Die Fans von Dynamo Dresden machen beim Gastspiel bei der SG Sonnenhof Großaspach mächtig Stimmung. Foto: Pressefoto Baumann

Die SG Sonnenhof Großaspach empfing am Freitagabend die SG Dynamo Dresden zum absoluten Spitzenspiel in der 3. Liga. Hier gibt es den Hintergrundbericht und den Liveticker zum Nachlesen.

Stuttgart - Die SG Sonnenhof Großaspach ist sicherlich die Überraschungsmannschaft der Saison in der 3. Liga. Der selbsternannte Dorfklub steht auf dem zweiten Tabellenplatz und erlebt aktuell die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte. An diesem Freitag (19 Uhr/Mechatronik Arena/) kommt es zum absoluten Spitzenspiel gegen Dynamo Dresden. Unter den Anhängern entwickelt sich eine Fanfreundschaft.

Es war ganz schön was los in den letzten 14 Tagen im sonst eher beschaulichen Großaspach. Die Telefonleitungen in der Geschäftstelle standen nicht mehr still, die Ticketanfragen kamen körbeweise vom Postamt. Am Montag dann die Meldung: Ausverkauft! Erstmals wird ein Pflichtspiel in der 10000 Zuschauer fassenden Mechatronik-Arena im Fautenhau bis auf den letzten Platz gefüllt sein. Der Spitzenreiter Dynamo Dresden gibt sich gegen den Tabellenzweiten die Ehre. Doch der aktuelle Hype kommt nicht von ungefähr.

Das ruhige Umfeld

Es lässt sich sehr gut arbeiten in der schwäbischen Diaspora. Wenig Medienrummel, das mitten im Wald gelegene Club- und Trainingszentrum, dazu Kontinuität auf den Entscheiderpositionen bilden die Basis für das erfolgreiche Arbeiten. Für Sportdirektor Ioannis Koukoutrigas, selbst seit neun Jahren dabei, kommt der aktuelle Erfolg daher nicht von ungefähr. „Wir können absolut fokussiert arbeiten und uns auf das Wesentliche konzentrieren. So lässt sich die Mannschaft gut steuern, aber auch das Drumherum passt. Wir haben eine leistungsorientierte Atmosphäre geschaffen, in der jeder beflügelt wird und alle das hundertprozentige Vertrauen der Vereinsführung spürt“, sagt der Sportchef, der ausdrücklich das Gesamtumfeld des Vereins in den Mittelpunkt stellt. Nach dem Aufstieg in der Saison 2013/14 musste sich der Verein in Rekordzeit den neuen Gegebenheiten anpassen und sich sukzessive professionalisieren. Was gelungen ist.

Der Trainerstab und die Transferbilanz

Die Väter des Erfolges sind ohne Zweifel Trainer Rüdiger Rehm und sein Trainerstab. Rehm, der letzte Saison eine mehrmonatige Auszeit für seine Fußballlehrerausbildung nahm, aber nie ganz weg war und seine Assistenten Mike Krannich und Michael Gurski arbeiten akribisch und entwickeln die Mannschaft kontinuierlich weiter. Aspach spielt einen frischen, offensiven Stil und versteht es auch mit Rückschlägen umzugehen. Acht Siege, nur drei Niederlagen aus 17 Spielen stehen zu Buche, bereits mehrfach konnte das Team einen Rückstand drehen und noch punkten. Dazu kommt die Transferbilanz. Die SG setzt auf junge, hungrige Profis, die anderswo nicht zum Zuge kamen und sich in Ruhe weiterentwickeln wollen. Mit Max Dittgen stellt die SG erstmals in der Vereinsgeschichte auch einen deutschen U-Nationalspieler. „Wir konnten vor der Saison unsere Kaderplanung in aller Ruhe angehen, haben sehr viel gescoutet. Doch es hängt natürlich auch immer vom Spieler selbst ab und von den Jungs die schon da sind. Wie unsere Neuzugänge aufgenommen wurden ist bemerkenswert“, sagt Koukoutrigas.

Die mannschaftliche Geschlossenheit Der Kader hat ein Durchschnittsalter von 23,68 Jahren und gehört somit zu den jüngsten in der Liga. Der Trainerstab versteht es, allen 28 Spielern im Kader das Gefühl zu geben, wichtig zu sein. „Man muss sich nur unsere Bank anschauen bei den Spielen. Wie alle mitfiebern und dabei sind – das gibt es nicht überall. Zudem sind alle bereit, unseren Weg mitzugehen. Keiner neidet dem anderen etwas“, führt Koukoutrigas an. Die Last der Verantwortung wird auf mehrere Schultern verteilt, in Michele Rizzi, Kai Gehring, Christopher Gäng und Timo Röttger hat Rehm gleich mehrere Führungsspieler als verlängerten Arm auf dem Spielfeld. Auch in Sachen Toreschießen zeigt sich die Mannschaft ausgeglichen. Die 33 Saisontreffer gehen auf das Konto von gleich acht Spielern, was die SG schwer ausrechenbar macht.

Wo der Weg noch hinführt? Bei der SG gibt man weiterhin das Erreichen der 40-Punkte-Marke und den Klassenerhalt als oberstes Ziel aus. Doch Koukoutrigas wagt sich schon etwas aus der Deckung. “Wir können auch die Tabelle lesen und wissen um unsere Position. Zu weit in die Zukunft schauen werden wir noch nicht, aber wir sind alle Sportler, wollen das Maximale. Wenn wir in vier Monaten immer noch vorne dabei sind, dann wollen wir natürlich auch hoch“. Es wäre ein weiterer Meilenstein der Vereinsgeschichte. Innerhalb von zwei Jahren von der Regionalliga in die 2. Bundesliga – das haben noch nicht allzu viele Vereine geschafft.

Dresden als Highlight - und der Liveticker

Dresden als absolutes Highlight

Nun kommt also Dynamo Dresden mit seinen berüchtigten Fans in den Fautenhau. Doch wo anderswo ausufernde Sicherheitskonzepte aufgegleist und massive Polizeipräsenz gefordert werden, wenn die Elbflorenz ihre Aufwartung macht, gibt man sich in Großaspach ganz entspannt. Obwohl sich ca. 5000 Dresdner angekündigt haben. Auch das hat Gründe. Alles begann beim Heimspiel der SG in der vorigen Saison. Der knackevolle Dresdner Block sang der Schlager-Chanteuse Andrea Berg, Ehefrau des Vereinsgründers Uli Ferber, ein minutenlanges Ständchen. Der Überlieferung nach zeigte sich die Dame durchaus beeindruckt. Beim Rückspiel in Dresden gelang es den Dynamofans, den DFB davon zu überzeugen, den spärlich besetzten Auswärtsblock mit Dresden-Fans zu füllen, die dann kurzerhand die SG mit anfeuerten. „Das war der absolute Wahnsinn. Schon wie wir in der Stadt empfangen worden sind, dazu der Empfang vor 30000 Fans im Stadion – Gänsehaut! Wir dachten, wir wären in der Champions League“, erinnert sich Koukoutrigas. An diesem Freitag kommt es nun hoffentlich zu einer Neuauflage der freundschaftlichen Beziehung beider Lager. Der Boden dafür ist bereitet. Eine volle Arena, die SG wird in einem eigens angefertigten Sondertrikot spielen, dazu Flutlichtatmosphäre. „Wir freuen uns auf ein Fußballfest, unabhängig vom Ausgang. Die Rahmenbedingungen sind so klasse, es haben sowieso schon beide Mannschaften gewonnen“, frohlockt Koukoutrigas.