Der Oberligist bezwingt als Tabellenvorletzter den Spitzenreiter TSV Wolfschlugen völlig überraschend mit 37:26. Wie ist das möglich?
Die Oberliga Württemberg ist in dieser Saison bekannt dafür, dass jeder jeden schlagen kann. Was sich am Samstagabend in Beilstein abspielte, dürfte in der Form aber niemand auf dem Zettel gehabt haben. Die Männer der SG Schozach-Bottwartal empfingen als Vorletzter den TSV Wolfschlugen, der die an der Spitze sehr enge Tabelle anführte. Auf dem Spielfeld spiegelte sich diese Konstellation aber nicht wider: Von Anfang bis Ende war die SG Herr im eigenen Hause und ließ beim deutlichen 37:26-Sieg nie etwas anbrennen.
„Ich kann das ehrlich gesagt noch gar nicht fassen“, sagte SG-Trainer Timo Stauch wenige Minuten nach dem Spielende. Vor dem Spiel sei es in seiner Ansprache eher darum gegangen, dass jeder ans Limit gehen müsse, um dann zu sehen, was möglich ist. Denn die Trainingswoche war eigentlich davon geprägt, zu versuchen, die schwerwiegenden Ausfälle von Maxim Gries und Martin Kienzle zu kompensieren.
Es ging dann auch tatsächlich jeder ans Maximum – mit der Folge, dass das SG-Team in der Halbzeitpause mit einer 16:10-Führung im Rücken bereits platt in der Kabine saß. „Die waren wirklich brotfertig“, berichtete der Coach. Er versprach seinen Mannen aber: Es klappt mit dem Heimsieg, wenn jeder in der zweiten halben Stunde vollends durchzieht. Das gelang. Zu keiner Phase hatte man in der Langhanshalle das Gefühl, der SG würde die Partie aus den Händen gleiten. Vielmehr spielte sie sich in einen Rausch.
Hilfreich war bei alledem der Traumstart in die Begegnung. Die SG stand hinten sicher und zeigte schnelle Angriffe, ließ sich von der Abwehr nicht stoppen. In der dritten Minute stand es 3:0, wieder nur drei Zeigerumdrehungen später 7:2. Wie sich Jan Fuhrmann beim 5:1 durch die Abwehr arbeitete und aus dem Lauf heraus mit voller Wucht das Tor traf, war sinnbildlich für diese starke Phase. Wolfschlugen musste darauf erst einmal reagieren, nahm die erste Auszeit (7.).
Keeper Thomas Fink ist starker Rückhalt
Doch es änderte sich nichts. Die SG stürmte weiter furios und hatte mit Thomas Fink einen starken Rückhalt. Dass er einen Siebenmeter parierte (9.) und im Gegenzug Jonas Keller mithilfe von Latte und Pfosten gerade so erfolgreich war, passte ebenfalls ins Bild. So war die Heimmannschaft nach einer Viertelstunde mit 10:5 vorne. Als sie dann in Unterzahl geriet und Wolfschlugen auf 8:11 verkürzen hätte können, parierte Fink erneut stark.
Besonders laut wurde es in der Halle, als der Keeper beim Stand von 12:8 einen Wurf ins Gesicht bekam, die Gäste dennoch einen Siebenmeter zugesprochen bekamen. Auch den parierte Fink, lenkte den Ball übers Tor. Und binnen weniger Sekunden stürmte Johannes Csauth anschließend zweimal erfolgreich und stellte auf 14:8. Befände sich ein Seismograf in Beilstein, er hätte in diesen Momenten vermutlich ausgeschlagen. Und Wolfschlugen? Die versuchten es in der Folge ohne Keeper, kassierten aber prompt einen Wurf ins leere Tor zum 9:16 (29.).
Auch in Hälfte zwei gelangen der SG mehrere Ballgewinne mit Würfen ins leere Netz – einmal auch von Keeper Fink. Der Spielstand von 20:12 (35.) war eine Ansage. Csauth war es dann, der beim 24:14 den ersten Zehn-Tore-Vorsprung herausholte (40.). Wolfschlugen schaffte es nicht mehr, sich davon zu rehabilitieren und musste die Schlussphase, in der die SG schwungvoll blieb, über sich ergehen lassen. Mit der Schlusssirene beim Stand von 37:26 tönte dann„Oh wie ist das schön“ aus den Boxen.
Für die SG ist der Sieg ein wichtiger Befreiungsschlag, auch wenn die Saison natürlich noch lang und der Abstiegskampf eng ist. „Man hat heute aber gesehen, welches Potenzial in uns steckt, wenn jeder bereit ist, einen Schritt mehr zu gehen“, sagte Trainer Stauch. Er lobte sein Team besonders für die Disziplin und das Miteinander: „Nach der Niederlage in Leonberg haben die Spieler trotzdem gut trainiert. Und heute im Spiel waren sie füreinander da, es gab kein Egogezocke. Dafür haben sie sich belohnt.“
Daran anzuknüpfen gilt es kommenden Sonntag unter ganz anderen Umständen: Es geht zum abgeschlagenen Schlusslicht TV Oeffingen.
SG Schozach-Bottwartal: Fink, Conrad – Hug, F. Fröschle (3), Linder (6), Csauth (9), Fuhrmann (4), L. Fröschle (1), Kürschner (1), Schneider (3/3), Keller (3), Schulze (7).