Mit Kreide schreiben die Aktivistinnen wie Maya Dempf das Erlebte auf die Straße (Symbolfoto). Foto: imago/Panthermedia/SKatzenberger

Die Gruppe Catcalls of Stuttgart stellt sich mit Kreide und heftigen Geschichten gegen das unangenehme Hinterherrufen oder Pfeifen, das vor allem viele Frauen im Alltag erleben.

Vom „hey Süße“ bis zur angedrohten Vergewaltigung – auf der Straße, im Park oder im Einkaufcenter: Vor allem Frauen erleben im öffentlichen Raum sogenanntes Catcalling, also anzügliches und belästigendes Rufen oder Pfeifen, das meist von Männern ausgeht. Dagegen engagiert sich die Stuttgarter Gruppe Catcalls of Stuttgart mit Straßenkreide. Typische Fälle und Sprüche schreiben Aktivistinnen wie die 21 Jahre alte Maya Dempf auf die Straße, machen ein Foto davon und stellen es auf Instagram. Die Idee dazu kam aus anderen Städten, vergleichbare Kreide-Aktionen und Accounts gibt es vielerorts.

„Damit wollen wir den Raum zurückerobern und auf das Problem aufmerksam machen“, sagt sie. Seit einigen Monaten engagiert sich die Studentin nun in der Gruppe. Sie wollte sich selbst gegen das Problem engagieren, problematische Erfahrungen musste sie, wie fast alle Frauen, die sie kennt, selbst schon machen. „Das begleitet einen überall“, sagt Dempf. Sie selbst meidet inzwischen manche Orte, wie beispielsweise den Wasen oder bestimmte Clubs, doch theoretisch könne einem das an fast jedem Platz passieren, meint die Studentin.

Es sind üble Sätze, die wachrütteln sollen

Entsprechend öffentlichkeitswirksam hat Catcalls of Stuttgart auch zuletzt auf viel besuchten Straßen und Plätzen die Erfahrungen vieler Frauen vermerkt. Es sind üble Sätze, wie „Blas mir einen“ oder „Ihr braucht Schwanz“, die nun etwa auf der Königstraße plakativ mit dem Aufruf, solche Belästigung zu stoppen, stehen. „So sind Menschen dazu gezwungen, darüber nachzudenken“, erklärt Maya Dempf die Aktionen der Gruppe. Auch wenn meist weiblich gelesene Menschen von solchen Angriffen betroffen sind, ist es der Aktivistin wichtig, auch Männer anzusprechen. Schließlich gebe es auch Männer, die sexualisierte Gewalt erfahren mussten.

Wer selbst solche Situationen erlebt hat, kann sich an die Gruppe wenden und das Erlebte landet dann, natürlich ohne die Nennung der Namen, auf der Straße und im Internet.

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In anderen Ländern sei das sogenannte Catcalling strafbar, entsprechende Gesetze brauche es auch in Deutschland, erklärt Maya Dempf. „Mit Komplimenten hat das nichts zu tun, das ist sexualisierte Belästigung“, sagt sie. Neben Gesetzen sei aber das gesellschaftliche Umdenken wichtig. Dempf erklärt, das sogenannte Catcalling sei Teil einer Rape Cultur (von englisch rape „Vergewaltigung“, und culture „Kultur“), die sexualisierte Gewalt normalisiere. Das sogenannte Catcalling sei Teil dieser Kultur. Auch künftig will die Gruppe deshalb mit ihren Messages auf das Thema aufmerksam machen.