit 40 Prozent der Radfahrer die Autospur nutzen, 60 Prozent fahren auf den Gehwegen, die dafür freigegeben sind. Dabei komme es jedoch immer wieder zu Konflikten zwischen Radfahrern und Fußgängern, sagt Denise Kamp, Leiterin der Abteilung Integrierte Mobilitätsplanung.

Im neuen Kreisverkehr sollen sich drei Punkte ändern. Zum einen bekommen Radfahrer eine eigene Spur, die möglichst nah an die Autospur gerückt werden soll, damit sich Auto- und Radfahrer besser sehen. Zum anderen soll die Vorfahrt von Radfahrern durch rot markierte Radfurten klar geregelt sein.

Kritik an Zebrastreifen

Unzufrieden sind viele Leser auch mit den Zebrastreifen und fordern deren Abschaffung. „Die Fußgängerüberwege sind absolut unzureichend und halten den Verkehr immens auf“, schreibt eine Nutzerin. „Die Unterführung gehört wieder geöffnet“, findet ein anderer Leser und ist damit nicht allein. Die Stadtverwaltung plant gegenteiliges. Die Unterführung unter der Schorndorfer Straße wird verfüllt und zurückgebaut. „Dadurch haben wir einen Platzgewinn und können großzügige Gehwege anlegen“, sagt Kamp. Die werden künftig durch Grünflächen und Bordsteine vom Radverkehr getrennt und sind, laut Matthias Knobloch, im Gegensatz zu Unterführungen barrierefrei. Die Zebrastreifen an Zu- und Ausfahrten bleiben.

Der Großteil der Kritik bezieht sich auf die derzeitige Situation, manch Leser fürchtet jedoch, dass es unübersichtlich bleiben wird mit Fußgängern, Auto- und Radfahrern. „Mit einem Kreisverkehr und an jeder Ausfahrt ein Fußgänger und Fahrrad Übergang, wird das nicht der letzte Unfall sein“, schreibt ein Leser. Ob er recht hat, wird sich in Zukunft zeigen.