Shisha-Rauchen ist vor allem bei jungen Menschen beliebt Foto: dpa

In Wasserpfeifen-Tabak steckt oft mehr Feuchtmittel als erlaubt. Zum Teil sind in dem Shisha-Rauch sogar noch mehr Giftstoffe enthalten als in Zigarettenrauch.

Stuttgart - „Wasserpfeifen- und Zigarettenrauch enthalten nahezu die gleichen suchtgefährdenden und gesundheitsschädlichen Substanzen wie Nikotin, Teer und Kohlenmonoxid“, erklärte das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) in Sigmaringen in einer am Donnerstag veröffentlichten Expertise. Das Hindurchleiten des Rauches durch einen Wasserfilter und die im Vergleich zur Zigarette geringere Temperatur im Tabak der Wasserpfeife bedeuteten nicht, dass der Rauch damit arm oder gar frei von Schadstoffen sei, erklärte die Behörde, die deutschlandweit als einzige über eine spezielle Apparatur verfügt, mit der Rauchen praxisnah simuliert und die Inhaltsstoffe dann gemessen werden können.

Die Filterwirkung des Wassers werde stark überschätzt, so das CVUA. Einige Schadstoffe, beispielsweise Nikotin oder Kohlenmonoxid, kämen im Wasserpfeifenrauch sogar in größeren Mengen vor als im Zigarettenrauch.

Vor allem bei Jugendlichen ist das Rauchen von Shishas (arabische Wasserpfeifen) in Mode gekommen. Damit es auch schön qualmt, werden dem Tabak neben Aromastoffen Feuchtmittel beigemischt. Das deutsche Tabakrecht erlaubt dabei einen Anteil von fünf Prozent, doch der wird häufig überschritten. Von insgesamt untersuchten Proben von Shisha-Tabak wurden 2013 rund 57 Prozent deshalb aus dem Verkehr gezogen. Damit sei der Anteil der beanstandeten Proben ungebrochen hoch, heißt es.

Da die Behörden bei Importware inzwischen näher hinschauen, wird der Tabak offenbar verstärkt erst im Nachhinein befeuchtet – also vom entsprechenden Tabakhändler oder den Shisha-Bars in Deutschland. Das ist zwar grundsätzlich erlaubt – aber eben nur bis zu einem Anteil von fünf Prozent am Gesamtprodukt. Und das aus gutem Grund.

Höhere Mengen an Feuchthaltemitteln werden laut CVUA „aus toxikologischer Sicht als kritisch betrachtet“. So gebe das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg an, dass Tabak-Feuchthaltemittel wie Glycerin Ursache der Bildung ungesättigter Aldehyde seien, die zum Teil hoch giftig und schleimhautreizend sind.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) weise zudem darauf hin, dass diese Mittel während des Rauchens größtenteils verdampfen und in erheblichem Maße vom Raucher aufgenommen würden. Das Einatmen hoher Konzentrationen dieser Stoffe habe im Tierversuch zu Veränderungen des Zellepithels im Kehlkopf und zu Reizungen der Nasenschleimhaut geführt.

Auch Wasserpfeifen-Tabak ohne Tabakanteil ist laut dem CVUA keine Alternative. Dieser enthalte zwar kein suchterzeugendes Nikotin, die gesundheitlichen Risiken durch toxische Rauchinhaltstoffe seien jedoch die gleichen.

Die Warnung vor dem Rauch der Wasserpfeife war auch Teil der Jahresbilanz der Lebensmittelüberwachung, die Verbraucherminister Alexander Bonde (Grüne) am Donnerstag vorlegte. Die Lebensmittelkontrolleure prüften im Jahr 2013 rund 72 500 Betriebe. In jedem vierten Fall stellten sie Verstöße fest, was laut Bonde aber nicht heißt, dass generell jedes vierte Restaurant oder jeder vierte Lebensmittelladen Mängel aufweise. Die Beanstandungsquote sei nicht repräsentativ, weil die Kontrolleure gezielt dort vorstellig werden, wo es in der Vergangenheit Probleme gab oder wo es die größten Risiken gibt.

Zwar wurden im Schnitt sechs Betriebe pro Tag wegen Mängeln geschlossen, aber Bonde hatte auch gute Nachrichten zu verkünden: Der Pferdefleisch-Skandal, der die Behörden 2013 in Atem hielt, scheint vorbei.

Hatten die Prüfer 2013 in Fertiggerichten wie Lasagne noch in drei Prozent nicht deklariertes Pferdefleisch gefunden, so gab es im ersten Halbjahr dieses Jahres bei insgesamt 161 Proben keine Beanstandungen mehr. Nicht deklariertes Pferdefleisch scheint bis auf weiteres vom Tisch zu sein.

Positive Entwicklung auch beim Laugengebäck: In den Jahren 2010 und 2011 wurden noch in bis zu 20 Prozent der Proben Aluminium entdeckt, das „gesundheitlich nicht unproblematisch“ sei, wie Bonde sagt. Inzwischen sei diese Quote auf vier Prozent gesunken. „Allerdings gibt es noch unbelehrbare Bäcker, die weiterhin laugenunbeständige Aluminium-Bleche ohne Schutzfolie verwenden“, so der Minister.

Die Shisha-Expertise unter

www.ua-bw.de