Die SG-Handballer hoffen in dieser Saison noch auf den großen Wurf Klassenverbleib. Foto: Baumann

Der Aufsteiger will nicht wieder zum Absteiger werden, wie vor vier Jahren. Doch in der Winterpause fehlen der SG BBM Bietigheim nur zwei Punkte zum rettenden Ufer in der Handball-Bundesliga.

Bietigheim - Mit zunehmender Spieldauer hat der Untergrund in der Egetrans-Arena immer mehr Probleme bereitet. Der über der Eisfläche der Halle verlegte hellblaue PVC-Boden für Handball produzierte bedenkliche Bodenwellen, das waren fast schon Auflösungserscheinungen. Nicht bei der Mannschaft. Die verlor zwar gegen Rekordmeister THW Kiel 21:32 (11:14), konnte aber zumindest eine Hälfte lang mithalten, so dass Trainer Ralf Bader sagte: „Wenn wir mit sechs, sieben Toren verlieren, sagen alle super, so sind sicher ein paar Zuschauer enttäuscht – ich auch.“

Dennoch bleibt zu Beginn der Bundesliga-Rückrunde das Fazit: „Wir liegen im Soll.“ Die erreichten sechs Punkte waren sein ursprüngliches Ziel bis Weihnachten, auch wenn es sicher ein, zwei mehr sein könnten. Doch zuletzt ging die Mannschaft gegen vermeintliche Gegner auf Augenhöhe in Lemgo und Stuttgart sowie zuhause gegen Erlangen leer aus – das könnte sich rächen. Doch wie sagt der Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann: „Bei Bietigheim ist noch nicht Hopfen und Malz verloren.“ Der Aufsteiger wurde schließlich als potenzieller Absteiger Nummer eins gehandelt und hat gezeigt, dass er in der Bundesliga mithalten kann, so sieht es auch Stuttgarts Trainer Jürgen Schweikardt: „Sie spielen zurecht erste Liga.“

Fragt sich, wie lange. Vor vier Jahren hatte die SG schon einmal – völlig überraschend – den Sprung ins Oberhaus geschafft und ist sang- und klanglos abgestiegen, am Ende fehlten 14 Punkte ans rettende Ufer. Doch die Vorzeichen haben sich geändert. Damals gab es ausnahmsweise gleich vier Absteiger, inzwischen nur noch zwei (im Vorjahr reichten so 16 Punkte). Und der Rückstand auf den Tabelle-16. VfL Gummersbach beträgt lediglich zwei Zähler, das macht Hoffnung.

Genau wie der Spielplan. Die SG bestreitet ihre acht Heimspiele 2019 allesamt gegen Mannschaften aus dem unteren Tableau – und sonntags. Das ist ein nicht zu unterschätzender Faktor. Denn der Donnerstag wird von den Fans nicht angenommen. „Das ist hier schwierig, wegen der Verkehrsanbindung“, weiß Ex-DHB Präsident Bernhard Bauer, der inzwischen im SG-Beirat sitzt und nicht nur wegen der Rekordkulisse von 3572 am Samstag sicher ist: „Die Mannschaft kann mithalten.“

Zudem hegt Bader die nicht unberechtigte Hoffnung, dass sich der Reifeprozess der Mannschaft rasch fortsetzt. „Sie hat sich schon gesteigert und auch das Potenzial.“ In der Breite ist der Kader mit 22 Mann bestens aufgestellt, so dass auch Ausfälle kompensiert werden können, sofern er nicht gerade Jonas Link heißt. Der Schlüsselspieler verletzte sich beim Gastspiel in Stuttgart am Oberschenkel und wurde auch gegen die Kieler vermisst. So sah es auch deren Trainer Alfred Gislason: „Aufsteiger haben es immer schwer, erst recht wenn wichtige Spieler fehlen.“

Und dazu noch die Cleverness. Gegen den THW hielt das Team dank Torwart Domenico Ebner (13 Paraden vor der Pause) einige Zeit mit, davor gegen Erlangen ließ sich das Team in der Schlussphase aber noch einen Vorsprung und zumindest einen Punkt aus der Hand nehmen. „In der Bundesliga wird jeder Fehler gnadenlos bestraft“, sagt Ebner.

Ob Link am Mittwoch im Derby beim Frisch Auf Göppingen wieder mitspielen kann, wird sich kurzfristig entscheiden. Heiß hergehen wird es auf jeden Fall, schließlich brennt der Traditionsclub auf Revanche, nachdem Frisch Auf das Hinspiel überraschend verloren hat. Dennoch will Bader bei Link kein Risiko eingehen. Dazu stehen im neuen Jahr noch zu viele wichtige Spiele an. Im Kampf um den Klassenverbleib. Sollte der nicht gelingen, wäre das kein Handbruch. Die SG setzt auf Nachhaltigkeit, der Plan sieht vor, sich bis spätestens 2021 in der Liga zu etablieren. Wobei keiner was dagegen hätte, wenn diese Vorsätze schon im neuen Jahr in Erfüllung gehen würden.