Vor dem Fußball-Drittligaduell an diesem Sonntag beim VfB II macht sich die SG Sonnenhof Großaspach weiter keinen Druck. Selbst der Aufstieg in die zweite Bundesliga ist kein Tabuthema.
Großaspach - Uli Ferber hat eine Loge in der Mercedes-Benz-Arena. Doch es ist schon lange her, dass er dort ein Spiel der Bundesligaprofis beobachtet hat. An diesem Sonntag (14 Uhr) schaut er mal wieder ein Heimspiel des VfB an. Allerdings nur eines der zweiten Mannschaft. Im Gazistadion auf der Waldau. Es geht gegen sein Team. Gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Der Club ist sein Baby. Ferber hat den Verein 1994 gegründet. Er sitzt im Aufsichtsrat. Zum Ende der Winterpause steht die SG völlig überraschend auf Platz zwei. Ein Lächeln blitzt bei Ferber auf, wenn die Sprache auf den Höhenflug kommt. „Wir reiten deutschlandweit auf einer Sympathiewelle, die Euphorie ist groß“, sagt der Spielerberater. Ist sogar der Aufstieg in die zweite Liga möglich? Ferber rückt sich noch einmal auf dem Sessel in seinem schmucken Büro zurecht und stellt klar: „Wir bleiben Realisten.“
46 Punkte müssten erst einmal her, der Klassenverbleib endgültig gesichert werden, dann sehe man weiter. 35 Punkte hat die SG schon gesammelt. Und das ist kein Zufall. Die Spieler sind heiß ohne Ende – weil die meisten schon eine Bauchlandung in ihrer Karriere hingelegt haben. Hinzu kamen die Höhen und Tiefen der Mannschaft in der vergangenen Saison, die das Team zusammengeschweißt haben. Der größte Vorteil: Die SG hat keinen Druck, kann weiter locker-flockig drauflosspielen. „Springt am Ende Platz neun heraus, ist doch auch jeder happy“, sagt Abwehrchef Julian Leist.
Rüdiger Rehm ist ungemein ehrgeizig
Und dann wäre da noch der Trainer. Rüdiger Rehm ist ungemein ehrgeizig, fordert immer 100 Prozent und achtet akribisch auf jedes Detail. „Trotz seiner erst 37 Jahre ist er ein echter Taktikfuchs“, lobt ihn Sportdirektor Joannis Koukoutrigas. Und Uli Ferber prophezeit: „Irgendwann wird Rüdiger Rehm in der Bundesliga auftauchen. Ganz sicher.“ Wie auch schon die ehemaligen SG-Trainer Markus Gisdol, Alexander Zorniger oder Thomas Letsch (in Österreich).
Vielleicht schafft es Rehm (Vertrag bis 2018) in dieser Saison mit der SG, den etablierten Clubs eine lange Nase zu drehen. Wäre der Aufstieg überhaupt machbar? Ferber bleibt unbeeindruckt: „Das wäre dann eben das zweite Fußballwunder nach dem Sprung in die dritte Liga“, sagt er mit einem Schmunzeln. Mit den erhöhten TV-Geldern (knapp über fünf Millionen Euro statt aktuell 750 000 Euro) ließe sich einiges bewegen. Die Mechatronik-Arena erfüllt bereits viele Bedingungen und fasst 10 001 Zuschauer. Selbst das Modell, dass jeder SG-Spieler neben dem Fußball noch einen Beruf ausübt, studiert oder ein Praktikum macht, müsste nicht aufgegeben werden. „Wir trainieren jetzt schon viel und würden den Umfang nicht erhöhen“, erklärt Koukoutrigas.
Zunächst stehen ohnehin erst einmal noch 17 Drittligapartien auf dem Programm. Die erste beim VfB II, gegen den die SG noch nie in einem Punktspiel gewonnen hat. 3:3, 1:4, 1:3 gingen die bisherigen Vergleiche aus, die allesamt in der Arena im Fautenhau über die Bühne gingen. Jetzt findet das Derby auf der Waldau statt – und erstmals geht die SG als Favorit in die Partie. Im Übrigen ohne eine Verstärkung. Andreas Voglsammer, der von Zweitligist 1. FC Heidenheim ausgeliehen werden sollte, schloss sich Arminia Bielefeld an. Den einzigen Zugang vermelden die A-Junioren: Ex-Kickers-U-19-Trainer Timm Fahrion löste Oliver Munz ab. „Wir bleiben unserer Linie treu und geben nur das Geld aus, das wir haben“, sagt Koukoutrigas. Das würde sich auch in Liga zwei nicht ändern.